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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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er glänzte wie die Kronjuwelen. Kein Schlammspritzer weit und breit.
    Nick zückte seine Kamera und schoss ein paar Fotos. Die würden nicht reichen, das war ihm klar, aber sie waren ein Anfang.
    Was er jetzt brauchte, war ein Ort, an dem er sich auf die Lauer legen konnte. So, dass er das Auto im Blick behielt, aber selbst nicht gesehen wurde. Das Beste, was er fand, war der enge Spalt zwischen einem alten Ford und der Parkhausmauer. Wenn er sich hier auf den Boden legte und niemand genau hinsah, war er so gut wie unsichtbar. Nick deaktivierte den Blitz der Kamera und stellte dafür die Lichtempfindlichkeit auf den höchsten Wert ein. Dann machte er es sich so bequem, wie es auf dem kalten Garagenboden möglich war. 17.12 Uhr. Nur die Ruhe.
    Als sein Handy plötzlich zu läuten begann und geräuschvoll verkündete, dass eine SMS eingegangen war, blieb beinahe Nicks Herz stehen. Er hatte den Klingelton nicht abgestellt, wie dämlich konnte man eigentlich sein?
    Aus seiner unbequemen Liegeposition, eingequetscht zwischen Auto und Wand, kam er kaum an seine Hosentasche. Als er es schließlich doch schaffte und sah, von wem die Nachricht stammte, begann sein Herz zu klopfen: Emily.
    Hi, Nick! Ich würde dich gern treffen und dir hei der Gelegenheit jemanden vorstellen. Er heißt Victor und könnte uns allen vielleicht helfen. Melde dich bitte hei mir, Emily.
    Der Name Victor sagte Nick rein gar nichts. Das konnte auch ruhig so bleiben. Was sollte das überhaupt heißen, er könnte ›uns allen‹ helfen? Vermutlich wünschte Emily sich vor allem Hilfe für Eric, der bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte. Aber sie wollte sich mit ihm treffen. Emily. War doch egal, warum, sie wollte sich mit ihm treffen.
    Peng! Eine Tür schlug zu. Schritte, die näher kamen.
    Nick hielt die Luft an und versuchte, sich in den Betonboden hineinzupressen. Er hielt die Kamera auf den Jaguar gerichtet, um sofort abdrücken zu können, wenn sein Besitzer auftauchte. Ein Paar Beine in schwarzen Hosen kamen in Sicht, gingen am Jaguar vorbei, kamen näher. Ein Wachmann, der ihn über die Videokamera gesehen hatte? Bitte nicht! Und bitte auch nicht der Fahrer des Fords, der Nick als Deckung diente.
    Als der Mann an ihm vorbeiging, ohne ihn in seinem Versteck eines Blickes zu würdigen, atmete Nick erleichtert aus. Kurz darauf fuhr ein roter Mazda Richtung Ausfahrt. Stille kehrte wieder ein.
    Erst fünf Minuten vergangen. Nick verlagerte sein Gewicht, so gut es ging, und legte vorsichtig die Kamera ab. Wieder kamen Schritte näher, doch sie hielten an, lange bevor sie Nicks Höhe erreicht hatten. Eine Autotür knallte, ein Motor sprang an.
    Weitere fünf Minuten später begann Nicks rechtes Bein einzuschlafen. Er versuchte, das Kribbeln zu ignorieren, und konzentrierte sich auf die Geräusche des Parkhauses. Das Rauschen der Lüftung. Den gedämpften Straßenlärm von draußen. Wieder eine Metalltür, die geöffnet und geschlossen wurde. Eine Frau lachte, ein Mann stimmte ein. Klappernde Stöckelschuhe auf dem Beton. Das per Funk ausgelöste Schnappen eines Autoschlosses, nur ein paar Meter von Nick entfernt. Die Lichter des Jaguars gingen an.
    Nicks Herzschlag beschleunigte sich. Er hob die Kamera und richtete den Sucher auf den Wagen. Der Mann und die Frau kamen näher. Kamen ins Bild. Der Mann verströmte Nervosität wie ein Hochofen Hitze.
    Klick!
    Die Frau hätte der Star aus einer Vorabendserie sein können. Glitzernde Ohrringe, Pelzjacke, das blonde Haar aufgesteckt. Der Mann war groß und dunkelhaarig, an den Schläfen wurde er bereits grau. Er trug Anzug und Krawatte. Vielleicht ein Arzt. Oder ein Rechtsanwalt.
    Klick!
    Der Mann öffnete die Wagentür und legte eine Tasche auf den Rücksitz.
    Klick! Klick!
    »Das nächste Mal gehen wir ins Refettorio«, sagte die Frau. »Vivian meint, das Lamm sei dort großartig.«
    »Wenn du möchtest, Schatz.«
    Klick!
    Die Frau stieg in den Wagen.
    Klick!
    Der Mann hielt plötzlich inne und sah sich um. Hatte er die Kamera gehört? Nick versuchte, mit seiner dunklen Ecke zu verschmelzen.
    »Was hast du, Liebling?«
    »Nichts.« Der Mann strich sich mit der Hand über den Kopf. »Gar nichts. Ich muss mich geirrt haben. Weißt du, in letzter Zeit …«
    Den Rest hörte Nick nicht mehr, da der Mann ins Auto gestiegen war und die Tür geschlossen hatte. Er schüttelte den Kopf und hob die Schultern in einer hilflosen Geste, dann startete er den Motor. Eine halbe Minute später hatte der Jaguar das

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