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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Kiste und den Galaris-Schriftzug.
    Ein Zug donnerte über Nicks Kopf hinweg Richtung Mills End. Nun – er musste sich ja nicht umdrehen. Eigentlich gab es nicht den geringsten Grund dafür. Außer Verfolgungswahn vielleicht und darunter litt Nick bestimmt nicht.
    Er faltete den Turnbeutel zu einem kleinen Paket zusammen und steckte es unter seine Jacke. Dann ging er davon, ohne noch einmal hinter sich zu blicken.
     
    Es ging schon stark gegen Mittag, als Nick wieder zu Hause ankam, eine Papiertüte mit vier eben erstandenen Muffins in der Hand. Mum war gerade beim zweiten Kaffee.
    »Wir haben uns verplaudert«, murmelte Nick und drapierte die Muffins auf einem Teller. Er starb beinahe vor Hunger.
    »Auch einen Kaffee?«
    »Gern. Wenn es schnell geht.«
    Seine Mutter machte sich an der Espressomaschine zu schaffen, schielte währenddessen aber immer wieder begehrlich auf den Muffin-Teller. »Sind das die mit Chocolate-Chips?«
    »Ja, die beiden dunklen. Von den Kokosmuffins lass die Finger, die gehören mir.«
    Mum stellte ihm eine Jumbo-Tasse Cappuccino mit aufgeschäumter Milch vor die Nase.
    Nick verschlang seinen ersten Muffin mit dem Gefühl, dem Hungertod gerade noch entronnen zu sein, und kippte die Hälfte des Kaffees hinterher.
    »Ich fahre heute Nachmittag zu Onkel Hank, er renoviert. Wäre nett, wenn du mitkommst. Dad muss für einen Kollegen einspringen, also bist du der Einzige, der ohne Leiter zur Decke hinaufreicht, und irgendeiner muss sie ja streichen.«
    Nicks Mund war voll, was ihm wertvolle Sekunden verschaffte. »Würde ich wirklich gern«, sagte er und legte möglichst viel Bedauern in seine Stimme. »Aber weißt du, ich muss in ein paar Tagen eine sauschwere Chemiearbeit abgeben – ich hätte echt ein schlechtes Gefühl, wenn ich damit nicht weitermache. Ich dachte, ich tu das heute …«
    Mums Blick war belustigt und prüfend zugleich. »Du willst Chemie lernen? Nicht raus zum Sportplatz oder ins Kino?«
    »Ich schwör’s. Sportplatz oder Kino kommen heute nicht infrage.« Nick lächelte seine Mutter an, das Gewissen so rein wie Neuschnee. Sein letzter Satz war Wort für Wort wahr.

8.
    Computer an. DVD rein. Kopfhörer auf. Gespannte Sekunden des Wartens, bis das Programm startet.
    »Sarius«, flüstert eine geisterhafte Stimme.
    Er ist in der Höhle, in der er letzte Nacht seine Zusammenkunft mit dem Boten hatte. Doch anders als gestern dringt Licht aus den Wänden, die hell und geschliffen sind wie Kristall. Wunschkristall?
    Sarius bückt sich nach etwas, das wie eine Goldmünze aussieht, als der Höhleneingang sich öffnet und der Bote eintritt. Er mustert Sarius aus seinen gelben Augen.
    »Du hast meinen Auftrag erfüllt«, sagt er.
    »Ja.«
    »Nur aus Interesse: Was stand auf der Kiste, abgesehen von ›Galaris‹?«
    »Zahlen. 18.03.«
    »Sehr gut. Hier liegt neue Ausrüstung für dich. Ein Brustharnisch, ein Helm und ein vernünftiges Schwert. Ich bin zufrieden mit dir, Sarius.« Er deutet auf einen tischartigen Felsen direkt an der kristallenen Wand.
    Die Neugier treibt Sarius sofort darauf zu. Der Helm glänzt kupferfarben und ist mit einem eingeprägten Wolfskopf verziert, der die Zähne fletscht. Sarius ist beglückt, Wölfe gehören zu seinen Lieblingstieren. Er legt den Harnisch an – 9 Stärkepunkte! – und greift nach dem Schwert, das länger und aus dunklerem Metall ist als sein bisheriges. Das sieht gleich ganz anders aus. Zur Krönung setzt er sich den Wolfshelm auf.
    »Bist du zufrieden?«, fragt der Bote.
    Sarius bejaht aus ganzem Herzen. Er ist eine Zwei und er sieht cool aus.
    »Das war noch nicht alles.«
    Der Bote zieht den Mantel enger um seinen mageren Leib.
    »Dies ist Erebos. Du wirst sehen, dass treue Dienste sich lohnen. Sag Nick Dunmore, er soll dafür sorgen, dass kein Uneingeweihter hier eindringt, dann soll er sich in den Innenhof des Nachbarhauses begeben. Das Gitter an einem der Lüftungsschächte ist locker. Wenn er es abnimmt und in den Schacht greift, wird er etwas finden.«
    Etwas finden? Eigentlich will Sarius gerade keine Unterbrechung, er will loslegen und sein neues Schwert ausprobieren.
    »Jetzt gleich?«, fragt er.
    »Natürlich. Ich warte so lange.«
    Der Bote lehnt sich gegen die kristallene Wand und verschränkt die Arme vor der Brust.
     
    Verzögerungen, nichts als Verzögerungen. Nick nahm die Kopfhörer von den Ohren. Er würde sein Zimmer abschließen müssen, vorsichtshalber. Doch wenn Mum das merkte, würde sie Fragen stellen. Und

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