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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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and Chips reichen. Beides sah blass und labberig aus.
    »Aber Jamie weiß es natürlich besser, hm?«, blaffte er zurück. »Jamie weiß, dass die bösen Computerspieler dahinterstecken.« Er biss sich auf die Lippe und knallte eine Flasche Cola auf sein Tablett. Schluss jetzt mit diesem Gespräch.
    »Jamie findet ein paar Dinge seltsam«, antwortete Jamie betont ruhig. »Ich habe mit Mr Watson gesprochen und er sagt, ein Profi hätte sich geschickter angestellt. Die Pistole besser getarnt und nicht einfach in einer alten Zigarrenkiste hinter die Tonnen gesteckt.«
    »Aha. Vielleicht ist Mr Watson in Wirklichkeit Dr Watson. Und du machst einen auf Sherlock Holmes. Lass mich in Ruhe, Jamie. Ich hab nichts mit Pistolen am Hut und auch nichts mit Vergewaltigungen.«
    »Außerdem hat jemand eine Art Code oder Botschaft auf die Kiste geschrieben«, fuhr Jamie fort, als hätte er nichts gehört. »Das passt doch zu einem solchen Spiel. Ein paar Zahlen und ein komisches Wort, nicht Galaxis, aber so ähnlich.«
    Rums!
    Nick erschrak über den Knall mindestens ebenso wie die anderen im Speisesaal. Er hatte nicht gemerkt, dass er sein Tablett losgelassen hatte.
    Galaris.
    Alles passte. Die Zigarrenkiste, das Wort, die Zahlen, die sein Geburtsdatum waren. Bitte nicht.
    Die Kiste war schwer gewesen und der Gegenstand darin eher klein … Konnte es eine Pistole gewesen sein? Ja. Ja sicher.
    »Kannst du nicht aufpassen?«, zeterte die Köchin hinter der Theke. »Das putzt du selbst weg! Meine Güte!«
    »Klar«, flüsterte Nick und nahm Besen und Schaufel entgegen. Er fühlte Jamies Blick an seinem Hinterkopf kleben wie Porridge, aber er würde sich nicht umdrehen.
    Eine Pistole? Warum denn das? Wozu ließ der Bote ihn eine Pistole am Dollis Brook Viaduct verstecken?
    »Du weißt etwas darüber«, stellte Jamie hinter seinem Rücken fest.
    »Nein. Tu ich nicht.«
    Ob es davon ein Bild gab? So wie das Bild von ihm und Brynne im Café? Er kniete am Boden und kehrte seine Pommes auf die Schaufel, kehrte weiter, obwohl da nichts mehr war, aber er konnte nicht aufstehen. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte.
    »Ich hab es doch gesehen, Nick. Du hast dich eben zu Tode erschrocken. Du weißt etwas.«
    »Halt einfach die Klappe«, murmelte Nick und rappelte sich mühsam hoch. Die schwarzen Punkte verdichteten sich zu einer wabernden Wand. Er drückte der Köchin die Schaufel in die Hand und stütze sich schwer an der Theke ab.
    »Geh mit mir zu Mr Watson. Bring Licht in die Sache, du wirst dich dann auch besser fühlen. Was hier abläuft, ist doch einfach nur Schei–«
    »Halt die Klappe!«, schrie Nick. Emily, Eric, eine Pistole, Aisha, Galaris … es war alles zu viel. Er kam nicht mehr mit. Die Kantinengerüche rissen an seinem Magen, gleich würde er hier vor allen Leuten auf den Boden kotzen. Wenn es ein Foto gab und die Schule es in die Finger kriegte, dann flog er. So sicher, wie der Himmel blau war.
    Er stürzte aus der Kantine, rempelte rechts und links Leute an, die empört zurückrempelten, fand ein offenes Fenster und streckte den Kopf hinaus. Frische Luft, Gott sei Dank.
    Er musste nachdenken. Vielleicht mit dem Boten reden. Der war sicher dankbar, wenn Nick ihn informierte. Vielleicht würde er ihm sogar erklären, was das mit der Pistole sollte. Nur gab es vorher noch diesen Auftrag, den er erledigen musste. Diesen unfassbar sinnlosen Auftrag.

17.
    Es war kurz vor 17 Uhr, als Nick bei der Station Blackfriars ausstieg und sich auf seinen Weg entlang der New Bridge Street machte. Das Parkhaus lag am Ludgate Hill – es zu finden würde nicht das Problem sein. Ungesehen hineinzugelangen schon eher. Er machte sich so groß wie möglich und klimperte mit seinem Schlüsselbund, als suche er bereits den Autoschlüssel heraus. Doch seine Angst erwies sich als unbegründet. Niemand hielt ihn auf, als er das Parkhaus betrat, er war nicht einmal sicher, ob der Wachmann, der in seiner Kabine Zeitung las, ihn überhaupt bemerkt hatte.
    Er kramte den Zettel aus seiner Hosentasche. LP60HNR war das Kennzeichen des Autos, das er suchen sollte.
    ›Falls du es nicht findest‹, hatte der Bote gesagt, ›wirst du wiederkommen. Wieder und wieder, jeden Tag zwischen 17 und 18 Uhr, bis du deinen Auftrag erfüllt hast.‹
    Schon in der zweiten Etage hatte Nick Glück. Er betrachtete das Auto und pfiff durch die Zähne. LP60HNR war das Kennzeichen eines silbergrauen Jaguars, der zwischen all den anderen Autos schon dadurch hervorstach, dass

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