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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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genießen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Emily.
    »Von Jamie?«
    »Nein.«
    In einiger Entfernung gingen die Häkelschwestern vorbei. Sie sprachen nicht miteinander, sondern wirkten eher, als gingen sie Streife. Als Alex Nick entdeckte, lächelte er und hob grüßend die Hand, während Dan sein Schweinchengesicht zu einer grimmigen Miene verzog.
    Nick lotste Emily in die Bibliothek, wo sie sich in die letzte Ecke zurückzogen. Emily vibrierte förmlich vor Energie.
    »Also, sag schon.«
    Sie lächelte, öffnete ihre Tasche und zog eine CD-Hülle hervor, auf die jemand in runder Schrift ›Erebos‹ geschrieben hatte.
    In Nick lieferten sich widersprüchliche Gefühle einen heißen Kampf. Ablehnung. Sorge. Gier. »Du willst wirklich einsteigen?«
    »Ja. Ich glaube, für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt.«
    Nick betrachtete die DVD, die er sich noch vor Kurzem brennend gewünscht hatte. Emily würde Erebos erkunden, all die bizarr schrecklich-schönen Landschaften durchwandern, Abenteuer erleben. Das sehnsüchtige Ziehen in seinem Bauch breitete sich aus. Er schüttelte unwillig den Kopf.
    »Jamie hatte recht, du bist nicht mehr dabei, stimmt’s?«
    Er nickte nur. »Rausgeflogen«, sagte er heiser.
    »Tja. Schade. Dann können wir nicht zusammen spielen.«
    »Nein.« Nick biss sich auf die Lippe. Es war gut so. Er wusste, dass es gut war. All die Aufregung, die Spannung, den Nervenkitzel … Er brauchte es nicht mehr.
    »Wieso … Was ist der Grund dafür, dass du es dir anders überlegt hast? Du wolltest doch erst nichts von dem Spiel wissen.«
    »Stimmt. Aber ich will verstehen, was euch alle so fasziniert.« Sie blickte nachdenklich zur Seite. »Jamie war überzeugt davon, dass dieses Spiel nicht einfach nur ein Spiel ist. Er hatte seine eigene Theorie.« Sie drehte das Cover in den Händen. »Jamie meinte, hinter einem solchen Spiel muss mehr stecken. Ein Ziel, verstehst du? Alle diese Sachen, die in der Wirklichkeit passieren, die müssen doch jemandem nutzen, meinst du nicht? Aber herausfinden kann ich das nur, wenn ich mir Erebos selbst ansehe. Deshalb habe ich da und dort Bemerkungen fallen lassen, dass ich neuerdings an einer Kopie interessiert wäre.«
    Nick erinnerte sich. Er selbst hatte dem Boten die Nachricht weitergeleitet und ein paar andere Spieler sicher auch.
    »Also, das einzige Ziel des Spiels, von dem ich etwas weiß, ist, dass ein Bösewicht namens Ortolan vernichtet werden soll«, sagte Nick. »Was im realen Leben passiert, dient doch nur dazu, das Spiel vor denen zu schützen, die etwas dagegen haben.«
    »So wie Jamie? Dann sollten wir versuchen, es zu stoppen.«
    Es stoppen. Nick dachte an den Unfall und die Blutlache und wusste, dass Emily recht hatte. Auch wenn Nick dann nie wieder in der Weißen Stadt herumlaufen oder bei den Arenakämpfen dabei sein konnte. Er seufzte. »Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Aber wir können es versuchen.«
    Die Tür der Bibliothek wurde geöffnet und leise wieder geschlossen. Nick bedeutete Emily, ruhig zu sein – doch es war nur Mr Bolton, der Religionslehrer.
    »Wir müssen aber höllisch aufpassen«, flüsterte Nick. »Wenn sie es bemerken, kann es sein, dass … also, dann könnte es richtig gefährlich werden. Das Spiel ist wahnsinnig schlau. Ich bin noch nicht völlig sicher, dass es Jamie aus dem Weg räumen wollte, aber ich weiß, was es mit Mr Watson vorhatte.« Emily hob fragend die Augenbrauen.
    »Erzähl ich dir ein andermal«, sagte Nick. »Es zu überlisten wird schwieriger, als du dir vorstellen kannst. Und sobald du verdächtig bist oder versagst, bist du schneller draußen, als du bis fünf zählen kannst.« In seinem Kopf breitete ein steinerner Dämon seine Schwingen aus. Nick verscheuchte ihn.
    Emily lächelte spitzbübisch – ein Ausdruck, den Nick noch nie bei ihr gesehen hatte.
    »Ich passe schon auf. Und ich frage mich –«, diesmal sah sie sich genau um und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern, »ob du mir vielleicht helfen würdest. Ich kenne mich mit Computerspielen nicht so aus, ich spiele immer nur Solitär.«
    Durch Nicks Kopf schoss sofort Regel Nummer zwei: Wenn du spielst, achte darauf, allein zu sein.
    Was würde passieren, wenn sie zu zweit waren? Würde das Spiel es merken? Nick atmete tief durch. Er musste es auf einen Versuch ankommen lassen.
    »Klar helfe ich dir, gern sogar. Du wirst viel schneller vorankommen, wenn ich dir Tipps gebe.«
    »Perfekt.« Sie strahlte. »Komm nach dem Tee bei mir vorbei,

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