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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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linken Auge und eine blasse, blutarme Gesichtsfarbe. Seine Angst bringt ihn fast um. Und wem würde es nicht so gehen – nach dem, was er gerade losgelassen hatte?
    »Telemetrie kommt herein«, meldete ein Techniker. »Unser Strahl ist am Ziel ausgetreten, hat die Siedlung um sechs Komma zwei Kilometer verfehlt mit einer Kopplungsimpedanz an der Oberfläche von achtzehn Kilowatt… mit Null Komma neun metrisch nach Hawkins. Das paßt auf achtundneunzig Hundertstel zu Wasser-Eis der Oberflächendichte…«
    Eine andere Stimme mischte sich ein. »Überlagerungsfrequenzen auf der sechsten, neunten und zwölften Harmonischen, dominant. Sehr schwach. Maximale dynamische Belastung während jedes Pulses nie über sechs Ge…«
    »Zielflugbahn berechnet«, verkündete ein dritter Mann. »Jetzt auf dem Schirm.«
    Auf dem Kartenglobus leuchtete ein Punkt auf nahe der Westküste Grönlands. Von diesem Punkt stieß ein Lichtspeer radial in den Weltraum. Zunächst pfeilgerade, krümmte er sich dann, als das ruhigere Schwerefeld der Erde den kleinen Berg packte, den ihr Strahl aus dem alten Gletscher herausgerissen hatte. Der Punkt, welcher den sausenden Eisberg bezeichnete, bewegte sich aber sehr schnell, und die planetare Sphäre mußte zum Ausgleich schrumpfen.
    Wie mit selbst diesem hohen Tempo unzufrieden lief eine gestrichelte Linie dem Punkt voraus und bezeichnete den künftigen Weg des gefrorenen Geschosses. Die Erde verkleinerte sich in der unteren rechten Ecke des Tanks, und oben rechts glitt ruhig ein perliger Globus auf die Bühne.
    Teresa stieß einen Schrei aus. »Du kannst das nicht ernst meinen!«
    Alex neigte den Kopf. »Hast du Einwände?«
    »Was soll das nur? Auf dem Mond lebt niemand.« Teresa klatschte in die Hände. »Mach es, Alex! Triff ins Zentrum!«
    Er grinste ihr zu und wandte sich wieder dem Bildschirm zu, um zu beobachten, wie ihr Projektil die Marke der halben Strecke passierte und seinem Rendezvous entgegeneilte. Teresa legte unbewußt Alex eine Hand auf die Schulter.
    Noch nie hatte jemand versucht, den Gazer in solchem Maßstab zu betreiben. Gewiß hatten Glenn Spiveys Leute Instrumenteneinheiten dort deponiert, wo man erwartete, daß Strahlen austreten würden. Aber keiner hatte jemals einen Strahl so stark und vorsätzlich mit Objekten an der Oberfläche gekoppelt. Andere würden sicher bemerken, wie knapp der Strahl einen von Spiveys Resonatoren verfehlt hatte. Sie würden erkennen, wie präzise Alex diesen Schneeball geworfen hatte.
    »Telefonanruf aus Auckland!« meldete der Kommunikationsoffizier.
    Nicht weit entfernt schaute Pedro Manella auffällig auf seine Uhr. »Der Oberst ist spät dran. Sie müssen ihn aus dem Bett geholt haben.«
    »Dann laßt ihn nur noch etwas warten!« sagte Alex. »Ich möchte lieber mit ihm sprechen, nachdem er über einiges nachgedacht hat.«
    Spivey mußte jetzt ein Display wie dieses beobachten. Ebenso zweifellos seine Vorgesetzten. Die gestrichelte Linie wurde zu einer durchgehenden, als der leuchtende Punkt auf das vertraute, von Kratern gezeichnete Bild der kleinen Schwester der Erde zulief. Niemand atmete, als er sich beschleunigte und dann auf dem nördlichen Quadrant des Mondes auftraf und in einem jähen, blendenden Glitzern geschmolzenen Sprühregens verschwand.
    Natürlich gewann Manella als erster wieder die Sprache zurück, obwohl auch er Zeit brauchte, um reden zu können.
    »Hm, gut, Lustig. Das sollte ihnen für einen Tag oder so Grund geben zu pausieren.«
    Teresa fühlte unter ihren Händen, wie angespannt Alexens Muskeln waren. Aber äußerlich behielt er für die anderen ein Gebaren zuversichtlicher Ruhe.
    »Das erwarte ich. Für einen Tag oder so.«
    ¤
    Unsere Mutter, die Du unter uns bist, wie auch immer Dein Name…
    Du erhältst uns, nährst uns, bringst uns die Gabe des Lebens.
    Höre die Gebete Deiner Kinder und vergib uns unsere Verfehlungen.
    Verwende Dich für uns und um jener anderen Leben willen, groß und klein, die leiden, wenn wir irren.
    O Mutter, wir bitten Dich. Hilf uns, der Gefahr ins Auge zu schauen und weise zu sein…

 
• HYDROSPHÄRE •
     
    Ich höre euch, dachte Daisy McClennon, als sie die Elemente zusammenfügte, die sie brauchte… Hilfsmittel, die sie gekauft, gestohlen, erzwungen oder selbst konstruiert hatte während der letzten hektischen und schlaflosen Tage.
    Ich höre euch, sagte sie im Geiste den Stimmen, die durch das weite Chaos des Netzes vibrierten, läuteten und widerhallten. Und mich

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