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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Stimme des Professors im Telefonhörer. »Ja, was ist?«
    »Wir sind alle besorgt, weil Sie sich bei Alarmbereitschaft eingeschlossen haben«, sagte Superhirn.
    »Ich komme gleich. Einen Moment noch. Geduldet euch!« tönte Charivaris Antwort.
    Es knackte. Der Professor hatte aufgelegt.
    Doch er kam nicht »gleich«. Und die jugendliche Besatzung mußte sich sehr lange gedulden. Eine ganze Stunde verstrich auf der Todesuhr.
    Superhirn telefonierte noch ein paar mal. Immer antwortete Charivari ausweichend. Auch, als der Junge schwindelte: »Micha hat Masern, Prosper hat sich das Nasenbein gebrochen, Tati hat Schreikrämpfe, Henri und Gérard kloppen sich.«
    »Die Telefon-Automatik gibt nichtssagende, vorbereitete Antworten«, erkannte Superhirn. »Sehr geschickt! Wenn ich spreche, setzt die Automatik aus, als würde der Partner zuhören. Schweige ich, kommt belangloses Zeug.«
    »Du meinst«, sagte Henri, »Professor Charivari hat den Giganto verlassen?«
    »Ich wette!« entgegnete Superhirn. »Wie und weshalb weiß ich nicht! Doch darauf nehm ich Gift! Sein Büro ist leer!«
    Tati und die anderen standen sprachlos. Loulou winselte leise.
    Da rief Micha keck: »Das wollen wir doch mal sehen!«
    Er trat an den Befehlstisch, guckte darauf herum und drückte auf einen Knopf.
    »Was?« Diesmal hatte Superhirn zu spät »geschaltet«. Aber in einem anderen Sinn. »Was machst du denn da?«
    »Ich hab den Knopf Help gedrückt, »Zu Hilfe«!«, sagte Micha. »Dann muß Charivari doch kommen! Oder etwa nicht?«
    Aber dieses »Help« war ein Notruf an Maschine und Betriebszentrale – die keiner betreten durfte, ohne zu verzischen. Wen das Signal aus dem höllischen Gebrodel herbeiholen würde, ahnte niemand.
    Plötzlich hörte man schlürfende Schritte. Leichter Schwefelgeruch verbreitete sich. Als erster begriff Superhirn. »Es kommt jemand durch die Schleuse! Aus dem Maschinenraum ... !«
    Gleich darauf füllte sich der Befehlsraum mit Gestalten. Eine nach der anderen schlürfte herein, schwerfällig, schweigend, starren Gesichts.
    Immer stärker roch es nach Schwefel und Schmieröl. Der Pudel schien tobsüchtig zu werden. Er schnupperte, hustete, quietschte, überschlug sich.
    Und die Gestalten standen stumm. Sie trugen Werkanzüge und silbrige Schutzhelme. Jeder hatte ein Gerät in der Hand: eine Axt, ein Stemmeisen, eine Zange, einen Hammer – und manches, was mannicht deuten konnte.
    »Das sind keine Menschen!« schrie Tati auf. Sie sah die gläsernen Augen.
    »Vavas! Große Vavas!« stotterte Prosper. »Nicht bewegen.«
    »Wo ist der Professor?« heulte Micha.
    Henri blickte stumm.
    Roboter! fuhr es Superhirn durch den Kopf. Hitzebeständige, programmierte Automaten in Menschengestalt! Hilfsaggregate! Sie waren auf das Signal durch Haupt- und Nebenschleusengekommen und standen abwartend. Abwartend! Ein Zeichen, daß sie auf eingespeicherte »Reizworte« entsprechend reagieren würden. Superhirn versuchte es kaltblütig.
    »Büro-Tür-Professor-Charivaris-aufbrechen!« befahl er langsam und ruhig. Er wiederholte den Befehl mehrfach, immer in anderer Form.
    »Chef-Raum-gewaltsam-öffnen!«
    Langsam entfernten sich die Automaten. Siebzehn oder achtzehn wanderten gleich durch die Schleusen zurück. Drei zerschlugen die Bürotür mit mächtigem Getöse zu Splittern und Krümeln.
    Dann entfernten auch sie sich. Die äußerste Schleusenklappe ging geräuschlos hinter ihnen zu.
    Der Spuk war verflogen. Die Belüftung beseitigte den Schwefel- und Ölgeruch. Die Gefährten und der zitternde Pudel waren wieder allein.
    Sehr allein. Das aufgebrochene Büro war leer. Der Professor war tatsächlich nicht da.
    Alle blickten auf den Schreibtischsessel, das unberührte Bett, das Telefon in der Halterung.
    »Komisch«, sagte Micha klappernd, »in der Ecke ist noch ein Telefon. Eins in 'ner richtigen Telefonzelle!«
    »Ja«, staunte Prosper. »Habt ihr schon mal eine Telefonzelle in einem Zimmer gesehen?«
    »Mir steht der Verstand still!« ächzte Tati.
    Was die anderen dachten, konnten sie so schnell nicht mehr ausdrücken. Plötzlich stand Professor Charivari in der nach einer Seite offenen Zelle, so als wäre er die ganze Zeit darin gewesen.
    »Seid ihr wahnsinnig?« schrie er Superhirn an. »Ich hätte dich für zuverlässiger gehalten! Wo bleibt denn euer Verstand? Konntet ihr euch nicht gedulden?«
    »Wo – wo kommen Sie denn her? Wo – wo sind Sie gewesen?« fragte der spindeldürre Junge mühsam.
    »Ich habe mich für kurze

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