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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Damit hätte ich nicht gerechnet. Er wusste nicht, dass ich es schon weiß.
    »Weiß deine Mutter davon?«
    Ich könnte schwören, dass ihm bei der Frage ein Schauer über den Rücken läuft.
    »Ist sie nett zu dir?«
    »Ja, sehr.«
    »Dann weiß sie es noch nicht.«
    Auf Udos Stirn bilden sich kleine Tröpfchen. »Wie meinst du das?«
    »Wie soll ich das schon meinen? Du sammelst dreckiges Spülwasser in Flaschen im Keller neben dem Vorratskeller und dem Bierkeller eines gastronomischen Betriebs. Und darüber sammelst du noch mehr von dem Zeug. In Jahrgängen geordnet. Also große Mengen.«
    »Aber doch alles ganz sauber!«
    »Klar. Und Herr Kau fängt demnächst damit an, große Schränke mit Schimmelpilzkulturen in Petrischalen zu füllen.«
    »Das ist doch was anderes.«
    »Tatsächlich?«
    Die Rottönung geht in Magenta über und erreicht Udos Hals und seine Ohren. »Ja, sicher. Ich benutze Glasflaschen. Ich fülle sie bis zum Rand auf und verschraube sie gründlich. Es kann sich so weder Schimmel noch Gas bilden. Es bleibt alles sauber.«
    »Mensch, Udo, erklär das mal dem Gesundheitsamt. Und dann meiner Mutter, wenn die ihr den Laden zumachen!«
    »So habe ich mir das alles nicht vorgestellt.« Damit meint er nicht die Gefahr für den ›Kölsche Klüngel‹. Schwimmen seine Augen etwa?
    »Tut mir leid, ich wollte dich gar nicht so hart angehen. Du musst nur einsehen, dass dieses Hobby in der Nähe einer Kneipe früher oder später zur Katastrophe führt.«
    Udo lässt seinen Kopf tief auf seinen Brustkorb sinken.
    »Warum machst du das denn überhaupt?«, frage ich ihn. »Ich meine, höchstens das Sammeln von Klorandkotkrusten könnte ekeliger sein.«
    »Es ist nicht so einfach.«
    »Dann versuch doch mal, meine Intelligenz auszureizen!«
    Udos Mundwinkel gehen leicht nach oben, und die Augen wechseln vom Leid zur Leidenschaft für sein Hobby. »Das willst du doch gar nicht wissen.«
    »Gut möglich. Also überzeuge mich.«
    Udo atmet tief durch. Er sieht aus, als würde er eine hochkomplexe Begründung sortieren müssen. »Wie viel Zeit verbraucht ein alleinstehender Mensch in einer Industrienation ohne Spülmaschine mit dem Akt des Spülens? Wie viel Wasser wird dabei verbraucht? Wie viel Spülmittel? Du brauchst nicht zu überlegen, du wirst nicht darauf kommen. Es sind im Durchschnitt 219 Stunden im Jahr. Das sind auf ein durchschnittliches Leben hochgerechnet ganze zwei Jahre Lebenszeit. 3650 Liter im Jahr, 292 Kubikmeter im ganzen Leben! Nur von dem Spül, der von einer einzigen Person verursacht wird – ohne Besuch. Damit kann man ein ganzes Nichtschwimmerbecken füllen. Selbst wenn man mit dem Spülmittel sparsam umgeht, braucht man davon drei Liter im Jahr. Das sind 240 Liter im Leben. Und wir reden hier nur vom Geschirrspülen. Wir waschen aber auch unsere Wäsche, uns selbst, unsere Autos, dann die Industrie …«
    »Du willst also gegen Umweltsünden protestieren?«
    »Nein, es ist mir wichtig, das Profane zu würdigen. Die Zeit, das Wasser und das Spülmittel werden benutzt und gebraucht. Es interessiert niemanden. Es war da und hilfreich, und dann ist es weg, und man soll möglichst nichts mehr davon sehen. Das Spülwasser steht für alles, was wir ständig runterspülen und wegschmeißen, was uns aber ursprünglich erfreute, nützlich war oder gar am Leben erhielt. Es ist wichtig, das Profane zu würdigen.« Udos Augen leuchten, er geht völlig in seiner enthusiastischen Begründung auf.
    Fast hat er mich überzeugt. »Es gibt aber auch gute Gründe, Abwasser nicht zu behalten.«
    »Jetzt komm mir doch nicht mit den hygienischen Verhältnissen des Mittelalters.«
    »Wollte ich gar nicht. Ich denke eher an heutige Slums ohne Abwasserkanäle und die Krankheiten, denen die armen Leute dort ausgesetzt sind.«
    »Ja, sicher. Ich achte ja auch sehr sorgfältig auf die hygienische Aufbewahrung der Reste des Profanen. Aber verstehst du, ich will nicht einfach immer alles entsorgen, nur weil es seinen Dienst getan hat.«
    Das ist natürlich blanke Theorie. Aber das sage ich ihm nicht. Er ist zu begeistert. »Du hast mehrere Jahrgänge im Keller, aber lange nicht so viele Flaschen, wie Spülwasser entstanden sein muss.«
    »Ich hebe immer nur 107 ml pro Tag auf. Pro Woche mache ich so eine Flasche voll. Ich wollte am Anfang das komplette Spülwasser von einer Woche sammeln und hab schon mal in der Badewanne angefangen, bis das bestellte Aquarium gekommen ist. Als es dann geliefert wurde, wusste

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