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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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schlecht wird. Auf den Gedanken, Sie umzubringen, war ich gar nicht gekommen. Ich wollte mit Ihnen diskutieren und Sie von etwas zu überzeugen versuchen.“
    „Sie sind hergekommen, um mich zu töten. Oder um zu sehen, wie Sie es am besten anstellen können.“
    „Wie können Sie dessen so sicher sein?“ Diese seltsame paranoide Hartnäckigkeit brachte sie ganz durcheinander. „Ich bin wirklich nur hergekommen, um mit Ihnen zu reden.“
    „Um es in Ihrer Wellenlänge auszudrücken: Ich habe das große ching konsultiert. Ich verstehe mich darauf, wenn Ashka auch anderer Ansicht ist – hol ihn der Teufel. Es hat mir gesagt, was ich bereits ahnte: daß mich der Tod erwartet. Ich wollte Genaueres wissen, aber ich weiß nicht, wie man mit diesem Aspekt des ching arbeitet; doch im Innersten wußte ich, wer es sein würde. Also fragte ich nach dieser Person …“
    „Und es sagte, ich sei es?“
    „Auf seine gottverlassene, taoistische Hintenherum-Art – jawohl. Sie, Mueller, Sie persönlich.“
    Irgend etwas stimmte da nicht. Fraglos war er fest davon überzeugt, unleugbar glaubte er voll und ganz an die Voraussage, doch da sie im Innersten ganz genau wußte, daß ihr niemals in den Sinn gekommen war, Gorstein zu töten (was hätte ihr das auch genützt? Die Mission würde nicht automatisch aufgegeben werden, bloß weil der Schiffs-Meister starb), konnte sie nicht begreifen, wie das ching so etwas ausgesagt haben konnte.
    Es sei denn …
    Ich verstehe mich darauf, wenn Ashka auch anderer Ansicht ist …
    Natürlich. Das war es. Gorstein war ein Narr, ein Dummkopf, den man nicht an das ching heranlassen durfte, weil er keine Ahnung hatte, wie man richtig damit arbeitete. Ashka mußte immer dabei sein. Doch jetzt hatte Gorstein das Orakel auf eigene Hand befragt und hatte es falsch interpretiert oder falsch benutzt.
    Und das tat er immer noch – weil das ching, wie er glaubte, es vorausgesagt hatte, nahm er an, Elspeth sei notwendigerweise seine Feindin und eine Bedrohung seines Lebens. Er war offensichtlich entschlossen, diese Voraussage nicht zur Wahrheit werden zu lassen – er sah nicht aus wie ein Mann, der dem sicheren Tod ins Auge sieht –, doch Elspeth hatte das starke Gefühl, sein einziger Ausweg sei, sie zuerst umzubringen.
    Und trotzdem – wie ein Mann, der einen Mord vorhat, sah er nun auch wieder nicht aus.
    „Sie glauben tatsächlich, ich werde Sie töten?“
    „Ich denke, Sie werden es versuchen.“
    „Wann? Jetzt?“
    „Weiß ich nicht. Aber ich werde darauf vorbereitet sein, wenn es soweit ist.“
    Das ist wie ein Traum, dachte sie. Oder besser wie ein schlechter Holo-Film …
    „Sie meinen also, es wird mir nicht gelingen?“
    Er zuckte die Achseln. „Das werden wir ja sehen. Wenn Sie es schaffen, dann haben Sie es eben verdient.“
    Eine verschleierte Drohung. „Dann wollen Sie mich also nicht etwa von hinten erdolchen, sowie sich die Gelegenheit bietet?“
    „Gewiß nicht.“
    „Gut. Dann werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihre Phobie zunächst ignoriere. Ich bin aus einem ganz bestimmten Grunde hier. Ich möchte endlich darauf zu sprechen kommen.“
    „Das klingt ja fast wie ein Antrag.“
    „Nun, das ist es nicht.“ Sie hatte recht gehabt – keinerlei Feinheiten. „Wenn Sie mal versuchen könnten, nicht an Sex zu denken, dann würde ich wirklich gern etwas mit Ihnen besprechen.“
    Er war viel zu arrogant, um sich von so einem leichten Seitenhieb beeindrucken zu lassen. „Unmöglich“, erwiderte er mit einem Blick auf ihre halbentblößte Brust und grinste. „In Gegenwart einer auch nur halb so begehrenswerten Frau, wie Sie es sind, Mueller, kann ich keine ernsthafte Diskussion führen. Auch keine über Mord. Ich würde viel lieber Liebe mit Ihnen machen und mir den Krieg für später aufheben.“
    Elspeth prallte zurück vor diesem unvermittelten und, wie sie zugeben mußte, unerwarteten Antrag. Sie hatte Zweideutigkeiten und Anspielungen vorausgesehen, aber solche Grobschlächtigkeit (solche unerfreuliche Grobschlächtigkeit) erschreckte sie und brachte sie aus der Stimmung.
    „Haben Sie denn keine Angst, daß ich Sie auf dem Höhepunkt Ihrer Lust töten werde?“
    „Auf dem Höhepunkt meiner Lust? Wie romantisch!“ Er grinste wieder. „Nein, davor habe ich keine Angst. Ich denke, Sie sind noch nicht soweit, daß Sie mich umbringen. Ich denke, daß Sie, ebenso wie ich, mehr daran interessiert sind, die Natur der Bestie kennenzulernen – wenn Sie verstehen, was ich

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