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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Königsmund hinausgeritten ist - das war die Höhe der Torheit.«
    Er schwieg. Weiß schimmerte das Licht auf seinen Backenknochen, ehe er die Hände zu den Augen hob und einen Moment lang so verharrte. Sie blickte zu Boden.
    »Ich nehme an, Ihr habt ihm das gesagt.«
    »Ja. Er schien mir zuzustimmen. Für intelligente Menschen wie Astrin, Euch und Bri Corvett ist dies nicht der Zeitpunkt, das Denken zu vergessen.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter, und seine Stimme wurde milder. »Ich verstehe, was Ihr tun wolltet. Ich verstehe auch, warum. Aber überlaßt es jenen, die fähiger sind.«
    Sie verschluckte eine Antwort und senkte den Kopf. Rendel ließ ihm stillschweigend das letzte Wort. Dann sagte sie mit echter Dankbarkeit: »Ich danke Euch für das Schiff. Werdet Ihr Tristan morgen früh Bescheid sagen?«
    »Ich werde sie persönlich an Bord geleiten.«
    Später, als sie zum Nachtmahl hinuntergingen, traf Rendel wieder mit Lyra zusammen.
    »Bri hat sich gesträubt«, berichtete Lyra leise, »aber ich schwor ihm bei dem, was von meiner Ehre noch übrig ist, daß er sich nicht auf eine Wettfahrt mit den Kriegsschiffen einlassen muß. Die ganze Sache gefiel ihm nicht, aber er erinnerte sich noch gut daran, was Ihr mit dem Stück Faden anstelltet. Er sagte nur, er hoffte von Herzen, das, was Ihr morgen tun wollt, hätte Wirkung, weil er nicht wagen würde, Heureu Ymris noch einmal gegenüberzutreten, wenn es danebengeht.«
    »Ich auch nicht«, murmelte Rendel.
    In diesem Augenblick trat Tristan aus ihrem Zimmer, verwirrt und ein wenig ängstlich, als wäre sie eben erst geweckt worden. Ihr Gesicht entspannte sich, als sie Lyra und Rendel sah. Ihr
    vertrauensvoller Blick machte Rendel ein schlechtes Gewissen.
    »Seid Ihr hungrig?« fragte sie. »Wir gehen hinunter in den Königssaal, um zu essen.«
    »Vor anderen Leuten?«
    Vergeblich mühte sie sich, ihren zerknitterten Rock glattzustreichen. Dann hielt sie inne, blickte sich um, sah aus großen Augen auf die Mauern aus prächtigem Stein, die im Fackelschein schimmerten, auf die alten Schilde aus Bronze und Silber, die dort hingen, auf die juwelenfunkelnden Waffen. Sie flüsterte: »Morgon war in diesem Haus«, und ihre Schultern strafften sich, als sie Lyra und Rendel in den Saal folgte.
    Am folgenden Morgen wurden sie vor Sonnenaufgang geweckt. In kostbare, warme Umhänge gehüllt, die Heureu ihnen geschenkt hatte, ritten sie mit ihm, Astrin, den Rittern von Umber und Tor und dreihundert Bewaffneten durch die stillen Straßen von Caerweddin. Fenster öffneten sich hier und dort, oder Licht floß aus einem Türspalt, durch den ein Gesicht hinausspähte auf den langen, rasch marschierenden Zug der Krieger. Am Hafen hoben sich die dunklen Masten aus perlmuttschimmerndem Nebel, der über dem Wasser lag; Stimmen und Schritte schienen gedämpft, körperlos. Die Männer lösten sich aus den geordneten Reihen, um an Bord der Schiffe zu gehen. Bri Corvett kam den Laufsteg herunter, warf Rendel einen düsteren, gehetzten Blick zu und führte dann ihr Pferd aufs Schiff. Die Wachen der Morgol folgten ihm mit ihren Rössern.
    Rendel wartete einen Moment ab, um noch zu hören, wie Heureu zu Tristan sagte: »Ich schicke Euch auf einem der Kriegsschiffe mit Astrin nach Hause. In seinem Schutz seid Ihr sicher, und die Männer, die ihn begleiten, werden Euch wohl behüten. Es ist ein schnelles Schiff; Ihr werdet rasch daheim sein.«
    Rendel, die die Szene beobachtete, hätte nicht sagen können, wer überraschter aussah, Tristan oder Astrin. Tristan öffnete den Mund, um zu protestieren, sah dann, daß Rendel zuhörte, und ein Ausdruck empörter Erkenntnis huschte über ihr Gesicht.
    Doch ehe sie sprechen konnte, sagte Astrin: »Das sind mehr als zwei Tage für die Hinfahrt und ein Tag zurück nach Meremont - du brauchst doch das Schiff, um die Küste zu bewachen.«
    »Für die wenigen Tage kann ich es entbehren. Wenn die Rebellen Waffenlieferungen erwarten, so werden sie höchstwahrscheinlich aus dem Norden kommen, und ich kann versuchen, sie in Caerweddin aufzuhalten.«
    »Waffen«, widersprach Astrin, »sind nicht das einzige, wonach wir Ausschau halten.« Dann glitten seine Augen langsam von Heureus Gesicht zu Rendel. »Wer bat um dieses Schiff?«
    »Ich habe die Entscheidung getroffen«, erwiderte Heureu kurz, und bei seinem Ton klappte Tristan, die eben wieder den Mund geöffnet hatte, ihn rasch wieder zu.
    Die Stirn argwöhnisch und verwundert gekraust, betrachtete Astrin

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