Erdwind
tao sei Dank – die ganze Ko n ferenz war ihm ansonsten noch gegenwärtig … die raschelnden Vorhänge … die Gerüche … Mit kramp f haftem Griff hielt er das Foto in den Fingern; er star r te auf die Gesichter und strengte sich an, noch mehr Erinn e rungen heraufzuholen.
Der Geruch, die Vorhänge, Wasser … Wasser in einem Springbrunnen? Was noch? Was wurde gesprochen, was g e tan?
Sein Gesicht war schweißnaß, es tropfte von der Kinnl a de, Schweiß und Tränen, die still herausquollen, während er ang e strengt versuchte, sich zu erinnern. Er wußte, daß er sich eri n nern müßte – diese Konferenz lag ihm ständig im Sinn, of t mals durchlebte er wieder ganze Teile davon, ganze Gespr ä che. Es war doch nicht möglich, daß die Geschehni s se dieser Tage (Wochen?) so vollständig entschwunden sein konnten.
Und doch waren sie entschwunden.
Laute stiegen aus seiner Kehle auf, halbgeformte Wörter, halb vokalisierte Schreie. Was geschah mit ihm? Wie konnte er so völlig vergessen? Das war doch nicht etwa … Elspeth Mueller hatte doch nicht gesagt, daß der Aeran … Hatte er sie völlig mi ß verstanden? Hatte sie gemeint, daß der Planet tatsächlich zerstö r te?
Die Konferenz, der größte Tag seines Lebens … und jetzt war nichts da, nur noch Kiefernholz, Vorhänge, Wasser – nichts weiter; die Konferenz selbst – gewiß, eine halberi n nerte Vision von Männern und Frauen, Vertrautheit mit den Gesic h tern auf dem Foto, Freundschaft mit den Männern neben ihm – und dann nichts weiter. Nur Leere.
Entsetzt, willenlos zitternd, öffnete Ashka den Schrank wieder und warf das Bild hinein. Schwer lehnte er sich ans Fenster; se i ne Stirn empfand das kühle Glas als angenehm, Nässe trübte die Scheibe und rann wie Regen daran hinunter zum Sims. Er weinte.
Später sah er jemanden draußen vor dem Schiff stehen, in dem gelblichen Lichtschimmer, der aus dem Luk des Man n schaftslogis neben seiner Kabine kam. Er erkannte den S e her der K o lonie. Der Mann hieß Iondai; doch sonst wußte Ashka nichts weiter von ihm.
Iondai suchte die erhellten Fenster in der steilen Bor d wand ab. Wenn dabei sein Blick kurz an Ashkas Fenster hängenblieb, so ließ der Mann kein Zeichen des Wiede r erkennens merken; allerdings konnte er ja auch nichts s e hen. Suchte Iondai ihn? Oder studierte er nur die Fre m den?
Ashka knipste das Licht in seiner Kabine an. Jetzt konnte er draußen nichts mehr sehen, doch sekundenlang betracht e te er den trüben Widerschein seines tränenüberströmten G e sichts. Es ve r wirrte ihn etwas, aber er ließ seinen irrationalen Emotionen fre i en Lauf, bis sie von selbst verblaßten. Als er das Licht wieder ausknipste, sah er, daß Iondai zu ihm he r aufstarrte und ihm win k te.
Ashka nahm seine Leinentasche auf und fragte sich, was der S e her wohl im Sinn haben mochte, daß er herkam und so offensichtlich nach seinem Kollegen und Gegenspieler Au s schau hielt. Eilends begab sich Ashka wieder hinaus auf den Boden des Pl a neten. Doch als er unten an der kurzen Rampe stand, sah er sich erstaunt um: Iondai war nirgends zu en t decken. Hell angeleuchtet von dem hinter ihm aus der Luf t schleuse fallenden Licht, vor der schwarzen Finsternis st e hend, fühlte sich Ashka höchst ve r wundbar. Doch da sah er eine Gestalt an der Erdbastei, ein Stück links vom Eingang. Sie war schwierig auszumachen, doch Ashka glaubte, daß es Iondai war, und in diesem Gedanken schritt er durch das schwammige Unterholz vom Schiff weg.
Als er den Wall erreichte, war Iondai wieder verschwu n den; Ashka ging längs des Walles weiter, nicht ohne ein g e wisses Unsicherheitsgefühl, da er das Schiff nicht mehr s e hen konnte.
In der völligen Finsternis fühlte er sich vor Humanoiden, die ihn und seine Genossen bedrohen mochten, völlig sicher; ganz und gar den Naturformen und -mächten einer Welt ausgesetzt zu sein, die er nicht beherrschen konnte, war j e doch nicht eben seine Vorstellung von einem gemütlichen Nachtspaziergang.
Ein plötzlich aufflammender Lichtschein erschreckte ihn: Ein Stück weiter vorn war eine Fackel angezündet worden (wie machten sie das, fragte er sich). Eine undeutliche G e stalt hielt die Fackel und winkte mit ihr. Ashka tastete sich weiter vor und löste sich vom Walde, schritt über offenes Gelände in ein busch- und baumbestandenes Gebiet. Die Fackel schwankte ihm voran, we b te Lichtstriche zwischen den Bäumen, verschwand und tauchte hinter aufrecht st e henden
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