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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Luft ist glasklar und drückt nicht mehr. Salziger Wind weht sanft vom Wasser hoch. Die Intensität der Farben würde Caterina in Jauchzer ausbrechen lassen.
    Ich verlasse das Guesthouse, ohne jemandem über den Weg zu laufen. Das Wasser zieht mich zu sich, auch wenn ich weiß, dass der Pazifik gerade zu dieser Jahreszeit nicht so ein Kuschelsee ist wie das Mittelmeer. In Australien ist zurzeit Quallensaison. Begegnungen mit den dortigen Würfelquallen enden oft tödlich, aber wir sind fast 4000 km weiter südöstlich. Ich muss mich unbedingt erkundigen, worauf ich hier achten muss. Wieso weiß ich so wenig über Neuseeland?
    »Wusstest du, dass es hier in der Gegend eine Kolonie Seehunde gibt?«
    Ich erkenne Arnes Stimme hinter mir.
    »Hallo, Horton, hast du mir aufgelauert?«
    »Ich wollte dich zu uns zum Dinner einladen und habe dich hier unten gesehen.«
    Den Mann kann wohl nichts aus der Ruhe bringen. Ich drehe mich zu ihm um und sehe in gleich zwei strahlende Lächeln. Ein junges Mädchen ist bei ihm, das wie eine Kopie von ihm aussieht, aber mit einem Touch Māori und einem Touch Weiblichkeit.
    »Das ist Hu, meine Tochter.«
    »Kia ora«, sagt Hu. Ich bin augenblicklich verzaubert.
    »Das ist Susanne. Sie mag alte Autos.«
    »Hallo, Hu«, sage ich ein bisschen verlegen. Ich war wohl nicht gerade sehr höflich, wenn Arne nichts anderes von mir weiß, als dass ich alte Autos mag. Er war nett zu mir, hat mich aufgelesen und in ein wunderbares B&B-Guesthouse gebracht. »Das ist also deine Tochter. Ist Hu nicht ein japanischer Name?«
    »Schon«, sagt Hu, »es ist ein japanischer Jungenname. Er bedeutet Tiger. Find ich ziemlich cool. Ich heiße aber eigentlich Huhana. Das ist Māori und heißt auf Deutsch Susanne.«
    »Och, sieh mal einer an«, sage ich und bin erstaunt, wie sehr mich etwas so Banales erfreuen kann.
    Wir gehen den Weg zurück. Kleine, einfache weiße Häuser mit bunten Dächern säumen unregelmäßig die Straße, dazwischen viel Grün. Das, was ich bislang gesehen habe, trägt etwas Wildes, Eigenständiges und zugleich sehr Gelassenes in sich. Ich glaube, hier bin ich gut aufgehoben.
    »Ich habe dich im Flugzeug höchstens auf Anfang zwanzig geschätzt, Arne. Wenn das stimmen würde, hättest du Hu sehr früh gezeugt. Oder sie ist einfach nur extrem groß für ihr Alter.«
    »Ich bin schon fünfzehn«, sagt Hu in einem empörten Tonfall. Ich schaue zu ihr und merke, dass sie mich nur necken will.
    Arnes Strahlen wird zu einem gewaltigen Lachen, das die Bäume zwischen den Häusern an die Berghänge presst. »Ich war wirklich sehr jung, aber dem Kindergarten war ich doch schon entwachsen. Das erste Mal bin ich mit sechzehn als Öko-Backpacker für die Sommerferien hergekommen. In dem Sommer habe ich das beste Souvenir der Welt hiergelassen.« Er sieht seine Tochter liebevoll an und nimmt sie in den Arm.
    Ich spüre einen tiefen Stich in mir. Diese Liebe hätte ich so gern bei Hartmut und Lisa gesehen. Meine Hand greift zu dem Diamanten. Ich spüre, wie sich etwas wandelt und dass ich mich für Arne und Hu freuen kann.
    »Meine Eltern waren nur über das Moko auf meinem Oberarm entsetzt. Als sich Hu ankündigte, hat mich Meres Vater in den Stamm aufgenommen und mir die Tätowierung verpasst.«
    Ich betrachte die Farbe unter Arnes Haut. Du hast meine Tochter geschwängert, also kriegst du meinen Stempel aufgedrückt. Tut weh, aber die Geburt wird auch kein Zuckerschlecken. Rohe Sitten und klare Verhältnisse. Das hat was.

    Eine verführerische Duftnote kitzelt meine Geruchsnerven. Wir folgen dem Reiz zu einem der weißen Häuschen. Der Duft kommt von zwei elektrischen Grills. Zwischen ganzen Fischen und Fleischstücken liegen Spieße mit Paprika, Zucchini und Pilzen.
    »Das habe ich eingeführt«, sagt Arne leise zu mir. »Wir Kiwis grillen gerne, aber normalerweise nur Fleisch und Fisch. Ich habe Jahre gebraucht, bis jemand mal mein gegrilltes Gemüse probiert hat.«
    In dem kleinen Garten zwischen Haus und Berghang stehen rund zwei Dutzend Leute, die sich lebhaft miteinander unterhalten. Eine Frau mit großen braunen Augen und Grübchen kommt zu uns.
    »Heare mai. My name is Mere.« Sie fügt noch eine Reihe weiterer Namen hinzu, die ich mir nicht merken kann. Arne flüstert mir zu, dass das ihre Stammesnamen sind.
    Meres Grübchen vertiefen sich immer weiter, während sie mir die anderen Gäste vorstellt. Unter anderem die Besitzer des Guesthouses, die Japanerin Natsuko und ihren

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