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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Parkhaus verlassen.
    Geschafft. Nick drückte die Kamera an sich. Weg jetzt, schnell. Nein, erst noch überprüfen, ob die Fotos brauchbar waren.
    Ein bisschen unscharf, na ja, und ziemlich körnig, aber besser ging es nicht ohne Blitz. Erkennen konnte man jedenfalls alles. Die Frau, den Mann, das Autokennzeichen. Zwölf annehmbare Bilder.
    Im Gedränge der U-Bahn holte Nick sein Handy aus der Hosentasche und las noch einmal Emilys SMS. ›Victor. Uns allen helfen.‹ Das klang nicht nach einem Date. Es klang eher, als wolle sie Eric aus der Patsche helfen. Nick begann, eine Antwort zu tippen, fand sie albern, löschte sie wieder und schloss die Augen.
    Wenn herauskam, dass er etwas mit der Galaris-Kiste zu tun hatte, würde es auch Emily erfahren. Keiner würde ihm glauben, dass er nicht gewusst hatte, was er da versteckte. Die Zeitungen würden von einem geplanten Schulmassaker schreiben, das gerade noch verhindert hatte werden können. Oder so. Sein Vater würde ihn umbringen.
    Nick öffnete die Augen wieder und betrachtete die müden Gesichter der Menschen um ihn herum. Sie alle würden sein Foto in der Zeitung sehen.
    Emily würde sein Foto in der Zeitung sehen. Noch einmal tippte er eine SMS an sie, löschte sie aber gleich wieder, ohne sie abzusenden. Was, wenn dieser Victor von der Polizei war?
    Nick schloss die Augen. Er musste sichergehen, dass Erebos ihm freundlich gesonnen blieb.
     
    »Die Bilder sind bei mir eingetroffen«, sagt der Bote. Er sitzt auf einem Felsen am Rand des Moors, streckt die langen Beine von sich und macht einen zufriedenen Eindruck.
    Sarius entspannt sich. Der Upload der Fotos auf den angegebenen Server ist nicht ganz unproblematisch gewesen, zwei Mal ist die Verbindung abgerissen.
    »Hast du bereits zu Abend gegessen?«
    »Ja.«
    Seit wann ist das für den Boten interessant?
    »Hast du dich mit deinen Eltern unterhalten? Einen fröhlichen, normalen Eindruck vermittelt?«
    »Ich glaube schon.« Ich habe geplappert wie aufgezogen, damit sie nicht auf die Idee kommen, nach meinen Hausaufgaben zu fragen.
    »Gut. Wir müssen vorsichtig sein. Es wird zu viel geredet, außerhalb von Erebos. Unsere Feinde formieren sich. Wir müssen darauf achten, keine Angriffsfläche zu bieten. Ich möchte daher, dass du täglich in der Schule erscheinst und dich unauffällig verhältst. Gib niemandem einen Grund, dein Verhalten verdächtig zu finden.«
    »Ist in Ordnung.«
    »Du bist nun eine Acht. Ich erhöhe deine Lebenskraft und deine Feuermagie. Bevor du gehst, berichte mir noch: Hat dein Wunschkristall bereits begonnen, seine Wirkung zu entfalten? Hast du bekommen, was du dir gewünscht hast?«
    Ich weiß es nicht, denkt Sarius. Das hatte doch alles nichts mit mir zu tun. Ich glaube nicht, dass diese furchtbare Szene mein Werk gewesen ist.
    »Willst du mir keine Antwort geben?«
    »Ich bin nicht sicher. Möglicherweise. Es kann sein, dass er das tut. Dass er beginnt, seine Wirkung zu entfalten.«
    Der Bote nickt zufrieden.
    »Siehst du. Warte ab. Es wird weitergehen und der Rest liegt dann in deinen Händen, Sarius.«
    Er kann nicht merken, dass ich Angst habe, oder? Er kann es mir unmöglich ansehen.
    Er wartet, dass der Bote ihn endlich entlässt, doch der sieht ihn nach wie vor an und spreizt seine knöchernen Finger.
    »Es wäre nicht übel, wenn Aisha einen Zeugen hätte«, sagt er. »Jemanden, der ihre Anschuldigungen bestätigen kann. Fällt dir jemand ein, Sarius?«
    Das kann nicht sein Ernst sein, denkt Sarius. Das tue ich nicht. Scheiße noch mal, wieso verlangt er das von mir?
    »Ich war gestern zu der Zeit mit Brynne im Café. Das heißt, ich falle als Zeuge aus.«
    »Ich weiß. Ich habe dich gefragt, ob dir jemand einfällt, nicht ob du es machst.«
    »Ach so. Tut mir leid, mir fällt aber auch niemand ein.«
    »Dann geh.«
    Der Bote winkt ihn fort und Sarius, der froh ist, aus dem Blickfeld der gelben Augen fliehen zu können, folgt seinem Wink. Die Galaris-Kiste haben sie beide nicht angesprochen, aber es ist keine Frage, dass der Bote auch darüber schon alles weiß.
     
    Den Schein des riesigen Lagerfeuers sieht Sarius schon von Weitem. Rechts liegt das Moor, links ragt ein runder Bau in den nächtlichen Himmel. Dazwischen erstreckt sich eine Wiese, auf der nichts als dornige Büsche und ein paar verkrüppelte Bäume wachsen.
    »Hi, Sarius!« Arwen’s Child ist die Erste, die ihn bemerkt. Sie sitzt neben LordNick am Feuer, das sich auf ihrem neuen Brustpanzer spiegelt. Beide

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