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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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an diesen Gedanken, Atchafalaya. Du wirst keine Größe erleben, ob es dir gefällt oder nicht.
    Nachdem sie Clydes Schutzbrille zurechtgerückt hatte, fuhr Claire über sein geschecktes Fell. »Was ist das? Eine Art Räude?« Der Ziegenbock meckerte ärgerlich, als Flocken trockenen Pelzes von seiner struppigen Flanke rutschten. »All right. Ich werde mich darum kümmern.« Claire nahm seufzend eine Probe und tätschelte die Tiere, die bald zufrieden wieder exotisches Unkraut mampften.
    Echos von Gewehrfeuer und erschütternden Explosionen prasselten gegen die Wände, als sie an der Zimmerfolge ihrer Mutter vorbeikam. Musik plärrte – die Passagen eines alten Films, die Daisy für eine Unterhaltungsgruppe des Netzes zusammenschnitt. Obwohl sie ständig behauptete, die Industrie zu hassen, war die Sachkenntnis Daisys für das Komprimieren von Filmklamotten aus alter Zeit legendär. Sie konnte geschickt neunzig langweilige Minuten in rasante vierzig oder weniger zusammenraffen, indem sie das träge Tempo von Klassikern wie The Terminator oder Deliverance dem zeitverschlingenden Appetit moderner Zuschauer anpaßte.
    Oder für andere, die von einem bestimmten Film mehr haben wollten, würde Daisy McClennon das Original dehnen… durch Hinzufügung von Material aus Filmarchiven oder sogar mit von Computern erzeugten Extrapolationen. Das erbrachte ein laufendes Einkommen, welches ihr erlaubte, den verhaßten Familienfundus verächtlich zu verschmähen.
    Die meiste Zeit.
    Außerdem hatte eine Karriere durch Arbeit fürs Netz einen weiteren Vorteil – Diese Beschäftigung ermangelte jedes deutlichen Einflusses auf die reale Umgebung der Erde.
    »Tritt leicht auf die Zehen unserer Welt« war das Motto einer von Daisys Ökofreak-Organisationen jener Art, deren Mitglieder die Schuhe in ihren Häusern nicht auszogen, sie aber statt dessen ablegten, ehe sie hinausgingen. Diese besondere Gruppe hatte als ihr Totem-Emblem einen wilden chinesischen Drachen, der gewunden und bösartig eine wütende, verletzte Ökosphäre darstellte, die von einer übervölkerten, pestbringenden Menschheit gemästet wurde. Die gleiche reptilische Ikone erstreckte sich über dem Kamin des Hauptwohnzimmers, Daisys Lieblingsplatz in der Villa, der aber nur noch selten von Claire aufgesucht wurde.
    Zum Teufel, sie hatte schon so verdammt viel damit zu tun, den Rest davon zu betreuen! Claire fluchte heftig, als sie sah, daß Daisy sogar versäumt hatte, den Müll fortzuschaffen, was auf deren Liste häuslicher Verrichtungen stand. Nicht zufrieden mit den normalen fünf Recyclingtonnen, hatte ihre Mutter für ihr Haus auf zwölf bestanden. Und noch drei Komposthaufen. Dann waren da noch der Seifenhersteller, der Joghurtmacher, die Zwergbrauerei…
    Claire dachte an einen neuen modischen Trend unter ihresgleichen. Oh, ich würde einen guten Siedler abgeben. Ich kann Heilkräuter ziehen, mein Papier selbst herstellen, Tinte aus Borken- und Lampenruß mahlen… und die Dichtungen der Wasserpumpen selbst reparieren, da Mutter es ablehnt, Ersatzteile von Herstellern zu kaufen, die die Erde ausplündern.
    Das Stadtvolk, welches ertragreiche Gärten und einige Enten mit gestutzten Flügeln auf dem Dach hielten und dabei gern vorgaben, das mache sie streng und unabhängig, wobei sie fröhlich alles ignorierten, worin sie noch auf das nährende Netz der Gesellschaft zählten, die Röhren und Leitungen, die reines Wasser, Energie und Gas zuführten… und einen ständigen Strom von Abfall beseitigten. Ironischerweise wuchsen nur wenige Kinder besser für eine neue Heimstätte qualifiziert auf als Claire. Und wenige verlangten so wenig danach.
    Welcher vernünftige Mensch würde schließlich Lust haben, so zu leben?
    Oh, es war moralisch und sinnvoll, seine Einwirkung zu reduzieren – bis zu einem gewissen Grad. Darüber hinaus gab es viel zu sagen über arbeitssparende Geräte. Claire schwor, daß ihr eigenes Heim einen Mikrowellen-Ultraschall-Herd haben würde. Und bitte eine elektrische Müllentsorgungsanlage. Und vielleicht wenigstens für die Feier des ersten Jahres eine ungehörige, unerschöpfliche Gallone Eiscreme aus dem Laden.
     
    Während sie ihr verschwitztes Arbeitszeug in der Geborgenheit ihres privaten Zimmers auszog, pausierte Claire an einem Regal mit Erinnerungsstücken, die ihr Vater von Reisen über die ganze Erde mitgebracht hatte. Eine zehn Millionen Jahre alte Spinne, eingeschlossen in dominikanischem Bernstein, lag bei Fossilien aus der

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