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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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er die Schwelle überschritt, plötzlich das Gefühl, in ein Bild der Erinnerung einzutreten.
    »Morgon!« Rood erhob sich, sprang vom Bett und zog einen Berg von Büchern mit sich hinunter. Er umarmte Morgon, den Becher in der einen Hand, den Brief in der anderen. »Freu dich mit mir. Ich feiere. Du bist mir fremd ohne dein Gewand. Aber ich hatte ja vergessen - du bist jetzt ein Bauer. Ist das der Grund deines Aufenthalts in Caithnard? Bist du mit deinem Getreide oder Wein oder sonst was herübergekommen?«
    »Bier. Wir bringen keinen guten Wein zustande.«
    »Wie traurig.« Einer neugierigen Krähe gleich betrachtete er Morgon aus rotgeränderten, schwimmenden Augen. »Ich habe vom Tod deiner Eltern gehört. Die Händler redeten von nichts anderem. Es hat mich zornig gemacht.«
    »Warum?«
    »Weil du dadurch in Hed gefangen wurdest, weil du so zum Bauern gemacht wurdest, der nichts anderes mehr im Kopf hat als Eier und Schweine, Bier und das Wetter. Niemals wirst du hierher zurückkommen, du fehlst mir.«
    Morgon ließ sein Bündel zu Boden gleiten; in ihm lag die Krone verborgen wie eine schuldbeladene Tat.
    Leise sagte er: »Ich bin gekommen; ich habe dir etwas zu sagen, und ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    Abrupt ließ Rood Morgon los und wandte sich ab.
    »Ich will es nicht hören.« Er schenkte Morgon einen zweiten Becher ein und füllte seinen eigenen auf. »Vor zwei Tagen ha- be ich das goldene Gewand gemacht.«
    »Ich weiß. Meinen Glückwunsch. Wie lange feierst du schon?«
    »Ich weiß nicht mehr.« Er hielt Morgon den Becher hin, und Wein schwappte über seine Finger. »Ich bin ein Sohn Ma- thoms, Nachkomme von Kaie und Oen und von der Zauberin Madir. Nur ein Mann hat je das goldene Gewand in kürzerer Zeit erworben als ich. Und er kehrte nach Hause zurück, um das Feld zu bestellen.«
    »Rood - «
    »Hast du inzwischen alles vergessen, was du gelernt hast? Du hast Rätsel gelöst, wie andere Nüsse knacken. Du hättest ein Großmeister werden sollen. Du hast einen Bruder, du hättest ihn die Landherrschaft übernehmen lassen können.«
    »Rood«, sagte Morgon geduldig, »du weißt, daß das unmöglich ist. Und du weißt auch, daß ich nicht hierhergekommen bin, um mir das schwarze Gewand zu erwerben. Ich wollte es nie haben. Was hätte ich damit anfangen sollen? Hätte ich es anlegen sollen, um Bäume zu veredeln?«
    Roods Stimme peitschte ihm mit einer Heftigkeit ins Gesicht, die ihn verdutzte.
    »Rätsel hättest du lösen sollen! Du hattest die Begabung; du hattest das Auge dafür! Du hast einmal gesagt, du wolltest den Kampf gewinnen. Warum hast du dein Wort nicht gehalten? Statt dessen bist du nach Hause zurückgekehrt, um Bier zu brauen, und irgendein Fremder ohne Namen und ohne Gesicht gewann sich die zwei größten Schätze von An.« Er knüllte den Brief zusammen und verschloß ihn in seiner Faust. »Wer weiß, auf wen sie jetzt wartet? Auf einen Mann wie Raith von Hel, mit einem Gesicht wie aus Gold geprägt und einem Herzen, das so schwarz ist wie ein verfaulter Zahn? Oder auf Thistin von Aum, der schwach und weichlich ist wie ein Säugling und zu alt, um ohne stützende Hand in sein Bett zu steigen? Wenn sie einen solchen Mann heiraten muß, werde ich dir und meinem Vater niemals vergeben. Ihm nicht, weil er überhaupt ein solches Gelöbnis getan hat; dir nicht, weil du in diesem Gemach ein Versprechen abgelegt hast, das du nicht hieltest. Seit dem Tag, an dem du von hier fortgingst, habe ich mir gelobt, den Kampf gegen Peven zu gewinnen, Rendel von dem Schicksal zu erlösen, das mein Vater ihr bestimmt hat.
    Aber ich hatte keine Chance. Ich hatte nicht einmal eine Chance.«
    Morgon ließ sich auf einem Stuhl neben Roods Schreibtisch nieder.
    »Hör auf zu schreien. Bitte! Hör mich an - «
    »Was soll ich mir anhören? Nicht einmal jener einen Regel, die dir mehr galt als alle anderen, konntest du treu sein.« Er ließ den Brief fallen, streckte mit einer abrupten Bewegung den Arm aus, zog das Haar über Morgons Stirn nach hinten. »Löse das ungelöste Rätsel!«
    Morgon riß sich von ihm los.
    »Rood! Willst du endlich aufhören zu brabbeln und mir zuhören? Es fällt mir auch so schwer genug, dir zu sagen, was ich zu sagen habe. Krächze mich nicht an wie eine volltrunkene Krähe. Glaubst du, Rendel wird es etwas ausmachen, auf einem Bauernhof zu leben? Ich muß es wissen.«
    »Verspotte die Krähen nicht; einige meiner Vorfahren waren Krähen. Natürlich kann Rendel nicht

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