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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Doch darüber nachzudenken, blieb keine Zeit. Erst mußten sie weg!
    »Lauft!« schrie Superhirn. »Rennt auf die Brandung zu! Schnell! Es geht um unser Leben!«
Ein Baum mit Zeitzünder
    Tati und die Freunde ließen ihre Spaten liegen. Sie trudelten die steile Düne hinab und liefen zum Wasser. Wo der Boden feucht und von Muschelschalen durchsetzt war, warfen sie sich hin. Das Mädchen hielt den hustenden, zappelnden Pudel umklammert.
    Sie lagen kaum auf dem Sand, da geschah etwas Unheimliches mit der riesigen, schiefen, knorrigen alten Pinie, in deren Nähe sie sich ausgeruht hatten. Der eigenartige, verwachsene alte Baum stand weit außerhalb des Brandgebietes. Zwischen ihm und dem Wald walzten Bulldozer breite Schneisen. Unzählige Leute schippten Gräben. Die Gefahr des Funkenflugs war seit einer Stunde gebannt, nachdem ein leichter, ablandiger Wind aufs Meer hinaus blies.
    Und dennoch barst der Baum. Er war explodiert wie eine Bombe!
    Es gab ein schmetterndes Geräusch, das die Trommelfelle zu zerreißen drohte, ihm folgte ein ohrenbetäubendes »Wumm«. Hinter der Düne sahen die Freunde eine riesige Stichflamme aufschießen. Eine ganze Weile prasselte es Holzstücke und Pinienzapfen. Glühende Piniennadeln tanzten hoch über ihren Köpfen seewärts.
    »Der – der Ma-ma-mann hat den Ge-ge-geisterbaum hochgehen lassen«, stammelte Micha. Superhirn stand auf. Er grinste: »Nee, Micha. Bestimmt nicht. Der Mann war so nett, mich auf was hinzuweisen, das ich selber hätte wissen müssen. Kommt! Wir sehen uns das mal an.«
    Die Gefährten umstanden die glimmende Trümmerstätte. »Ja«, murmelte Superhirn. »Der alte Baum ist regelrecht explodiert!«
    »Also wollte man uns etwas anhaben!« hauchte Tati. »jemand hat 'ne Bombe im Geäst verborgen und 'ne Zündschnur gelegt! Man hat gemeint, bei dem Brand würde das nicht auffallen.«
    Jetzt lachte Superhirn.
    »Das wäre ein bißchen umständlich gewesen, findest du nicht7 Aber mit der Zündschnur hast du recht. Nur war's eine natürliche und keine künstliche.«
    »Du sprichst wieder mal in Rätseln«, brummte Gérard.
    Prosper rieb sich die spitze Nase. Er war genauso aufgeregt wie der Pudel. »Nun red doch schon!« krächzte er.
    »Moment, Moment!« Superhirn äugte angespannt umher. Schließlich richtete er sich auf. »Klar! Der Baum war sehr alt. Aber daneben gab es weit ältere, die im Laufe der Zeit verschwunden sind, weil sie morsch waren oder gefällt wurden. Teile der ineinandergewachsenen Wurzeln sind aber geblieben, und diese Wurzeln haben wie Zündschnüre gewirkt. Vom Wald her hat sich die Glut seit Tagen immer weiter gefressen – bis ins Innere dieses einsam stehenden Baumes. Der stand scheinbar so schön geschützt und unberührt. In Wahrheit war er schon eine scharfgemachte Sprengbombe, als wir in der Nähe saßen.«
    »Aber ich hab nichts gesehen!«, rief Micha. »Keinen Funken, nicht mal einen, der so klein war wie 'n Glühwürmchen!«
    »Nein! Die Rinde mußte erst platzen, und es mußte Luft hinzukommen«, sagte sein älterer Bruder Henri ruhig. »Das alles ist kein Teufelswerk, auch wenn wir fast so verdonnert sind wie der Pudel. Unterirdische Schwelbrände, die plötzlich – und nach Tagen – an 'ner ganz unvermuteten Stelle ausbrechen, gibt's häufig in Heidegebieten, in Moorlandschaften. Und da, wo verborgene Öladern sind.«
    Vom Wald her schwankten Lichtkegel von Stablampen auf die Freunde zu. Sie erkannten eine Gruppe von Feuerwehrmännern. »He, ist euch was passiert?« fragte der eine mürrisch.
    »Nein«, sagte Superhirn. »Wir haben unsere Schippen hingeworfen und uns über die Düne gerollt.«
    »Also geholfen habt ihr!« sagte ein anderer anerkennend. »Immer noch besser, als in der Menge von Neugierigen die Zufahrtswege zu verstopfen. Die Leute kommen über Hunderte von Kilometern her, um sich den Waldbrand anzusehen. Und bringen auch noch ihre Omas und Babys mit.«
    Ein dritter Feuerwehrmann meinte: »Wir sind für jede Hilfe dankbar, Kinder. Es wäre nur besser, unkundige Brandbekämpfer würden sich bei einem von uns Rat holen. Trockene Nadelwälder sind verdammt gefährlich. Schätze, ihr habt einen schönen Schreck gekriegt. Fahrt mal jetzt nach Hause und ruht euch aus. Habt's verdient!«
    Superhirn, Prosper, Gérard und die drei Geschwister stapften auf die Straße zu. Henri trug den hechelnden und hustenden Zwergpudel Loulou.
    »Der gespenstische Feuerwehrmann, der uns vorhin gewarnt hat, war eben nicht dabei?«

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