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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Tristan auf den Weg nach Hause zu schicken. Aber Lyra, ich weiß nicht, was Astrin Ymris dazu bewegen könnte, uns gehen zu lassen.«
    »Die Entscheidung liegt bei uns; sie hat mit Ymris nichts zu tun.«
    »Es dürfte schwer sein, Astrin oder Heureu davon zu überzeugen.«
    Mit einer heftigen Bewegung wandte sich Lyra vom Fenster ab, schritt zum kalten Kamin und wieder zurück.
    »Wir könnten uns ein anderes Schiff suchen. Nein. Das würden sie beim Verlassen des Hafens durchsuchen.« Sie schien nahe daran, die Geduld zu verlieren. Dann aber, während sie Rendel ansah, sagte sie plötzlich: »Was ist los? Ihr seht bedrückt aus.«
    »Ich bin es«, erwiderte Rendel überrascht. Sie senkte den Kopf. Ihre Hand schloß sich wieder um den Stein. »Astrin - Astrin sagte mir, er glaubt, daß Morgon noch am Leben ist.«
    Sie hörte, wie Lyra ansetzte, etwas zu sagen, und wie ihr das Wort im Halse steckenblieb. Lyra setzte sich plötzlich neben sie und umfaßte das steinerne Sims mit den Händen. Ihr Gesicht war weiß.
    »Was - wie kommt er darauf?« fragte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    »Er sagte, Morgon hätte nach Lösungen gesucht, und der Tod wäre eine Lösung. Er sagte -«
    »Das würde bedeuten, daß er die Landherrschaft verloren hat. Das war seine größte Angst. Aber keiner - keiner außer dem Erhabenen kann einem diesen Instinkt nehmen. Keiner -« Sie brach ab. Rendel hörte, wie sie plötzlich die Zähne zusammenbiß. Müde lehnte sie sich zurück, und der Stein in ihrer Hand schimmerte wie eine Träne. Wieder vernahm sie Lyras Stimme, die jetzt fremd klang, bar aller Leidenschaft. »Dafür werde ich ihn töten.«
    »Wen?«
    »Ghisteslohm.«
    Rendel öffnete ihre Lippen und schloß sie wieder. Sie wartete darauf, daß das Frösteln, das die fremde Stimme in ihr ausgelöst hatte, verginge. Dann sagte sie vorsichtig: »Erst müßt Ihr ihn finden. Das könnte schwierig werden.«
    »Ich werde ihn finden. Morgon wird wissen, wo er ist.«
    »Lyra -« Lyras Gesicht wandte sich ihr zu, und die Mahnungen zur Vorsicht wollten nicht über Rendels Lippen. Sie blickte zu Boden. »Zuerst müssen wir aus Caerweddin herauskommen.«
    Der Schatten der Fremdheit wich von Lyra. Mit ängstlicher Besorgnis drängte sie: »Sagt Tristan nichts von dem, was Ihr mir erzählt habt. Es ist zu ungewiß.«
    »Nein, ich werde nichts sagen.«
    »Gibt es denn nichts, was Ihr für uns tun könnt? Wir können jetzt nicht umkehren. Jetzt nicht. Macht, daß ein Wind die Kriegsschiffe fortbläst; macht, daß sie sich einbilden, uns südwärts segeln zu sehen -«
    »Wofür haltet Ihr mich? Für eine Zauberin? Ich glaube, nicht einmal Madir konnte so etwas.« Ein Sonnenstrahl fing sich in dem merkwürdigen Stein; Rendel richtete sich plötzlich auf. »Wartet!«
    Sie hielt den Stein zwischen Zeigefinger und Daumen hoch, so daß sich das Sonnenlicht in ihm brach. Lyra zwinkerte, als das Funkeln ihre Augen traf.
    »Was? Was ist das?«
    »Das ist ein Stein, den Astrin auf der Ebene von Königsmund gefunden hat, in der Stadt der Erdherren. Er hat ihn mir geschenkt.«
    »Was wollt Ihr damit anfangen?«
    Ihre Augen verengten sich wieder, als das grelle Licht sie berührte, und Rendel ließ den Stein sinken.
    »Er blitzt wie ein Spiegel. Alles, was ich von der Schweinehirtin gelernt habe, hat mit Trugbildern zu tun; da werden kleine Dinge über alles Maß hinaus aufgeblasen: Eine Handvoll Wasser scheint ein See zu sein, ein Ästchen ein riesiger umgestürzter Baumstamm, ein Dornenstiel ein unüberwindbares stacheliges Gestrüpp. Wenn ich - wenn ich die Kriegsschiffe mit diesem Stein hier blenden könnte, wenn ich machen könnte, daß sein Licht wie eine Sonne grell in ihre Augen strahlt, dann könnten sie es nicht sehen, wenn wir uns nordwärts wenden, dann könnten sie uns nicht einholen.«
    »Damit? Der Stein ist ja nicht größer als ein Daumennagel. Außerdem«, fügte sie mit Unbehagen hinzu, »woher wollt Ihr wissen, was er ist? Ihr wißt, daß eine Handvoll Wasser eine Handvoll Wasser ist, aber Ihr wißt nicht, wozu dieser hier bestimmt war, wie wollt Ihr also genau wissen, was aus ihm vielleicht werden kann?«
    »Wenn Ihr nicht wollt, daß ich es versuche, dann will ich es auch nicht tun. Es ist eine Entscheidung, die uns alle betrifft. Es ist aber auch das einzige, was mir einfällt.«
    »Ihr seid es, die mit diesen Dingen umgehen muß. Woher wollt Ihr wissen, welchen Namen die Erdherren ihm gegeben haben? Ich habe keine Angst um

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