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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Afar-Wüste und einem schönen Hartholzdelphin, geschnitzt von einem brasilianischen Ingenieur, den Logan in Belem getroffen hatte.
    Ihre Mineraliensammlung war wirklich Weltklasse.
    Und da gab es auch eine liebevoll polierte Platte aus hellgrünem Smithsonit neben seinen Vettern Jadeit und verlockendem Malachit. Mehr gelblich als grün, war der hypnotische, durchscheinende Autainit aus Frankreich gekommen und der purpurne Erythrit tief aus dem Atlasgebirge von Marokko.
    Keines dieser Mineralien war besonders selten, nicht einmal die Scheibe aus schimmerndem Quarz von ›Stern‹-Qualität über ihrem Spiegel, wo sie ihr rötlich-braunes Haar auflöste und nach einzelnen Tröpfchen aus Tonys Teich absuchte. Sie nahm die Kristall-Linse und betrachtete dadurch ihr Bild mit dem Wunsch, die Glanzlichter, die sie ihrem Haar verlieh, möchten irgendwie in die reale Welt übertragen werden, wo sie andere Mädchen so oft um ihre glänzenden Locken beneidete.
    Als Kind hatte sie das Stück Quarz für zauberkräftig gehalten. Aber Logan hatte betont, daß es ein geläufiges Mirakel wäre. Die Erde enthielt Adern und Flöze und ganze Ströme wundervoller Mineralformen, die nur ein erfahrenes Auge brauchten, um entdeckt und eine geschickte Hand, um hergerichtet zu werden. Im Gegensatz dazu war Claire erschüttert worden, als ein Onkel glaubte, ihr zu einem Geburtstag mit einem ›einzigartigen‹ Geschenk eine Freude machen – einem Stück versteinerten Baumstamms. Sie hatte danach Wochen gebraucht, seine Herkunft herauszubringen und es dann anonym wieder dem versteinerten Wald zu schenken, aus dem es ursprünglich gestohlen worden war.
    Natürlich gab es Unterschiede. Viele gewöhnliche Dinge konnten schön und sogar zauberhaft sein. Aber in einer Welt von zehn Milliarden Menschen konnte man keine echten Raritäten besitzen. Wenigstens in diesem Punkt stimmten sie, Logan und Daisy überein.
    Claire legte den Kristall zurück. Neben dem Spiegel lagen ihre Lieblingsschätze, einige schöne Pfeilspitzen aus Hornstein. Keine archäologischen Relikte, sondern noch besser. Logan hatte ihr beigebracht, sie selbst zu behauen – auf einer ihrer allzu seltenen Campingreisen. Um fair zu sein, mußte Claire zugeben, daß ihre beiden Elternteile sie nützliche Dinge gelehrt hatten. Nur schienen Logans Lektionen immer mehr Spaß zu machen.
    Unter dem Fenster, in ihrem vernachlässigten Modell des Bonnet Carre Spillway, zuckte Isador, ihr geliebter Mäuserich, mit der Nase, als Claire stehenblieb, um ihn zu streicheln und mit Samenkörnern zu füttern.
    Die Wandschirme ihres Netzes flimmerten im Leerlauf und zeigten neue Aufgaben von der Fernschule in Oregon. Aber Claire suchte erst nach persönlichen Botschaften. Und da blinkte tatsächlich ein Signal ihres Vaters auf dem Dringlichkeitsschirm! Auf einen gesprochenen Befehl hin leuchtete ein helles Bild von Logan Eng auf, wie er auf einer Klippe über einer Bucht mit strahlend blauem Wasser stand. Um Energie zu sparen, nahm sie die Nachricht in schriftlicher Form entgegen. Es erschienen Buchstabenzeilen.
     
    (E)HI MICRO-BIOTA. SAH HIER IN SPANIEN ERSTAUNLICHE DINGE. ›HAARSTRÄUBEND!‹ (SIEHE BEIGEFÜGTES PIX.)
    HABE VERRÜCKTE THEORIE, DIESE EREIGNISSE ZU ERKLÄREN.
    HABE EINEN ARTIKEL GESCHRIEBEN FÜR EIN SPEC-FACT SIG. WENN ICH RECHT HABE, GEHT ETWAS HÖCHST FAULES VOR SICH!
    BEIGEFÜGT FÜR DICH EIN AUSZUG ZUM ANSEHEN, WENN DU LUST HAST. ETWAS TECHNISCH. IDEE WAHRSCHEINLICH UNSINN. ABER DU KÖNNTEST DIE ZUSAMMENFASSUNG AMÜSANT FINDEN.
    BESTE GRÜSSE AN DAISY. SAG, ICH WERDE ZUM ESSEN KOMMEN NACH ERLEDIGUNG VON SCHREIBTISCHARBEIT IM BÜRO.
    ICH LIEBE DICH, SCHATZ. – DADDY G
     
    Claire lächelte. Man erwartete nicht, daß er sich selbst ›Daddy‹ nannte. Das war ihre Zuneigung.
    Sie berührte das Schild DATEN ANBEI und rief Logans spekulativen Artikel auf. Claire erkannte das Netz-Zine, dem er ihn unterbreitet hatte… einem, wo Wissenschaftler informell sein konnten, ohne ihren Ruf zu gefährden. Sie hatte eine Ahnung, daß Logan diesmal wirklich ein reifes Stück liefern würde.
    Dann runzelte sie die Stirn. Plötzlich mißtrauisch, fragte Claire ihr Sicherheitsprogramm ab.
    »Verdammt!« fluchte sie und stampfte wütend mit dem Fuß.
    Logans Signal war nach Eingang geklaut worden. Und man mußte kein Genie sein, um zu wissen, wer der Gauner war. »Verdammt, Daisy!«
    Die alte Generation schien im ganzen keinen Respekt für Privatleben zu haben; aber dies war geradezu

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