Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
vergewisserte sich Tati.
»Nein«, sagten Superhirn und Micha zugleich.
Micha berichtete aufgeregt: »Dem bin ich ja schon viel früher begegnet. Aber in dem Trubel hab ich mich nicht lange gewundert. Es ging ja alles durcheinander.«
»Und?« drängte Prosper ungeduldig.
»Erst, als Superhirn sagte, einer von unseren Feinden, diesen – diesen Untermenschen, könnte sich jetzt unauffällig an uns ranschleichen ...«
»Ich sprach von Professor Charivaris Gegnern, die natürlich auch uns nachstellen, weil wir Charivaris Geheimnisse kennen«, stellte Superhirn richtig.
»Ja«, sagte Micha. »Da fiel mir ein, es hatte sich längst einer an mich rangemacht!«
Die anderen blieben stehen.
»W-was???« Es schien, als hätte Prosper die Maulsperre.
»Willst du etwa behaupten, du hast erst viel später begriffen, daß dir so 'n unheimlicher Bursche nachgetappt ist?« grollte Gérard. »Genau!« rief Micha kläglich.
»Aber warum hast du kein Sterbenswörtchen gesagt?« fragte Henri.
»Ihr wart mit euren Spaten schon voraus«, verteidigte sich der Jüngste. »Ich mußte stehenbleiben, weil die Feuerwehr einen Baum kappte. Da bellte Loulou schrecklich. Ein großer Mann zog mich am Arm. Er sagte: 'Vorsicht! Die Zweige!' Und weil er einen Feuerwehrhelm trug, hielt ich ihn für so 'ne Art Befehlshaber.«
»Weiter!« rief Tati. »Kinder, ich ahne was!«
»Der Mann mit dem Helm sagte: Übrigens verlierst du deine Armbanduhr«, fuhr Micha fort. »Er war nämlich irgendwie an mein Handgelenk gekommen.«
»Irgendwie!« stotterte Prosper höhnisch.
»Ruhe!« gebot Superhirn. Er wirkte sehr gespannt. »Und dann, Micha?«
»Er befestigte meine Uhr. Dabei trällerte er vor sich hin, so wie jemand, der einen Kiesweg harkt.«
Nun erhob sich ein Sturm der Entrüstung.
»Willst du uns auf den Arm nehmen?« rief Gérard.
»Dir sind wohl die Flammen ins Gehirn geschlagen!« ärgerte sich Tati. »Dein Dunkelmann singt im brennenden Wald alberne Lieder! Hihi! Wir hätten dich zu Hause lassen und mit einem Schnuller ins Bett schicken sollen!«
Prosper geriet außer Atem. »Trä-trä-trällert«, begann er immer wieder. »Ein Lie-lie-liedchen ...«
»So 'n Quatsch! So 'n Quatsch«, murmelte Henri.
»Freunde, mir scheint, ihr habt einiges vergessen«, unterbrach Superhirn. »Ich glaube Micha jedes Wort! Ich sage: jedes!« Er wandte sich ernst an den Jüngsten. »Sing mal so ungefähr, was der Mann geträllert hat! Nur so ungefähr. Auch, wenn kein Text dabei war.«
Micha überwand seine Verlegenheit.
»Es war was ganz Bekanntes. Man hört's jeden Tag im Radio: Tatata – tatata – tatatatata!«
»Esperance – Hoffnung!« rief Tati erstaunt. »Das ist jetzt der Hit! Und der Text lautet: Warte nur, hab Geduld! Bald hol ich dich ab!«
Die Freunde schwiegen. Sie standen reglos, als gehörten sie zu den unverbrannten Pinien des Waldes. Der Pudel auf Gérards Arm winselte leise.
»Erst dachte ich mir nichts dabei«, sagte Micha. »Nachher kam mir der Mann immer schrecklicher vor. Es war mir, als hätte ich ihn schon oft gesehen – oder als hätte ich schon von ihm geträumt. Es ging was ganz Entsetzliches von ihm aus!«
»Der Ragamuffin!« hauchte Tati. »Der unbekannte Gangsterchef aus dem Erdinnern!«
Der Ragamuffin war nicht etwa ein »Teufel« oder eine dem Aberglauben entstammende Fabelgestalt, sondern ein Mensch oder doch ein menschenähnliches Wesen mit zerstörerischen Fähigkeiten. Er und seine Untertanen, die Vavas, hausten in einer nicht ortbaren Machtzentrale irgendwo im Innern der Erde. Kein Wissenschaftler der Welt wußte etwas von seiner Existenz, geschweige denn von seinen Absichten. Keiner – außer Professor Charivari, der väterliche Freund der jungen Gefährten. Doch selbst Professor Charivari hatte lediglich die in jeder Beziehung »unfaßbarenen« Kräfte des Ragamuffins zu spüren bekommen – gesehen hatte er den Erd-Boß noch nicht. Obgleich er mit seinem geheimen Erdschiff Giganto mehrfach ins Innere der Erde vorgestoßen war, um die Zentrale des weltgefährdenden Gegners zu vernichten.
Superhirn und seine Freunde waren zufällig Mitwisser des Professors geworden. Auch hatten sie einige Verstöße in der Erdrakete mitgemacht. Darum stellte ihnen der Ragamuffin nach.
»Und d-d-das«, stotterte Prosper, »sagst du uns jetzt erst! He! Das mit dem e-e-explodierenden Baum war d-d-doch kein Zufall! Der Ragamuffin hat ihn hochgehen lassen. Er – er wollte uns vern-nnichten!«
»Es ist ihm nicht
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