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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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leid.«
    Doch Adrian sah nicht aus, als täte es ihm leid. Er wirkte entschlossen, obwohl er blass war und sich ständig über die Lippen leckte.
    »Was willst du?«
    »Stimmt es, dass auf euren DVDs ein Spiel ist? Ein Computerspiel?«
    Adrian sah ihn flehend an, doch Nick antwortete nicht. Gerade stellte Mr Watson seine Thermoskanne aufs Fensterbrett, um einen Streit zwischen zwei jüngeren Mädchen zu schlichten. Leider war die Halle voll mit Menschen, er konnte nicht einfach hinübergehen … Und außerdem würde er es sowieso nicht tun! Er musste aufhören, überhaupt daran zu denken!
    »Nick! Stimmt es?«
    Nick fuhr herum, sah Adrian an seinem Daumennagel kauen und war mit einem Mal unsagbar wütend.
    »Warum lässt du mich nicht in Ruhe? Warum probierst du es nicht selbst aus? Ich kann dir nichts dazu sagen und ich will auch nicht! Verpiss dich!«
    Nicht weit entfernt stand Colin, ein Stück weiter stand Jerome. Beide drehten die Köpfe zu ihnen um. Auf Colins Gesicht stahl sich ein schmales Lächeln und Nick bereute seinen Ausbruch. Er wollte nicht, dass Adrian demnächst auch eine Rolltreppe herunterstürzte.
    »Lass mich, okay?«, sagte er leiser. »Wenn es dich interessiert, besorg dir selbst eine DVD. Es ist nicht schwierig. Ansonsten vergiss die Sache einfach.«
    »Wenn es ein Spiel ist«, flüsterte Adrian, »dann hör damit auf. Im Ernst. Hör bitte damit auf.«
    Nick sah Adrian verständnislos an. »Kannst du mir das erklären?«
    »Nein. Bitte glaub mir einfach. Die anderen tun es leider nicht, nicht mal die in meiner Klasse.«
    »Warum sollten sie auch?« Nick beobachtete Mr Watson dabei, wie er zurück zum Fensterbrett ging und seine Thermoskanne an sich nahm. Mist. Er wandte sich wieder Adrian zu.
    »Sag schon! Wieso sollten sie auf dich hören? Du weißt doch nicht einmal, worum es geht! Warum willst du den anderen den Spaß verderben?«
    Spaß. Er hatte gerade Spaß gesagt.
    »Das will ich doch nicht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass –«
    »Dein Gefühl«, unterbrach ihn Nick. »Jetzt gebe ich dir mal einen guten Tipp: Hör auf, die Leute wegen eines Gefühls zu nerven. Du kriegst nur Ärger, und zwar von der schmerzhaften Sorte.«
    Na bestens, jetzt hatte er Adrian vor den anderen Spielern gewarnt. Wenn sich das herumsprach, würde es der Bote sicher nicht witzig finden, so viel stand fest. Und dann auch noch die Sache mit den Pillen. Ihm war immer noch keine zündende Idee gekommen.
    Ohne ein weiteres Wort ließ er Adrian stehen.
     
    Eine Stunde später war Nick auf dem Weg zur Cafeteria. Sein Hungergefühl war gleich null, doch er musste sich beschäftigen. Einfach nur herumzusitzen und die Mittagspause irgendwie zu überstehen würde ihn wahnsinnig machen.
    Eric war wieder da – Nick sah ihn mit drei Leuten aus dem Literaturklub in einer Ecke stehen und angeregt diskutieren. Als er näher kam, dämpften sie ihren Ton, doch Nick hatte deutlich Aishas Namen gehört. Von Emily war weit und breit keine Spur.
    Dafür entdeckte er Mr Watson, der mit Jamie und einem dicken Mädchen an der Fensterfront vor der Biologieklasse stand. Nick musterte den Lehrer genau. Keine Thermoskanne, auch nicht auf dem Fensterbrett.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, schlug Nick den Weg zum Lehrerzimmer ein. Er würde den Auftrag nicht ausführen, natürlich nicht, aber er musste wissen, ob es theoretisch möglich war. Damit er dem Boten erklären konnte, wieso es nicht geklappt hatte. Wenn es wirklich nicht klappte.
    Die Tür zum Lehrerzimmer stand halb offen. Nick lugte hinein. An den langen, in U-Form aufgestellten Tischen saßen nur zwei Lehrer, die nicht einmal die Köpfe hoben, als er einen Schritt in den Raum trat. Einer korrigierte Hefte, der andere las Zeitung und kaute an einem Sandwich. Von Mr Watsons Thermoskanne keine Spur.
    Halb enttäuscht, halb erleichtert machte Nick auf dem Absatz kehrt. Was jetzt? Er musste zumindest so tun, als wollte er den Auftrag erfüllen, garantiert beobachtete ihn jemand und erstattete Rapport. Da, eben lief Dan über den Korridor, und obwohl er nicht einmal in seine Richtung sah, war Nick überzeugt davon, dass er nur seinetwegen hier entlanggegangen war.
    Langsam ging Nick den Weg wieder zurück, den er gekommen war, doch schon nach wenigen Schritten ließ ein Gedanke ihn anhalten. Wo, außer im Lehrerzimmer, bewahrten die Lehrer ihre Sachen auf? In der Garderobe, ganz richtig. Der kleine Raum lag direkt vor ihm und in Nicks Kopf pochte die

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