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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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das aber ganz anders gesehen. Immerhin haben wir … Ach so!« Jamie brach in Gelächter aus. »Nick, mein Alter, warum sagst du es denn nicht gleich? Du hast ein Date und fürchtest, dass Onkel Jamie dich damit ewig aufzieht, wenn du es zugibst.«
    »Quatsch.«
    »Ach komm, ist doch in Ordnung. Hab Spaß und erzähl mir alles haarklein am Montag. Vor dem nächsten Wochenende mache ich mich dann endlich auch an Darleen ran und dann ziehen wir zu viert um die Häuser?«
    »Darleen?«, fragte Nick, wider Willen doch interessiert.
    »Ja, die schnuckelige Blonde aus dem Schulorchester. Ein Jahr jünger als wir, spielt Klarinette, trägt gern Jeans-Miniröcke. Darleen. Klingelt es?«
    »So ungefähr. Hör mal, ich muss auflegen. Mum ruft gerade nach mir.« Die Lüge ging Nick problemlos über die Lippen, denn die Uhr auf seinem Computer zeigte fünf Minuten vor neun. Gleich würde er das Spiel wieder starten können.
     
    Das Zimmer ist karg und hat nur ein winziges Fenster, das nicht zu öffnen ist. Das Bett gibt bei jeder von Sarius’ Bewegungen knackende Geräusche von sich, die ihn fürchten lassen, dass es gleich zusammenbricht und der Wirt es ihm auf die Rechnung setzen wird.
    Seine Ausdauer und seine Gesundheit lassen nichts zu wünschen übrig, stellt er zufrieden fest. Die Pause hat ihm gutgetan.
    Erst als er auf die Tür zugeht, bemerkt er, dass er nicht allein im Raum ist. Ein Gnom, ebenso schmutzig weiß wie die Zimmerwand, sitzt auf einem kleinen Hocker, die Arme um die angezogenen Knie gelegt.
    »Ho, Sarius, ho!«, quäkt er und grinst. »Ich habe Nachrichten für dich. Vom Boten. Ich bin sozusagen ein Bote des Boten.«
    Sarius blickt auf seinen Besucher hinunter, dessen krummnasiges Gesicht vor Freundlichkeit geradezu leuchtet; trotzdem ahnt Sarius nichts Gutes.
    »Mein Herr ist nicht erbaut von deiner Neugier«, beginnt der Gnom. »Ich denke, du verstehst, wovon ich spreche. Natürlich begreift er, dass du mehr über Erebos wissen willst, doch er schätzt es nicht, dass du hinter seinem Rücken Erkundigungen einholst.«
    Er stochert mit einem langen Fingernagel zwischen seinen Zähnen herum, findet etwas Grünliches und betrachtet es eingehend.
    »Er ist hingegen bereit, dir deine Fragen zu beantworten. Stell dir vor, er hat seinerseits auch Fragen an dich!«
    Mit leichtem Ekel beobachtet Sarius, wie sein Gesprächspartner den grünlichen Klumpen wieder in den Mund steckt und darauf herumkaut.
    »Welche Fragen?«
    »Oh, ganz einfache. Zum Beispiel: Kennt Nick Dunmore jemanden namens Rashid Saleh?«
    Sarius stutzt. Was soll das denn? Andererseits, wenn die Fragen des Boten so einfach bleiben, kann er sich glücklich schätzen.
    »Ja, den kennt Nick.«
    »Gut. Weiß Nick auch, was Rashid besonders gern tut?«
    Das war einfach.
    »Er fährt gern Skateboard, hört Hip-Hop und steht auf Stephen King.«
    Der Gnom nickt zufrieden, immer noch kauend.
    »Da ist Nick gut informiert. Weiß er möglicherweise auch, wovor Rashid Saleh sich fürchtet?«
    Nein. Woher sollte er das wissen? Obwohl – eine Sache gibt es, die ihm aufgefallen ist. Rashid hat Höhenangst. Einmal ist die ganze Klasse am London Eye gewesen, dem Riesenrad direkt an der Themse, und Rashid ist zwar mitgefahren, dabei aber schneeweiß im Gesicht gewesen. Hat sich fast übergeben, später.
    »Er mag keine Höhen. Vermeidet Aussichtstürme und solche Dinge.«
    Der Gnom schnalzt mit der Zunge. »Das deckt sich mit dem, was wir bereits erfahren haben. Danke, Sarius. Mein Herr wird geneigt sein, dir deine übertriebene Wissbegier zu verzeihen. Nun werde ich dir im Gegenzug etwas verraten.«
    Er beugt sich vor und blinzelt Sarius vertraulich zu. »Die Teilnehmerliste für die Arenakämpfe findest du in Atropos’ Taverne. Grüß die Alte von mir.«
    Er hopst vom Hocker, verneigt sich übertrieben höflich und geht. Sarius setzt seinen Helm auf und hängt sich den Schild auf den Rücken. Erst als er schon auf dem Weg zur Tür ist, fällt ihm etwas auf. Der weiße Gnom hat ihm keine Frage beantwortet. Sarius hat nicht einmal eine gestellt.
     
    Die Straßen der Stadt sind trotz der späten Stunde mehr als belebt. Sarius hält sich an die breiten Wege und meidet dunkle Seitengassen, die ihn an die Gänge im Labyrinth erinnern. Hier stehen an jeder Ecke Feuerkörbe und färben die cremefarbenen Hausmauern golden. Da und dort begegnet Sarius anderen Kriegern, einige davon kennt er: Sapujapu zum Beispiel und LaCor. Er wüsste gern, ob Drizzel, Blackspell und

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