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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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wäre es heute gemacht worden.«
    »Scheiße«, flüstere ich.
    Juliette lächelt die Frau an und erwidert: »Je ne vieillis pas.«
    »Was?«
    »Sie sagt, sie wird nicht älter.«
    Die Schalterfrau lacht, studiert aber weiter den Pass und blättert darin herum. Sie presst die Lippen aufeinander.
    »Er hat Verbindungen«, spreche ich Caterina ins Ohr. »Hamadi, ihr Mann. Was ist, wenn der Flughafen Alarm schlagen soll, sobald eine Frau eincheckt, die noch nie im System aufgetaucht ist?«
    » Der Flughafen schlägt nicht Alarm. Nur einzelne Menschen tun das. Und die da sieht nicht wie eine Agentin des bösen Gatten aus.«
    »Everything okay?«, fragt Khaled nun die Frau, doch sie hebt die Hand, nimmt einen Telefonhörer ab und spricht mit jemandem über das, was ihr vorliegt. Dabei knibbelt sie am Passpapier herum. Rahime wippt aufgeregt mit der rechten Ferse auf und ab und wirkt dabei gar nicht wie eine selbstbewusste Französin, sondern wie ein Schulmädchen vor der Aufführung in der Aula. Khaled beugt sich zu ihr und flüstert ihr etwas ins Ohr, melodisch und beruhigend zugleich.
    »Scheiße, das geht nicht gut. Caterina, wir müssen einen Präventivschlag machen!«
    »Hartmut, nein! Von jetzt an gibt es keine Präventivschläge mehr. Nur noch bedächtiges Vorgehen.«
    Die Beamtin sieht zu unserem Zischeln und Tuscheln auf. Caterina lächelt sie breit an. Ein Mann kommt herbei, dunkler Anzug, Sonnenbrille in der Brusttasche, Autoritätsbart, Knopf mit Kabel im Ohr. Knöpfe im Ohr sind niemals ein gutes Zeichen.
    Die Frau erklärt ihm ein paar Dinge auf Arabisch, zeigt auf den Pass, tippt auf ihren Bildschirm. Der Mann verzieht den Mund und schaut prüfend an Juliette auf und ab. Er tippt etwas ein. Ich schaue zu Khaled. Der hält auf Höhe seines Oberschenkels die Hand flach und bewegt sie, als patsche er auf dem Köpfchen eines Jungen herum.
    Der strenge Chef der Schalterbeamtin richtet sich auf, hält die linke Hand an den Knopf und spricht etwas in seinen Kragen. Er ist so groß wie Khaled. Zwei Männer hinter der Gepäckdurchleuchtung reagieren auf seinen Spruch und richten sich auf. Er winkt und ruft ihnen unverstärkt zu, dass sie rüberkommen sollen. Sie quetschen sich an den Passagieren vorbei, die ihr Handgepäck aufs Band legen und ihre Schlüssel in die Plastikwannen werfen. Sie nähern sich uns zügig. Juliette lächelt weiter, wechselt aber dreimal in der Sekunde das Standbein. Khaled tätschelt immer noch den Jungenkopf, scheint sich aber nicht mehr ganz sicher zu sein, ob es weiterhin Grund zur Ruhe gibt. An seiner Schläfe läuft das erste Mal, seit ich ihn kenne, ein Tropfen Schweiß herunter.
    »Es klappt nicht!«, zische ich Caterina zu. »Das sind Sicherheitsleute. Sie werden uns alle festnehmen und zu diesem Hamadi schleppen, direkt hinein in die ehemalige Infrastruktur des Diktators. Sie sperren uns in Kellerräume unter den Schwarzmarkthütten und zerren uns die Zehnägel raus.«
    »Hör auf damit!«, sagt Caterina, nimmt aber meine Hand.
    Die Sicherheitsmänner nähern sich, Uniform, Ohrknöpfe, Funkgeräte, glänzende schwarze Gürtel. Ich löse mich von Caterina und gehe in die Kniebeuge, die Arme angewinkelt. Wie ramme ich sie um? Mit einer doppelten Closeline oder einem Bodycheck? Das werde ich kurz vor dem Aufprall entscheiden. Einer der beiden greift in seine Uniformjacke. Er wird einen Taser ziehen oder direkt eine Kanone. Handschellen oder Plastikstrapse. Besser Bodycheck. Ich laufe los, komme aber keinen Schritt weit, da Khaleds kräftige Hand mich längst am Hosenbund festhält wie einen tollwütigen Dreijährigen im Brustgeschirr.
    Die Sicherheitsleute runzeln die Stirn darüber, welch seltsames Spiel mein großer Freund und ich da gerade treiben, und setzen von einem Moment auf den anderen ein Lächeln auf. Derjenige von beiden, der in seine Jacke gegriffen hat, hält Juliette freudig eine verzierte Klappkarte vor die Nase. Die Schalterfrau klatscht in die Hände wie ein Mädchen, das sich freut, wenn die Freundin ihr Geschenk auspackt. Der Chef steht mit gemütlichem Grinsen hinter ihr und sagt: »Félicitations!«
    »Glückwunsch?«, ruft Caterina überrascht aus.
    Die Schalterfrau darf Juliette erklären, was hier gerade geschieht, und Caterina übersetzt es mir. Juliette ist die einmillionste Passagierin seit dem letzten einmillionsten Passagier. Sie mussten sich nur vergewissern, sich auch wirklich nicht verzählt zu haben. Der Gutschein, den der Mann ihr überreicht,

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