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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Thermoskanne und ein angebissenes Sandwich in die Hand. »Aisha? Was ist passiert?« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch Aisha entwand sich ihm und presste sich noch enger an Emily.
    »Nicht anfassen.«
    »Ganz wie du willst, entschuldige. Können die anderen bitte in ihre Klassen gehen? Die nächste Stunde beginnt gleich.«
    Niemand rührte sich vom Fleck, nur Eric tat einen Schritt nach vorn.
    »Aisha behauptet, ich hätte sie gestern im Park … begrapscht. Sie hat einen blauen Fleck am Ellenbogen, der angeblich von mir stammen soll. Aber es ist kein Wort davon wahr.«
    Aisha heulte lauter. »Er hat versucht, mich zu verge … vergewaltigen. Er hat meinen Rock zerrissen und mich auf den Boden gedrückt …«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das stimmt«, flüsterte Emily. Vorsichtig, aber entschieden löste sie Aishas verkrampfte Finger von ihrem Shirt und brachte Abstand zwischen sich und das weinende Mädchen. Aisha, ihres menschlichen Schutzwalls beraubt, hockte sich auf den Boden und schlug die Arme vors Gesicht.
    Das wollte ich nicht. Nick ballte seine eiskalten Hände zu Fäusten. So doch nicht. Mit dem hier habe ich nichts zu tun, ehrlich.
    Und was, wenn es stimmte? Konnte doch sein, dass Eric Aisha wirklich belästigt und der Bote schon gestern Nacht davon erfahren hatte. Das würde erklären, warum er so leicht solch große Versprechungen machen konnte.
    Mr Watson, dem es die Sprache verschlagen hatte, gewann langsam seine Fassung wieder. »Das ist ein sehr ernster Vorwurf, Aisha.«
    »Kein Wort ist wahr! Das schwöre ich!« Zum ersten Mal war so etwas wie Verzweiflung in Erics Stimme zu hören. »Das ist total irrsinnig!«
    »Jedenfalls werden wir es nicht hier vor allen Leuten klären«, sagte Mr Watson. »Aisha, Eric, ihr kommt mit mir.«
    Die beiden folgten ihm, jeder darauf bedacht, möglichst großen Abstand zum anderen zu halten.
    Kaum waren sie weg, brachen in der Pausenhalle lautstarke Diskussionen los.
    »Ich glaube, dass sie lügt!«
    »Warum sollte sie?«
    »Eric ist kein Waisenknabe, das hab ich mir immer schon gedacht.«
    »Wollte der Türkentussi unter den Rock.«
    »Quatsch, die spinnt doch.«
    »Geiler Skandal, echt!«
    »Ob Watson die Bullen holt? Waren ja schon ein paar Tage nicht mehr da.«
    Währenddessen ließ Nick Emily nicht aus den Augen. Sie stand da und glättete gedankenverloren den nass geweinten Fleck an ihrer Schulter.
    Jetzt sollte ich zu ihr gehen, dachte Nick. Sie in ein Gespräch verwickeln. Sie trösten.
    Aber bevor er genug Mut für den ersten Schritt gesammelt hatte, sah er bereits Jamie, der auf Emily zuging und sie ansprach. Sie wechselten ein paar Sätze, dann gingen sie gemeinsam die Treppe hoch.
    Die nächste Stunde war Mathe, das hatte Nick gerade noch gefehlt. Aber immerhin war es ihm auf Anhieb eingefallen und müde fühlte er sich auch nicht mehr. Aishas Auftritt war wirkungsvoller gewesen als ein doppelter Espresso.
     
    In der Mittagspause passte Jamie ihn vor dem Speisesaal ab. »Wie geht’s dir?«
    Aha – der erste normale Satz, den Jamie seit Tagen an ihn richtete. Das war eine Falle, jede Wette.
    »Ganz gut. Und wie geht’s dir?«
    »Ich mach mir Sorgen«, sagte Jamie und zog das dazu passende Gesicht. Jede Menge Falten auf der Stirn. »Das heute mit Eric … Was glaubst du, hat Aisha dazu gebracht, ihm das anzutun? Er ist total fertig, Mr Watson hat ihn nach Hause geschickt.«
    Nick unterdrückte den Impuls, einfach wegzulaufen.
    »Was sie dazu gebracht hat? Lass mich überlegen … Vielleicht, dass er ihr unter den Rock gegangen ist?«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Ach – aber du glaubst, dass Aisha ihn einfach so anschwärzt? Hast du gesehen, wie sie geheult hat? Und ihren blauen Fleck?«
    »Ich«, sagte Jamie, »glaube, dass jemand daran interessiert ist, Eric unschädlich zu machen. Er ist kein Fan eures Spiels, erinnerst du dich?«
    »So ein Schwachsinn!« Nick drängte sich an Jamie vorbei in den Speisesaal. »Seit diesem Grabstein-Briefchen hast du den totalen Verfolgungswahn.«
    Er nahm sich ein Tablett vom Stapel und fühlte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Jamie war ihm nachgekommen und er sah aus, als würde er gleich losheulen.
    »Weißt du, was noch passiert ist? Jemand hat eine Pistole und Munition auf dem Schulhof versteckt. Hinter den Mülltonnen. Der Direktor sagt, es war sicher keiner von den Schülern, aber der will einfach nur keine Presse im Haus.«
    Nick ließ sich eine Portion Fish

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