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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Lelant schon hergefunden haben – vermutlich ja. So lange können sie nicht gebraucht haben, um den roten Fluss zu finden. Vielleicht sind sie aber auch von einer weiteren Horde Riesenskorpione erledigt worden. Der Gedanke gefällt ihm.
    Zu schade, dass er keine Gelegenheit mehr hatte, den Gnom nach dem Weg zu Atropos’ Taverne zu fragen, denn bei seinem Spaziergang über die Hauptstraßen kann er sie nicht entdecken. Er braucht jemanden, der ihm Auskunft geben kann. Die Feuerkörbe sind mit den Lagerfeuern in der Wildnis nicht zu vergleichen, stellt er schnell fest. Sie dienen nur der Beleuchtung, ermöglichen aber keine Gespräche.
    Dass er in einen der Läden gehen könnte, die sich immer wieder rechts und links des Weges finden, geht ihm erst auf, als er einen Zwerg sieht, der sich mit dem Öffnen einer schweren Holztür abplagt. »Fleischerei«, steht in großen Lettern auf dem darüber angenagelten Holzschild.
    Wenige Minuten später betritt Sarius einen Trödelladen, dessen Regale vor Seltsamkeiten überquellen. Sein Blick bleibt an einem Vampirschädel hängen, auf dessen Fangzähnen Garnrollen aufgespießt sind – hier ist er richtig. Garnrollen lassen sich bestimmt auch auf Skorpionstacheln montieren.
    Aus der finstersten Ecke des Ladens schlurft ein graubärtiger Mann hervor.
    »Willst du kaufen oder verkaufen?«, fragt er ohne ein Wort der Begrüßung.
    »Verkaufen«, antwortet Sarius. Er öffnet sein Inventar und legt die beiden Scheren, die Rückenplatten und den Stachel auf den Tresen. Wieder wallt die Wut in ihm hoch. Er könnte bereits Besitzer eines Wunschkristalls sein.
    »Ah. Zerlegtes Krabbeltier«, stellt der Händler fest. »Dafür gibt’s nicht viel. Außer vielleicht für den Stachel, wenn noch Gift dran ist.«
    Er begutachtet den schwarzen, gebogenen Dorn mit einem Vergrößerungsglas.
    »Wie viel bekomme ich dafür?«, fragt Sarius. »Ich hätte zum Beispiel Interesse an einem Wunschkristall.«
    Der Händler sieht hoch.
    »Wunschkristalle kann man nicht kaufen. Muss man finden. Oder geschenkt bekommen. Für den Stachel gebe ich dir 3 Goldstücke, für den Rest noch mal 2.«
    Das klingt nicht nach sehr viel. Tyrania hat nach dem Kampf gegen die Wasserschwestern 40 Goldmünzen bekommen, erinnert sich Sarius.
    »Das ist zu wenig«, sagt er, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Ich will 10 Goldstücke, sonst nehme ich meinen Kram wieder mit.«
    Der Händler blickt zwischen den Skorpionteilen und Sarius hin und her. »Allerhöchstens 6.«
    Sie einigen sich auf 7 und Sarius verlässt den Laden mit dem Hochgefühl, alles richtig gemacht zu haben. Das legt sich sofort, als er im übernächsten Schaufenster einen Skorpionstachel für 55 Goldstücke angeboten sieht. Außerdem hat er im Eifer des Verhandeins vergessen, nach dem Weg zur Taverne zu fragen. Im nächsten Laden – einer Schuhmacherei, in der es giftabweisende, klingenbesetzte und sogar blitzschleudernde Stiefel zu kaufen gibt – erteilt man ihm bereitwillig Auskunft.
    Er nimmt, wie ihm geraten wurde, die dritte Abzweigung links und steht vor einer schiefen Tür, von der der Lack absplittert. Das Schild darüber zeigt eine geöffnete Schere, darunter den Schriftzug »Zum letzten Schnitt«.
    Innen ist es beinahe dunkler als draußen auf der nächtlichen Straße. Die kleinen Laternen, die auf den Tischen stehen, werfen ihr Licht gerade einmal auf die Tische und die Hände der dort Sitzenden. Die Gesichter bleiben im Dunkeln verborgen.
    Sarius stellt sich an die Theke, hinter der eine uralte Frau steht, die ihn nicht beachtet. Sie fährt mit ihrem krummen Zeigefinger die Linien im Holz nach und murmelt leise vor sich hin.
    »Ich möchte mich für die Arenakämpfe eintragen«, sagt Sarius.
    Die Alte blickt kurz auf, antwortet aber nicht.
    »Wo finde ich die Liste, in die ich mich für die Arenakämpfe eintragen kann?«, versucht er es noch einmal. »Sie sind doch Atropos, oder?«
    Die Nennung ihres Namens scheint die alte Wirtin aufzuwecken.
    »Ja, die bin ich. Du findest die Liste im Keller.«
    Sie begutachtet Sarius von oben bis unten. »Willst du wirklich bei den Kämpfen antreten?«
    »Ja.«
    »Als Zwei? Sehr klug ist das nicht. Aber tu es ruhig. Mich geht’s ja nichts an.«
    Sie wendet sich wieder der Holzmaserung auf der Theke zu. Sarius findet eine Treppe, die abwärtsführt. Im Keller ist mehr Licht als oben, denn ein offener Kamin beleuchtet das Bogengewölbe. Die Liste ist nicht zu übersehen, sie ist an der Wand befestigt

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