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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Computer im Ess-Büro und spiele Solitär . Meine linke Hand hält den kleinen Diamanten um meinen Hals. Der Diamant, der früher mal die Tochter in meinem Bauch war. Hartmut versteht das nicht. Ach, Hartmut … weißt du nicht, wie sehr ich dich vermisse? Vermisst du mich gar nicht?
    Wann habe ich den Tresenkühlschrank ausgewaschen? Diese Erinnerungslücken sind gruselig, aber immerhin flippe ich nicht völlig aus. Es könnte schlimmer kommen. Dennoch kann es so nicht weitergehen. Darüber gibt es bestimmt was im Netz.
    Ich klicke auf Firefox, tippe GMX in die Browserzeile und logge mich ein. Ach nein, ich wollte ja nach diesen Lücken suchen. Neues Fenster, Google. Blackout. Filmriss. Aussetzer. Das gibt’s wohl nur im Zusammenhang mit Alkohol. Nein, hier gibt es auch was zu Kontaktlinsen. Einer meditiert über den alltäglichen Filmriss. In Bezug auf Prüfungs- und Versagensängste heißt es: Bei großer Anspannung funktioniert die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen in unserem Gehirn nicht mehr. Da ist noch ein Zusammenhang: Depressionen. Blackouts sind ein Anzeichen für akute Depressionen.
    Ich habe doch keine Depression! Ein wenig traurig, ja, sicher, aber ich sitze nicht heulend in der Ecke. Außerdem, ich stehe auf, ich pflege mich, ich kümmere mich um Irmtraut, ich arbeite fleißig, und mitunter rede ich sogar mit Menschen. Ich funktioniere doch sogar während der Aussetzer. Also, das ist mir jetzt zu dumm. So komme ich nicht weiter.
    Als ich den Tab schließe, sehe ich, dass ich noch immer in GMX eingeloggt bin. Im Postfach sind 54 Nachrichten. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass ich über ein halbes Jahr nicht reingeschaut habe. Dicker Schwanz. Abnehmen. Frauen befriedigen. Gewichtsverlust. Frauenpower. Gewicht reduzieren. Wichtige Nachricht. Bangkondo will speerren werden. Aha. Ich verschiebe alles in den Papierkorb. Es ist so umständlich, dass man diesen ganzen Spam nicht direkt löschen kann. Also gut, zum Papierkorb. Die Mail mit Frauenpower wurde angeblich von einer »Caterina« verfasst. Mit C und e, genauso geschrieben wie meine Caterina. So häufig kommt das im deutschsprachigen Raum nicht vor. Wie es ihr wohl geht? Wieso habe ich damals nur diese Kontaktsperre vorgeschlagen? Ich öffne die Datei. Ich will sehen, was eine Caterina zu sagen hat, auch wenn sie nur was verkaufen will.
    Liebe Susanne,
    Funkstille war gestern, heute ist Frauenpower!
    Aber nicht die Power meiner Mutter – davon habe ich nämlich erst mal die Nase voll. Ich bin abgehauen. Ich sitze gerade im Zug nach Zürich, und von dort aus will ich weiter nach Djerba reisen, um das Frühlingslicht auszunutzen und zu malen.
    Ich mag nicht mehr warten. Ich werde immer leiden, als wäre es nicht Dir, sondern mir selbst passiert, aber das kann und soll nicht den Rest meines Lebens ausmachen. Wie siehst Du das für Dich?
    Mensch, Susanne, können nicht wenigstens wir beide die Funkstille brechen? Wir hatten doch überhaupt keine Probleme miteinander. Ich vermisse Dich so sehr!
    Bitte schreib zurück, ja? Bitte! :-)
    Ehe ich es vergesse: Ich musste vor ein paar Wochen meine Mail-Adresse ändern. Mein Yahoo-Account existiert angeblich nicht mehr … Ich blicke da ohnehin nicht durch.
    Schreibst Du mir? Bist Du noch in Köln? Wie geht es Dir? Und unserer süßen Irmtraut????
    Deine Caterina
    Die Seidensonnenblume unter dem Esstisch meiner Mutter hebt ihren Kopf und hüpft. Ich stehe auf und hüpfe mit. Ich hüpfe bis ins Bad, um Irmtraut von Caterinas Mail zu erzählen. Irmtraut grinst. Das hat sie schon lange nicht mehr gemacht. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass auch ich grinse. Es summt. Ob man von guten Nachrichten spontan abnehmen kann? Ich fühle mich jedenfalls um mindestens fünf Kilo leichter. Ich greife zum Kajalstift und der Wimperntusche, freue mich über meine Grinsefältchen und schminke mich. Es summt noch immer. Wie eine Melodie.
    Erst will ich mal sehen, was die Bürgerinitiative vorhat – ich möchte Caterina nicht nur sagen können, dass ich vergeblich versuche, meiner Mutter eine Keg-Anschluss-Reparatur auszureden. Das gibt mir zudem Zeit, die Freude noch ein wenig auszukosten. Noch immer Summen.
    »Hörst du das auch, Irmtraut? Jetzt ist es weg.« Irmtraut zwinkert mir zu. »Ich verstehe«, sage ich, lächle und summe weiter.

    Über ein Heer von Haaren, die aufmerksam nach vorn ausgerichtet sind, sehe ich Rick, wie er den Absatz seines Schuhs auf den vor ihm platzierten runden

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