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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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was im Inneren Kreis besprochen wird.
    Der grünhäutige Gnom steht indes immer noch auf seinem Felsen, er hat eine weitere Ansage zu machen.
    »Krieger!«, beginnt er. »Die letzte Schlacht rückt näher. Noch ist es nicht so weit, aber mehr denn je gilt es in dieser Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.«
    Er macht eine bedeutsame Pause.
    »Dieses Lager hier ist nicht allzu fern von Ortolans Festung. Wir nähern uns ihm, Schritt für Schritt. Mein Herr meint, Ortolan kann uns bereits fühlen. Doch er wird uns nicht angreifen. Er kann uns nicht angreifen, denn er ahnt nicht, wer wir sind.«
    Wieder eine bedeutungsvolle Pause.
    »Andere allerdings versuchen, unsere Mission zum Scheitern zu bringen. Sie spionieren uns aus, verleumden uns, versuchen uns zu schaden. Wenn wir nicht näher zusammenrücken, werden sie uns unterwandern. Sie werden unsere Welt zerstören. Mehr denn je gilt: Schweigen. Ruhe bewahren. Geheimnisse hüten. Feinde als Feinde behandeln.«
    Damit steigt der Gnom von seinem Stein und tappt krummbeinig in die Arena zurück.
    Die nächsten Stunden sitzen die Krieger zusammen. Erst warten sie noch darauf, dass etwas passiert, doch niemand erteilt ihnen einen Auftrag, niemand greift sie an, keines von Ortolans Monstern stürzt sich auf sie. Also beschäftigen sie sich friedlich. Sie würfeln um Gold- und um Fleischstücke, die Stimmung ist entspannt, niemand hat Lust, auf seinen Nachbarn loszugehen. Sarius merkt kaum, wie die Zeit vergeht. Als er sich von den anderen verabschiedet, ist es zwei Uhr morgens und er ist wohlig müde. Noch nie hat er sich in Erebos so geborgen und zu Hause gefühlt.

18.
    Von: Frank Betthany ‹[email protected]
    An: Nick Dunmore ‹ [email protected]
    Betreff: Training
    Nick, du glaubst nicht, wie enttäuscht ich von dir bin. Von euch allen. Du hast bei den letzten Trainingseinheiten gefehlt und es nicht mal für nötig gehalten, mich zu informieren. Leider bist du da nicht der Einzige. Beim letzten Mal habe ich mit vier Mann in der Halle gestanden.
    Ihr könnt gern jemand anderen für dumm verkaufen. Noch ein unentschuldigtes Fehlen und du fliegst aus dem Team.
    F. Betthany
     
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Warst du im Krankenhaus?«
    »Sieht ja scharf aus.«
    Brynne und ein paar ihrer Freundinnen umringten den stillen Greg, der gerade mit sichtlicher Mühe versuchte, seine Bücher aus dem Spind zu holen.
    »Ich bin die Rolltreppe runtergefallen.« Greg lächelte angestrengt. Seinem Tonfall nach zu schließen, erzählte er die Story heute nicht zum ersten Mal.
    »Ausgerutscht und dann abwärtsgerasselt. Aber es ist nur halb so schlimm, wie es aussieht.« Er befühlte den verkrusteten Kratzer auf seiner Nase und grinste schief.
    Halb so schlimm ist immer noch schlimm, dachte Nick. Gregs linkes Handgelenk war bandagiert und er humpelte leicht.
    »Soll ich dir deine Tasche tragen?«, bot Nick an, doch Greg winkte hastig ab.
    »Nein. Geht schon. Ist ja kein Drama. Tschüss.«
    Nick sah ihm nach und drängte den Gedanken beiseite, der ihm seit Gregs Auftauchen nicht aus dem Kopf wollte.
    Quatsch. Greg sagte doch selbst, dass er gestolpert war. Als ob Nick das noch nie passiert wäre. Nach einem Zusammenstoß beim Basketball war er zwei Wochen lang mit bandagierten Rippen herumgelaufen. Na also. So was kam vor.
    »Nick?«
    Es war Emily und sie war allein. Kein Eric, kein Jamie, nicht einmal ein Adrian in ihrer Nähe.
    »Hi, Emily. Tut mir leid, dass ich auf deine SMS nicht geantwortet habe.«
    »Schon gut. War nicht so wichtig.« Sie lächelte.
    »Wer ist denn dieser Victor, von dem du geschrieben hast?«
    »Auch nicht so wichtig. Kann ich dich etwas fragen?«
    »Sicher.«
    »Gehen wir dort rüber.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung zum Treppenhaus, wo sie sich ungestörter unterhalten konnten.
    Nick folgte ihr. Er fühlte Brynnes Blick im Rücken, warf ihr ein schnelles Lächeln zu und beschimpfte sich dafür stumm als Feigling.
    »Was glaubst du«, begann Emily unumwunden, »stimmt das, was Aisha über Eric erzählt?«
    Sie weiß es, dachte Nick und fühlte, wie er rot wurde. Sie weiß von meinem Wunschkristall.
    Doch in Emilys Augen war keine Spur eines Vorwurfs zu sehen, nur ehrliches Interesse an seiner Meinung.
    Er machte mit den Armen eine ahnungslose Geste. »Keine Ahnung. Kann sein. Ich meine, ich kenne ihn ja nicht so gut … also … ich …« Unter ihrem unverwandten Blick begann er zu stottern.
    »Kennen ist sowieso immer relativ«, kam sie

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