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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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gerade im Kopf herumgeht, während wir hier sitzen? Ich schreibe einen Bericht über diesen Spaziergang. Über das Idyll hier. Für einen meiner Blogs.«
    »Und wer bezahlt dir das?«
    »Niemand.«
    »Wie, niemand? Du hackst den ganzen Tag bezahlte Berichte in die Tastatur, und am Feierabend hackst du weiter?«
    »Weißt du, wie viel es gibt, das noch vollkommen unbesprochen ist? Über das noch keiner einen Text verfasst hat? Das sind Tausende von kleinen Restaurants, Gärten, Parklandschaften, Hotels, Buslinien. Oder Tetra Pond Koi Excellence Complete, das gibt es schon monatelang, und ich war der Erste, der eine Rezension dazu eingestellt hat.«
    »Du schreibst eine Rezension über Koi-Futter einfach so? Ohne Gage?«
    »Ja.«
    »Wo ist dein Teich?«
    »Ich habe keinen Teich. Weißt du doch.«
    Ich könnte ausrasten. Meine Stimme bricht in diese übertrieben trillernden Höhen aus, die farbige Schauspieler in Komödien verwenden, wenn sie den genervten Partner des weißen Hauptcops spielen: »Wieso zur Hölle schreibst du dann über Koi-Futter?«
    »Ich … ich kann nicht anders. Deswegen verdiene ich doch heute Geld damit, über manches zu schreiben: weil es schon immer so war, dass ich über alles schrieb. Ich habe als Kind damit angefangen, Jahre vor dem Internet. Ich saß neben dem Radio, schrieb den Titel eines Liedes auf und notierte mir: ›Die neue Single von Bon Jovi rockt amtlich und überrascht mit fingerfertiger Soloarbeit.‹ Ich habe auch ständig Tagebuch geschrieben. Dabei habe ich mich dann selber eingeholt und darüber geschrieben, dass ich gerade Tagebuch schreibe und dann darüber, dass ich gerade darüber schreibe, dass ich Tagebuch schreibe.«
    Ich schaue ihn an. Eine Amsel badet am Rande eines feuchten Felsens. Als ich den Kopf wieder wende, ist die Steinbank leer, und Nestor hängt außen am Geländer, die Füße verkantet zwischen den Streben und den Kopf im Wasser. Er gurgelt. Die Karpfen wissen nicht, ob sie herbeischwimmen oder flüchten sollen. Ich beuge mich über den Stein und ziehe den dürren Depressiven am Hosenbund nach oben. Seine fisseligen Haare verlieren das Wasser so schnell, als könnten sie es nicht ausstehen. Er würgt einen Schwall in den Teich zurück. Es kommt kein Fisch mit.
    »Du hörst jetzt sofort auf damit, dich irgendwo runterzustürzen!«
    Nestor klagt: »Aber das hier wäre wirklich ein schönes Ende. Ersaufen im Wasser des inneren Friedens. Weißt du, was Buddhisten und Koi-Karpfen gemeinsam haben? Sie werten nicht. Sie beobachten nur. Und Karpfen haben nicht mal ein echtes Gedächtnis. Buddhisten und Kois würden niemals Rezis schreiben.«
    Ich starre Nestor an, atme tief durch und formuliere meinen nächsten Befehl: »Du willst nicht mehr so viel denken? Gut. Wir gehen jetzt zu mir, und du bespielst den Kater. Dann hältst du Mittagsschlaf. Und heute Abend ziehen wir beide durchs Bermudadreieck.«
    »Bei der Post steht immer noch die Kaffeema–«
    Ich packe ihn am Kragen und fixiere ihn mit den Augen wie einen soldatischen Kameraden im afghanischen Häuserkampf, der sich zusammenreißen muss. Nestor fügt sich und geht vor, als wir den Chinesischen Garten verlassen. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich den Eindruck, eine halbe Sekunde bevor sein Kopf hinter dem niedrigen Torbogen des Ausgangs verschwindet, ein listiges Lächeln in seinem Mundwinkel zu sehen.
    > Ich

< Caterina
    Die besetzte Frau
    20. 03. 2011
    33° 35′ 41.29″ N, 11° 4′ 26.98″ E
    Mein Handy vibriert auf dem kleinen gemauerten, weißgestrichenen Schminktisch. Eine blaugemusterte Kachelreihe umrandet Tisch und Spiegel. Tunesisches Interieur. Das Telefon zeigt eine SMS an. In meinem Körper gibt es in der Herzgegend einen kleinen Hüpfer, weil ich mir augenblicklich Alejandros Gesicht vorstelle. Sofort darauf rufe ich das Gesicht von meinem Schmusetiger ab und stelle mir vor, ich hätte den ersten Tag in Tunesien gestern mit ihm verbracht. Aber es nützt nichts. Der Hüpfer galt einem anderen. Ich schäme mich, seufze und öffne die SMS.
    Hallo Caterina, wie geht es Dir so? Was machst Du Schönes? :-) Alles Liebe, Hartmut
    Hartmut! Als wenn nie was gewesen wäre. Hätte er sich nicht mal früher melden können? Oder gab es für ihn keinen Anlass? Was wäre für ihn ein angemessener Anlass? Sehnsucht kann es ja wohl kaum sein. Wir verstehen uns gut und mögen uns sehr, aber Hartmut liebt nur eine Frau. Susanne. Und das ist auch gut so. Vielleicht hofft er, ich hätte Kontakt zu

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