Erebos
Informationen und ein paar Bilder im Internet zusammen und fügte sie irgendwie hinten an. Dann druckte er das Ganze aus und hoffte gegen jede Vernunft, dass Mrs Ganter sein Geschreibsel mit einem A bedenken würde. Er hasste Chemie.
Und Brynne, nicht zu vergessen. Die hasste er auch. Am nächsten Tag nach der Chemiestunde passte er sie ab, sorgsam darauf achtend, dass Emily nicht in Sichtweite war.
»Hey«, sagte er. Sein ganzes Gesicht schmerzte vom falschen Lächeln. »Ich wollte dich was fragen.«
Brynnes Augen waren große blaue Scheinwerfer voller Erwartung. »Ja?«, hauchte sie.
»Was hältst du davon, wenn wir uns heute nach der Schule … treffen? Wir könnten zum Beispiel in ein Café gehen.«
»Oh. Ja, sicher. Wahnsinn.« Das letzte Wort hatte sie, Nicks Eindruck nach, mehr zu sich selbst als zu ihm gesagt.
»Zum Beispiel ins Café Bianco. Wir könnten gleich nach der Schule hinfahren«, schlug Nick vor.
»Also eigentlich hätte ich mich gern vorher noch zu Hause umgezogen und so.«
Oh Hölle, sie würde zwei Stunden an sich herumlackieren und sich in den engsten und kürzesten Rock zwängen, der zu finden war.
»Weißt du, Brynne«, sagte er und vertiefte sein Lächeln bis in die Schädelknochen, »ich finde, das hast du gar nicht nötig. Lass uns direkt hinfahren. Wenn ich mal zu Hause bin«, er verdrehte die Augen, »dann kann es sein, dass ich todmüde ins Bett kippe. So viel Schlaf kriege ich nicht in letzter Zeit.«
Kam das wie eine Ausrede bei ihr an? Offenbar nicht.
Sie kicherte und zwinkerte verschwörerisch. »Denkst du denn, ich? Schlaf ist mittlerweile ein Fremdwort für mich.«
Sie vereinbarten, sich nach dem Kunstunterricht an der U-Bahn-Station zu treffen. Nick hoffte, dass sie im Getümmel niemand gemeinsam sehen würde.
Drei Minuten darauf entdeckte er Brynne vor der Physikklasse, wie sie gestikulierend auf Gloria und Sarah einredete. Worum es ging, wäre auch offensichtlich gewesen, wenn sie nicht ständig zu ihm hinübergesehen hätten.
Später, Nick saß allein im hintersten Winkel des Speisesaals und stopfte ohne großen Appetit ein Thunfischsandwich in sich hinein, kam Jamie auf ihn zu. Sie hatten heute noch nicht miteinander gesprochen und wenn Nick ehrlich war, so war das vor allem seine Schuld. Die Chemiearbeit und das Brynne-Date lagen ihm so schwer im Magen, dass er auf einen Streit mit Jamie nicht sonderlich scharf war.
Doch wer sagte eigentlich, dass es Streit geben würde? Sie waren alte Kumpels, nur weil sie sich bei einer Sache uneinig waren, musste das doch ihre Freundschaft nicht ruinieren. Genau, das würde er ihm jetzt klarmachen.
Jamie war blass um die Nase und sah ernst aus. »Schade, dass du gestern nicht zurückgerufen hast«, sagte er.
»Hatte viel zu tun.«
»Ja, sicher.«
»Was tut sich sonst so?«, versuchte Nick das Gespräch auf ungefährliches Terrain zu bringen. »Schon mit Darleen gesprochen? Das hattest du doch vor.«
»Nein. Nick, ich möchte dir etwas zeigen.«
Zeigen? Das klang gut. Es klang nicht, als wolle Jamie ihm schon wieder das Spiel ausreden.
»Okay. Was ist es?«
Aus seiner Hosentasche zog Jamie ein doppelt zusammengefaltetes Stück Papier und drückte es Nick in die Hand. »Das habe ich gestern eingeklemmt im Gepäckträger meines Fahrrads gefunden.«
Nick faltete das Papier auf und glaubte im ersten Moment, er hätte ein Déjà-vu. Auf den Zettel war ein Grabstein gezeichnet, nicht sehr geschickt, aber erkennbar. Die Inschrift lautete:
Jamie Gordon Cox
starb an Neugier und unwillkommener Einmischung.
Möge er in Frieden ruhen.
Neben die Buchstaben hatte der Verfasser Blutspuren gemalt, dicke Tropfen, die den Grabstein hinunterliefen.
»Ziemlich blöder Scherz«, sagte Nick. »Hast du eine Ahnung, von wem das kommt?«
»Nein. Ich glaube, in dieser Szene kennst du dich besser aus.«
Er würde sich von Jamies Seitenhieben nicht provozieren lassen. »Die Schrift kommt mir nicht bekannt vor, ich könnte nicht mal sagen, ob sie von einem Mädchen oder einem –«
»Das ist eine Drohung, kapierst du das?«, unterbrach ihn Jamie. »Eine Todesdrohung und eine ziemlich deutliche noch dazu. Ich soll mich nicht einmischen und meine Nase aus eurem Spiel raushalten, sonst –«, er vollführte mit der flachen Hand eine Kopf-ab-Geste.
»Du nimmst das doch nicht ernst?«, fragte Nick. »Das ist ein blöder Witz! Wer sollte dich denn bitte umbringen?«
Jamie zuckte mit den Schultern. Er sah tatsächlich mitgenommen
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