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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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der Bote ihn belohnen muss. Bis zum Arenakampf sind es noch drei Tage. Dann will er mindestens eine Zehn sein.
    Das Laufen macht ihm schon lange nichts mehr aus. Flüchtig erinnert er sich daran, wie es war, als er nach jedem Hügel haltmachen und sich ausruhen musste. Jetzt kann er in vollem Tempo bergauf und bergab sprinten ohne die kleinsten Anzeichen von Erschöpfung. Es ist schön, Kraft zu haben. Es ist schön, in einem höheren Level zu sein.
    Eine leichte, gleichmäßige Steigung liegt vor ihm. Zu gleichmäßig, um natürlichen Ursprungs zu sein. Sarius sieht genauer hin und stellt fest, dass der Weg sich vom Boden hebt, um sich wie ein wasserblauer Regenbogen quer durch die Dunkelheit zu spannen. Das also ist die Brücke.
    Weiter vorn im Dunkel schlägt Metall auf Metall. Wird schon gekämpft? Sarius zieht sein Schwert und sieht, wie LordNick es ihm gleichtut. Wenn man wenigstens den Feind schon sehen könnte, doch da sind nur einige riesenhafte Schemen. Klong! Ein Klang wie ein Glockenschlag. Etwas stürzt die Brücke hinunter. Etwas? Jemand?
    Die Kampfgeräusche werden lauter und nun zeichnen sich glänzende Umrisse gegen den Himmel ab. Riesige, silbern gepanzerte Ritter, die die Brücke verteidigen.
    Sarius’ Enthusiasmus verfliegt. Wie soll er die jemals schlagen? Er drosselt sein Tempo und sieht, wie Drizzel dem baumlangen Schwert eines der Ritter ausweicht, hin und her tänzelt, aber keinen Treffer landen kann. Nurax geht es nicht anders.
    Es muss einen Trick geben, denkt Sarius. Eine verwundbare Stelle, irgendetwas. Wenn ich näher dran bin, werde ich es sehen.
    LordNick zieht an ihm vorbei, stürzt sich auf den nächsten Gepanzerten, schlägt ihm das Schwert in die Kniekehlen. Der Riese zuckt nicht einmal zusammen und schon hat LordNick alle Hände voll zu tun, um nicht von einem Hieb in zwei Teile gespalten zu werden.
    Ich könnte versuchen, an ihnen vorbeizukommen. Die Brücke erobern, heißt der Auftrag, nicht die Ritter besiegen.
    Aus der Nähe betrachtet sind die Gegner hoch wie Türme. Ihre Bewegungen sind von ungeheurer Kraft, aber nicht sehr schnell. Sarius läuft am ersten vorbei, am zweiten ebenfalls. Der dritte versucht, ihn aufzuhalten, senkt das Schwert. Sarius weicht aus, da ist der Rand der Brücke, Vorsicht ist geboten. Klong! Der Ritter macht einen weiteren Schritt auf ihn zu, sticht mit der Waffe nach ihm und da passiert es, das riesige Schwert berührt Sarius leicht, ganz leicht nur. Es verletzt ihn nicht, doch es bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Sarius ist klar, dass er es nicht schaffen wird. Es gibt nichts, woran er sich festhalten könnte, kein Brückengeländer, nicht einmal einen Randstein.
    Er fällt. Weg von den Rittern, weg von der Brücke, die sich nun blau über ihm wölbt. Weg von seinem Traum, heute Nacht eine Neun zu werden. Was unter ihm ist, kann er nicht einmal ahnen. Wasser wäre gut oder wenigstens weiches Gras. Doch vor seinem inneren Auge sieht Sarius spitze Steine und Dornen. Die Luft um ihn herum pfeift. Immer noch kein Boden.
    Starb an Dämlichkeit.
    Das darf nicht sein, jetzt doch noch nicht. Nicht so. Nur wegen eines falschen Schritts.
    Als der Aufprall kommt, setzt der Verletzungston mit einer Intensität ein, die Sarius aufstöhnen lässt. Einen Moment lang wünscht er sich nichts anderes, als dass es aufhören soll, sofort. Aber das Kreischen ist ein Zeichen von Leben, es heißt, dass er eine Chance hat. Er muss nur warten. Er muss es aushalten.
    Also wartet er, bemüht, sich möglichst nicht zu bewegen. Bald beginnt sein Kopf zu schmerzen, der Ton ist eine einzige Qual, übertönt alles, auch die Kampfgeräusche von der Brücke. Wieso dauert es so lange? Wird auf der Brücke überhaupt noch gekämpft? Wahrscheinlich. Doch außer ihm ist noch niemand abgestürzt.
    »Das war keine Meisterleistung, Sarius.«
    Endlich. Noch nie ist er so froh gewesen, die gelben Augen zu sehen.
    »Ich vermute, du brauchst meine Hilfe?«
    »Ja. Bitte.«
    »Du wirst verstehen, dass es mich allmählich langweilt, dir ständig aus der Patsche helfen zu müssen.«
    Sarius schweigt. Was soll er darauf sagen? Aber der Bote scheint auf eine Antwort zu warten und Sarius will bestimmt nicht, dass er sich noch mehr langweilt.
    »Tut mir leid. Ich war ungeschickt.«
    »Da stimme ich dir zu. Ungeschickt zu sein ist bei einer Zwei verzeihlich, bei einer Acht ist es eine Schande.«
    Gleich wird er mir ein Level abnehmen, denkt Sarius traurig. Wenn nicht noch mehr als das.
    »Du

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