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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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wird.“
    „Nein, Peter. Es war wirklich nicht meine Schuld. Er hatte sich bereits entschlossen.“
    Der Asiat war erstaunt. „Er hatte bereits entschieden, die Monitoren nicht zu implantieren?“
    „Seine Gründe waren fast die gleichen wie meine. Er hat erkannt, daß die Aerani höchst merkwürdig sind, und er will nichts tun, was ihm bei den Elektranern schaden könnte. Ich glaube, er hat soeben Kontakt aufgenommen, um zu hören, was er tun soll. Sie werden ihm sagen müssen: Tun Sie gar nichts. Also wozu der ganze Wirbel? Schiffsführer sollen ja Leute mit furchtbar viel Initiative sein; und davon nimmt er eben ein bißchen. Warum sind Sie so böse?“
    „Weil er sich nicht bei der Stelle Rat geholt hat, die einzig dafür in Frage kommt.“
    „Das ching.“
    „Natürlich. Es ist rücksichtslos von Karl Gorstein, auf eigene Faust zu handeln. Und dumm. Was ist, wenn er, so lobenswert seine Absichten auch sein mögen, falsch handelt? Angenommen, seine Initiative ist falsch, sein Instinkt hat ihn getäuscht?“
    Sie wußte selbst nicht, warum sie Schiffs-Meister Gorstein in Schutz nahm. „Können Sie das wirklich glauben? Ich meine, ist es nicht das einzig Richtige, die Aerani in Frieden zu lassen?“
    „Nein!“ rief Ashka aus. Das Blut schoß ihm ins Gesicht. Dieser Ausbruch überraschte Elspeth.
    „Ich dachte, Sie werden niemals laut?“ sagte sie.
    „Es gibt Gelegenheiten …“, erwiderte er drohend; doch dann lockerte er sich. „Elspeth, begreifen Sie denn nicht, was er mit diesem Blödsinn riskiert? Begreifen Sie denn nicht, wozu Sie ihn mit Ihrer Dummheit getrieben haben? Der Seher der Kolonie hat die Annahme empfohlen. Das ching hat gesagt: annehmen. Und nun verhindert Gorstein die Annahme, macht diese Voraussagen, diese Führung zunichte. Ein so primitives Volk muß sehen, daß Prophezeiungen erfüllt werden. Es gehört sich einfach, daß man tut, was das Orakel sagt.“
    Elspeth zuckte die Achseln und sah den erregten, zutiefst betroffenen Mann lächelnd an. „Wenn das hiesige Orakel etwas vorausgesagt hat, dann trifft es auch ein“, sagte sie.
    Verzweifelt schüttelte Ashka den Kopf. „Es wäre das einzig Richtige, aber eben das hat Gorstein verhindert.“
    Jetzt lachte Elspeth. „Peter, auf dem Aeran gibt es keine Alternativen. Was das Orakel prophezeit, trifft ein. Soviel wissen Sie doch sicher schon. Sie haben doch gesehen, wie es funktioniert, nicht wahr? Es funktioniert nicht so wie das ching – es sieht … es sieht, wie es kommen wird.“
    „Ausgeschlossen“, erwiderte Ashka. „Ich hatte nicht vergessen, was man dem Orakel zutraut; aber das ist unmöglich, und damit hat sich’s. Absolute Orakel gibt es eben nicht; alle Orakel im gesamten Ablauf der Geschichte haben sich mit Wahrscheinlichkeiten befaßt, niemals mit Gewißheiten. Ich stimme jedoch insoweit zu, daß die Aerani glauben, daß ihr Orakel absolut ist; und genau wie Sie bin ich dagegen, daß dieser Glaube zerstört wird. Doch dieser Glaube wird eben zerstört, wenn Gorstein die Monitoren nicht implantieren läßt.“
    „Nein! Das darf nicht geschehen, Peter. Das ist untragbar! Alles, was diese Leute wollen, was sie brauchen, ist, daß man sie in Ruhe läßt.“
    Sie merkte, daß Moir sich unter einen überhängenden Felsblock geschmiegt hatte und sie gespannt beobachtete. Der Wind war jetzt sehr stark, und die aufkommende Nebelwand verschleierte bereits das Marschland.
    „Und in dem Glauben gelassen werden, daß ihr Orakel falsch ist?“ entgegnete Peter Ashka.
    „Das werden sie vergessen oder wegrationalisieren.“
    Der alte Mann sah müde aus, als erschöpfe ihn dieses Streitgespräch. „Elspeth … das ching hat gesagt, die Implantation wird keine Folgen haben. Das hat es präzise und eindeutig konstatiert. Setzt den Aerani die Monitoren ein, und nichts wird sich ändern. Beide Seiten werden glücklich und zufrieden sein, alles bleibt, wie es ist.“
    „Das hat das ching wirklich gesagt?“
    „Jawohl“, bekräftigte er laut, senkte aber gleich wieder die Stimme. „Sie müssen es mir glauben – die Aerani laufen ins Unglück, wenn diese Mission nicht durchgeführt wird, so unerklärlich sie ihnen vorkommen mag. Sie müssen damit fertig werden.“
    Elspeth war immer noch im Zweifel. „Angenommen, sie stehen es durch, und ihre Lebenshaltung ändert sich; angenommen, sie gehen einen anderen Weg, nicht mehr den leichten, einen unerwarteten. Dann wird sich auch die Bedeutung der ching- Voraussage ändern. Es hat

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