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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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einmischen ist genau das, was ich jetzt vorhabe.
    Oh, es gab solche, die sie immer noch für ihr Werkzeug hielten… so wie ein Hund denken mag, der einzige Lebenszweck eines Menschen sei, Stöcke zu werfen und den Büchsenöffner zu bedienen. Aber gerade jetzt, als sich ihre Pläne dem Gipfel näherten, so würden das auch ihre eigenen tun. Und unter vergrabenen Ebenen und Täuschungen lagen immer noch tiefere Schichten.
    Bald, sagte sie jenen, die elektronisch beteten – bald werdet ihr alle von den Kümmernissen erlöst sein, die euch bedrücken.
    Bald werdet ihr die Wahrheit wissen.

 
     
     
TEIL X

PLANET

Porträt der Erde bei Nacht.
    Selbst auf seiner Nachtseite glühte der neugeborene Planet. Emporquellendes Magma durchbrach seine dünne Kruste, und Meteorspuren erleuchteten die im Schatten liegende Hemisphäre. Später, nachdem sich das Weltmeer gebildet hatte, schimmerten seine nächtlichen Fluten unter dem perligen Schein des Mondes. Denn während der nächsten zwei Milliarden Jahre glühten Brüche unter den weiten Gewässern, und Blitze überstrahlten die schimmernde Phosphoreszenz aufkommenden Lebens.
    Die nächste Phase währte fast ebenso lange und war gekennzeichnet durch Entstehung von Kontinenten, gesäumt von Ketten feuriger Vulkane. Schließlich verlangsamten riesige Konvektionszellen die granitene Promenade. Und dennoch wurden die irdischen Nächte immer noch heller. Denn jetzt schmückte neues Leben das Land mit ausgedehnten Wäldern, und die Luft war reich an Sauerstoff. Darum erhellten Flammen hier ein Tal, dort eine Wiese… manchmal eine ganze Ebene.
    Im allerletzten Moment erschienen kleine Lagerfeuer – winzige Bedrohungen der Herrschaft des Abends. Indessen blitzten bisweilen Klingen im Grasland auf, wenn Jäger in Panik versetzte Tiere zu Abhängen trieben.
    Dann sprachen ganz plötzlich trübe Flecke von der nächsten Neuerung – Städten. Und als die Elektronen gezähmt waren, erblühten die Städte der Menschen zu blitzenden Juwelen. Die Nachtseite wurde rasch heller. Ölquellen fackelten natürliches Gas ab, um ihr Heraussaugen von Petroleum in der Tiefe zu erleichtern. Lichter der Fischer säumten die Küsten. Siedler legten die Fackel an Regenwälder. Ketten zuckender, nadelspitzer Lichter zeigten die Schiffsrouten und Luftkorridore an.
    Es gab auch dunkle Senken. Die Sahara. Tibet. Die Kalahari. Die schwarzen Zonen wuchsen sogar an. Die Methanfeuer flimmerten und erloschen. Ebenso die Lichter der Fischer.
    Auch Städte dämpften ihre Extravaganz. Während sich die bebauten Flächen weiter ausdehnten, verschwand das frühere grelle Neonlicht wie eine Jugenderinnerung. Die übersprudelnde Show war nicht ganz vorbei, schien aber abzuklingen. Als die Nacht wieder ihren Einzug hielt, konnte jedes Publikum das nahende Ende erkennen.
    Aber man drehe an der Skala und betrachte das Antlitz des Planeten bei Nacht – in Radiowellen.
    Brillanz! Strahlende Glorie. Die Erde verdorrt. Und gleichzeitig leuchtet sie heller als die Sonne.
    Vielleicht ist doch noch nicht alles vorbei.
    Nicht ganz.

¤ Nationale Staaten sind archaische Überreste aus Zeiten, da jedermann den Stamm jenseits des Berges fürchtete, einer Haltung, die wir uns nicht mehr leisten können. Man sehe nur, wie Regierungen auf dieses jüngste Ungemach reagieren – sie klagen sich mit jämmerlicher Stimme gegenseitig an, halten die Öffentlichkeit aber nach gemeinsamer Übereinkunft in Unwissenheit. Es muß etwas geschehen, ehe diese Idioten uns alle vernichten.
    Haben Sie das Netzgespräch über zivilen Ungehorsam der Massen gehört? Natürlich reines Chaos. Nicht einmal Buddhisten oder NoAm GaKis können so kurzfristig etwas organisieren. Also geschieht alles von selber! Gestern hat Han es aufzuhalten versucht… befohlen, alle chinesischen Netzverbindungen abzuschalten – und stellten fest, daß sie das nicht konnten! Zu viele alternative Routen und Wege, um Sperrpunkte zu umgehen. Die gestörten Verbindungen wurden einfach umgangen.
    Geben die Nationalstaaten also acht? Zum Teufel – nein! Sie tun nur das, was Nationalisten immer machen – sie kuschen. Sie mahnen zur Geduld. Sie werden uns am Dienstag alles darüber erzählen. Prima!
    Ich sage, es ist Zeit, sich ihrer zu entledigen, ein für allemal!
    Da ist nur noch das Problem, wodurch wir sie ersetzen.

 
• KRUSTE •
     
    Crats beschwerte Stiefel waren so schwer anzuheben, daß er über den Meeresboden schurren mußte und Schlammfahnen hochstieß, die sich

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