Erdwind
was?“
„Ich“, sagte Darren, „aber erwarte nicht zuviel. Eine ga n ze Me n ge von meinen Leuten suchen uns – und auch ein paar von de i nen. Ich muß mich vorsehen.“
„Der crog hat seine Tore geschlossen“, erzählte Moir. (Da r ren war schon eine Weile weg, und Elspeth wollte u n bedingt wi s sen, wie die Dinge draußen standen.) „Und das Schiff ist weg. Es ist an dem Tage abgeflogen, als wir dich vor den Aerani-Kriegern gerettet haben. Die Aerani haben ansche i nend große Angst, aber sie suchen das Land ab, um uns zu töten. Drei von deinen Leuten sind hiergeblieben. Zwei ju n ge Krieger und ein älterer schwar z haariger. Er ist der Führer. Wir drei sind jetzt wohl Verbannte.
Ich glaube nicht, daß die vom crog noch viel länger nach uns suchen werden, aber wir müssen uns vor den drei and e ren vors e hen. Sie streifen jetzt in den Bergen umher, aber ich glaube, sie suchen nach dir. Darren glaubt auch, daß zwei oder drei ältere Krieger den crog verlassen, um ehre n voll im Schneeland zu ste r ben; und auch die werden nach uns suchen, wenn sie gehen. D a her meine ich, wir sollten so weit wie möglich von hier weg. Darren will die Marsch e r kunden und sehen, was für Land dahinter liegt. In den Be r gen dürfen wir uns vorläufig nicht mehr s e hen lassen.“
„Nein“, sagte Elspeth. Darren hörte auf zu essen und blickte sie scharf an.
„Du wirst tun, was ich sage!“ rief er böse.
„Ich denke nicht daran. Und Moir auch nicht. Nicht wahr, Moir?“
Moir war nicht wohl bei diesem Disput; sie drehte und wand sich, als Darren aufsprang und auf sie hinunterstarrte. Er schien nicht übel Lust zu haben, sie zu schlagen, doch Elspeth forderte ihn auf, sich zu beruhigen. Er sah sie finster an, wurde aber dann wieder friedlicher. „Wir machen es so, wie ich es sage“, wiede r holte er jedoch.
„Tut mir leid, Darren“, entgegnete Elspeth gelassen, „aber ich meine, jetzt bin ich nicht mehr eine von euch. Ich bin jetzt wieder ich – Elspeth Mueller, eine Fremde vom Hi m mel. Und ich nehme von niemandem Befehle an, sei es Mann oder Frau. Und, Darren … ich werde auch nicht ve r suchen, Befehle zu geben. Ich gehe in die Berge, und wenn du und Moir mitkommen wollt – bitte sehr. Aber als Gle i che unter Gleichen, anders tue ich es nicht. Gleichberecht i gung.“
„Ich gehe mit dir“, sagte Moir und starrte Darren an, der von e i ner zur anderen sah. Dann grinste er etwas verlegen.
„Na schön“, sagte er schließlich, „dann gehe ich voran.“
„Weißt du denn den Weg?“ fragte Elspeth.
„Ja, immer nach oben“, lachte er höhnisch. Elspeth l ä chelte z u rück und erwiderte dann: „Ich will zur Erdwind-Höhle. Weißt du den Weg dorthin?“
Darren war offensichtlich schockiert. Moir starrte Elspeth mit großen Augen an.
„Was willst du denn da?“ fragte sie.
„Du bist verrückt“, fuhr Darren dazwischen, „dort traut sich nur Iondai hin.“
„Ich traue mich auch hin“, versetzte Elspeth und studierte die Schreckensmienen ihrer jungen Freunde mit einem g e wissen G e fühl von Distanziertheit.
„Aber da sind Geister. Der Erdwind spukt in der Höhle. Wir ste r ben da, Elspeth!“ Moir sah ganz verzweifelt aus. Das wu n derte Elspeth, denn sie hatte geglaubt, Moir sei viel zu jung, um die kultische Bedeutung der Symbole zu erfa s sen.
„Wenn wir sterben, sterben wir eben“, erwiderte Elspeth. „Ich bin fest entschlossen, hineinzugehen. Mit oder ohne euch. Also nochmals, Darren – weißt du den Weg?“
Darren schüttelte den Kopf, langsam, offenbar immer noch voller Angst vor dem, was sie vorhatte. „Ein paar Me i len we i ter ist ein Hochland; von da aus kannst du die Höhle sehen. Es kann nicht so schwierig sein, hinzukommen. Aber ich finde immer noch, das ist keine gute Idee. Wir sollten lieber nach dem Wolken-Tal g e hen … die Legende sagt, dahinter ist ein großer See, der um den ganzen Weltball he r umreicht, bis seine Wellen auf der anderen Seite des Waldes gegen das Marsc h land schlagen.“
„Da können wir ja später hingehen“, beharrte Elspeth. „Jetzt will ich erst zu dieser Höhle …“
Einen flüchtigen Augenblick lang hatte sie es erfaßt – den Er d wind, den Sinn, der hinter diesem komplexen Felsrelief steckte, ein Verstehen dessen, was es gewesen war und i m mer noch war. Lebhaft erinnerte sie sich an das knisternde Feuer, die geisterhaft schwebenden Lieder von Erde und Wind – sie glaubte, die Mä n ner
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