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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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weil dies Thema für sie nicht so bedeutsam war wie der letzte Streit?
    »Die Leute reden so, als ob die alten Tage kapitalistischer Plünderer an den Stränden von Vanuatu und mit der Eroberung von Vaduz geendet hätten«, hatte sie gerade am letzten Sonntag erklärt bei einem Dinner von Neo-Cajun gedunkeltem Sojakuchen. »Aber ich weiß es besser. Sie sind noch hier, hinter der Bühne, die Profitmacher und Geldhaie. Gesetze gegen Geheimhaltung haben sie bloß in Deckung getrieben.
    All dies Gerede darüber, daß man Steuerpolitik benutzen sollte, um ›soziale Ausgaben zu veranschlagen‹… – was für eine blöde Idee! Der einzige Weg, Verderbern Einhalt zu gebieten, besteht darin, daß man sie an die Wand stellt und erschießt.«
    Dies aus dem Munde einer Vegetarierin, die es für Mord hielt, einer perennierenden Pflanze zu schaden! An einer Stelle während des Essens traf Logans Tochter sein Auge. Ich brauche mit Daisy bloß bis zum College zu leben – schien Daisys mitfühlender Blick zu sagen – Du mußtest mit ihr verheiratet sein!
    Tatsächlich genoß Logan perverserweise diese monatlichen Konfrontationen mit Daisys Fanatismus. Unter seinen Ingenieurkollegen hatte er so oft die pro-gaianische Partei bei Diskussionen vertreten, daß es geradezu erfrischend war, wenn die Rollen gelegentlich vertauscht wurden.
    Ideologien sind auf jeden Fall zu verführerisch. Es tut einem Mann gut, die Dinge von einer anderen Seite zu sehen.
    Man nehme die Szene von diesem Damm aus! Logan fand es schwer, sich über einfache Abwässer aufzuregen. Es war doch schließlich Biomasse, die direkt den Golf als Ziel hatte. Nichts wirklich Ernstes, wie Schwermetalle in einer Wasserführung oder Nitrate in einem See. Das braune Zeug da draußen würde kein angenehmes Trinkwasser liefern. (Aber wer trank überhaupt aus dem Mississippi?) Doch der Ozean konnte eine höllische Menge Dünger absorbieren. Stromabwärts gab es keine Städte, daher schauten Beamte weg, wenn die Alte Dame… undicht war. New Orleans hatte sowieso spezielle Probleme.
    Von der Höhe des bespritzten Deichs erspähte Logan die massive Flutsperre, welche die Stadtväter gegen aggressives Hochwasser gebaut hatten. Der Preis für dieses imposante Bauwerk lag hinter ihm – eine Stadt, noch elegant und stolz, aber durch Vernachlässigung ruiniert.
    Logan hatte Alexandria, Rangun, Bangkok und andere bedrohte Städte bereist, die ähnliche Panoramen von Glanz und Verfall aufwiesen. Manchmal hatte sein Rat wirklich geholfen, wie in Salt Lake, wo der ansteigende Binnensee jetzt eine blühende, versunkene Stadt umgab. Aber öfters kam er heim mit dem Gefühl, Schlammfluten mit seinen bloßen Händen bekämpft zu haben. Offenbar hatte der Tod von Venedig niemanden etwas gelehrt.
    Manchmal muß man einfach Abschied nehmen.
    Hier in New Orleans arbeiteten ernste Männer und Frauen an der Rettung ihrer einzigartigen Stadt. Kürzlich hatte er der Stadtverwaltung geholfen, siebzehn Blocks der Innenstadt davor zu bewahren, daß sie weiter in dem immer weicher werdenden Boden versänken. Heute abend würden sie ihn mit einer Nacht im alten Französischen Viertel belohnen, das immer noch munter und voller Leben war – obwohl die Dixiemusik jetzt von diesen Barrikaden längs des Flusses widerhallte und die Containerschiffe und Tanker auf gleicher Höhe mit Balkons aus Schmiedeeisen vorbeizogen.
    Einmal mußte er einfach weggehen, um seine klingenden Ohren abzukühlen und die scharfe Küche sich beruhigen zu lassen. Er entschuldigte sich und schlenderte durch den dumpfen, nach Jacaranda riechenden Abend, machte Liebespaaren Platz und wandernden Gruppen von Ra-Jungen, die herumstrolchten. Der Big Easy war immer noch Klasse. Auch im Verfall ein Hauch schäbigen Glanzes, und sogar die unvermeidlichen Gangstertypen glaubten an Höflichkeit.
    Er lauschte auf die Signalhörner der Schiffe und dachte an die Seekühe, die dieses Gebiet einst bevölkert hatten, als La Salles erste Männer ihren Weg durch endlose Marschen stakten und Äxte gegen Pelze tauschten. Natürlich waren die Seekühe längst verschwunden. Und bald – relativ bald – würde es auch New Orleans sein.
    Der Tod einer Stadt beginnt mit ihren Fundamenten. Die Franzosen hatten eine weite Fläche von Bayous und Schilfbetten angetroffen, wo der Mississippi weit in den Golf hinein Schlick ablagerte. Das stellte ein Problem dar. Du willst an der Mündung eines Flusses eine Stadt erbauen, aber an welcher Mündung? Natürliche

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