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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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Zweitens: wie gedenkst du den Verlust der Monitoren zu erklären?“
    „Dieser Verlust braucht nicht so bald entdeckt zu werden. Mir kommt es jetzt in erster Linie darauf an, eine Meuterei zu vermeiden – nicht so sehr die Folgen der fehlgeschlagenen Mission.“
    „Das heißt …“
    „Das heißt, daß dieses Schiff den Aeran nie verlassen wird. Wie könnten wir starten und uns den Konsequenzen stellen?“
    „Sondern?“
    „Wir siedeln uns hier friedlich an“, entgegnete Gorstein und deutete in die Dunkelheit hinaus. „Aber dazu muß ich die Besatzung auf meiner Seite haben, und ich brauche dich, um sie auf meine Seite zu bringen. Sobald das geklärt ist, kann ein Unfall arrangiert werden, der den Lagerraum und das Hauptantriebsaggregat zerstört. Ich habe mich damit abgefunden. Du solltest das auch tun.“
    „Obwohl wir wissen, daß die Antworten, die wir bekommen, nicht die sein werden, die du brauchst?“
    Gorstein lachte ärgerlich auf. Er ging zur Tür und blieb dort stehen, mit dem Rücken zu Ashka. „Ich glaube, du hast einen sehr wichtigen Punkt übersehen, Peter. Die Antwort wird lauten, daß wir die Mission abbrechen sollen, zum Besten von uns allen. Es ist deine Sache, daß wir die richtigen Antworten kriegen. Verstehst du jetzt?“
    Da Ashka schwieg, wandte Gorstein sich um. Ashka blickte von seinem Gesicht (das bleich vor Wut war) zu der winzigen Nadelpistole, die der Mann in der Hand hatte – und dann hob Gorstein den Arm und visierte über den kurzen Lauf direkt auf Ashkas Magen. „Hast du verstanden?“ wiederholte er.
    „Ich habe verstanden, was du gesagt hast“, erwiderte der Rationalist so gelassen, wie es ihm möglich war, „aber ich kann natürlich nicht tun, was du sagst.“
    Der Raum verschwamm vor seinen Augen, alles verwackelte, alles verzerrte sich. Unerträglich juckend rann ihm Schweiß – Angstschweiß – den Rücken hinab.
    Gorstein schüttelte den Kopf und lachte. „Gestatte, daß ich anderer Ansicht bin. Das ching, wie krückenhaft es auch sein mag, ist immer noch ein kraftvolles Werkzeug auf diesem Schiff. Die Mannschaft wird, wenn du sie überzeugst, seine Aussagen akzeptieren.“
    „Ich kann es nicht, Karl. Wenn ich dem ching diese Fragen stelle, wirst du die Antworten erhalten, die es gibt, und keine anderen. Dagegen kann ich nichts tun.“
    „Du kannst etwas tun, und das heißt Fälschung. Fälschung“, bekräftigte er, offensichtlich wütend, weil der Rationalist sich weigerte, seine Ideale für ein paar Minuten beiseite zu schieben. „Das ist ein elegantes Wort und ein wirkungsvolles Konzept. Du kannst die Antworten fälschen. Du wirst die Antworten fälschen.“
    Langsam schüttelte Ashka den Kopf. „Tut mir leid, du verlangst zuviel von mir. Setze auf deinen Irrtum nicht noch obendrein eine Dummheit, Karl. Bitte, tu es nicht.“ Auf einmal war er sehr gelassen, und sehr traurig über den Schiffs-Meister. Wenn er doch in Gorsteins Kopf sehen könnte, um die Angst, die dort lauerte, mit den Wurzeln herauszureißen und zu verjagen! Hatte auch bei Gorstein schon der Zerfall eingesetzt, wie bei ihm, Ashka, und bei ein paar Mann von der Besatzung? Oder war der Schiffs-Meister einfach zu gefühlsstumpf, zu sehr an das bewegende Jetzt der Gegenwart gekettet, um von der Erosion seiner Vergangenheit etwas zu merken? Es war schade um ihn, schade, daß die Umstände sie so auseinandertrieben. Er wußte, daß er Gorstein helfen könnte, wenn dieser sich nur helfen lassen wollte. Gorstein würde ihn nicht töten. Soweit war der Zerfall ihrer Freundschaft noch nicht vorangeschritten, dessen war Ashka sicher. Und außerdem – was hätte der Schiffs-Meister davon? Und weiterhin: Das ching hatte ihm zwar gesagt, daß sein Tod nahe sei – aber nicht so nahe.
    Also blickte er Gorstein gelassen ins Auge. Sein Kopf war jetzt ganz klar; das verzerrte Gefühl von Panik war so plötzlich verschwunden, wie es gekommen war.
    „Ich bedaure deine Entscheidung, Peter“, sagte Gorstein traurig. „Ich bedaure sie sehr.“
    Ashka lächelte. „Das brauchst du nicht. Komm, setz dich hin, wir wollen es durchsprechen. Bitte, Karl.“
    Gorstein schüttelte den Kopf. Eine Sekunde lang schimmerten seine Augen feucht, aber das ging vorbei, und sie wurden wieder hart. „Zum Reden ist keine Zeit mehr, Peter. Du bist mir zu gefährlich, als daß ich dich am Leben lassen könnte, wenn du nicht mitmachst. Das verstehst du doch …?“
    „Es besteht kein Grund, unseren gegenseitigen Respekt

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