Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
Vom Netzwerk:
die Herdplatte ein und zeigt auf den Topf. »Das sind nur Nudeln für eine Person. Ich habe unterschrieben, dass ich diese Sachen unbeeinflusst prüfe.«
    Ich reagiere nicht.
    »Okay!«, sagt Nestor, stellt sich vor mich und sieht mir in die Augen. »Dann gestehe ich dir halt jetzt noch etwas Intimes, wo du schon von meinem Schreibzwang und meinen Sprungphantasien weißt.«
    Ich schaue verlegen ins Regal. Was kommt jetzt?
    Nestor sagt: »Ich habe die Angewohnheit, nach Nudelmahlzeiten in aller Ruhe meine Nudel zu polieren. Manchmal sogar mittendrin. Weil das geil ist, nach dem Akt noch die Hälfte der Carbonara vor sich zu haben. Kohlenhydrate sind meine Zigarette danach.«
    »Ach, du willst allein sein?«, frage ich.
    Sein Mund steht halb offen, als hinge üblicherweise eine Pfeife darin. Die Nickhaut bleibt weiterhin fern, aber seine Augen glitzern nun zwiebelglasig.
    »Deine Auffassungsgabe ist unfassbar«, sagt er. »Haben sie dir schon beim CERN eine Hilfsstelle bei der Weltformelsuche angeboten?«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab.

    Den Rest des Tages verbringe ich in der Wanne. Caterina will mich nicht. UPS will mich nicht. Selbst Nestor will mich nicht. Ein neuer Tiefpunkt. Ich habe den Schreibtisch nahe genug an den Zuber gezogen, so dass ich alle paar Minuten auf den Empfangsknopf für Mails drücken kann. Es kommt nichts. Yannick umkreist den Laptop und platziert zwischen jede Tastenreihe frische Haare. Ich fühle mich so trübe wie das Wasser, in dem ich viel zu lange aufweiche, und scrolle noch mal durch den Spam, der sich den ganzen Tag über angesammelt hat. Dealgigant, MED-Apotheke, Swiss Money, Spenden für Fukushima, Tunesienhilfe …
    Yannick unterbricht sein Kreisen und reibt sein Köpfchen wie wild am rechten, oberen Rand des Klappmonitors. Der Laptop wackelt. »Yannick, ist gut jetzt.«
    Der Kater reibt und rammt. Seine Markierungsdrüsen hinter dem Ohr geben alles. »Mau!!!«
    Ich drehe mich in der Wanne zur Seite, um Yannick wegzudrücken, und sehe erstmals den Absender der Mail mit dem Betreff »Tunesienhilfe«, die ich für Spenden-Spam gehalten habe. Es ist Hartmut!
    Mein Lieber, wenig Zeit für Erklärungen. Du musst ins Flugzeug steigen und nach Hause kommen! Ich reise zeitnah mit einem neuen Freund aus Tunesien an. Wir bringen eine junge Frau mit, die Caterina aufgegabelt hat und die sich auf der Flucht vor ihrem Mann befindet. Sie muss versteckt werden, ohne Beweise für ihre Anwesenheit!!! Das ist wichtig, denn ihr Gatte hat Verbindungen. Bitte kontaktiere meine alten Freunde aus dem Untergrund. Die wissen, wie man Leute versteckt. Das besetzte Haus in unserer Heimatstadt, an der großen Brücke. Weißt du noch? Du musst persönlich hin. Die Leute aus dieser Szene trauen nur ihren Nasen. Dich haben sie schon mal beschnüffelt. Ansonsten zu keinem Fremden ein Wort! Wir wissen nicht genau, wie lange wir brauchen, aber bitte: Flieg sofort los! Sie sitzen uns im Nacken.
    Dein H.
    Ich hocke atemlos im Gusseisen. Caterina ist auf der Flucht, weil sie einer Frau hilft, ihrem tunesischen Tyrannen zu entkommen? Und nicht ich helfe ihr dabei, sondern Hartmut mit einem »neuen Freund«? Ich überlese sogar die Mail, weil ich sie vorsorglich für Spam halte? Das ist alles verkehrt. Ich müsste bei so etwas den Helden geben, halb aus dem Fenster des Wagens gelehnt und Salve um Salve auf die Verfolger feuernd. Ich weiß doch, wie es aussieht in diesen Regionen, wo jeder Ziegenhirte ein Terrorist sein kann. Ich habe Voodoos karierte Hemdschulter wackeln gesehen. Caterina kann sich gerade nicht mit dem Gnadenhebel beschäftigen, weil sie Besseres zu tun hat und mich dabei an ihrer Seite bräuchte. Yannick ritzt meinen rechten Arm mit der Kralle und schaut dann wieder auf den Monitor. »Tu was!«, heißt das, »du selbstmitleidiger Saftsack!«
    Er hat recht.
    Ich muss tun, was ich tun kann, jetzt und hier. Sie muss versteckt werden , schreibt Hartmut über das Mädchen, dessen Schicksal sich meine Caterina angenommen hat. Das kann ich doch leisten, hier, im Hochhausturm der falschen Identitäten! Ich muss nur endlich tun, was ich von Anfang an hätte tun sollen: Die Wahrheit sagen.
    Lieber Hartmut!
    Ich habe eine Lösung für Eurer Problem. Wir brauchen Deine alten Freunde nicht zu reaktivieren. Ich selbst befinde mich in einem Gebäude, das Menschen verschwinden lässt. Ich habe gelogen, weil ich nicht wollte, dass Du Dir um mich Sorgen machst. Ich war nie in Los Angeles, sondern die ganze Zeit in

Weitere Kostenlose Bücher