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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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diesem Grund hatte er die Erlaubnis, abends ein paar Überstunden zu machen. Und dabei hat er mehrmals einige Personen beobachtet, die um diese Zeit im Park nichts mehr zu suchen hatten.«
    »Um welche Personen handelte es sich?« Normalerweise war es Gerhard, der eifrig mitschrieb, da auf mein Gedächtnis, insbesondere das Namensgedächtnis, nur bedingt Verlass war. Weil ich heute auf meinen Kollegen verzichten musste, zückte ich selbst einen kleinen Block und machte mir Notizen.
    »Eine davon war Igor Pawlow. Er ist ein Mitarbeiter des Parkbetriebs. Er ist sozusagen ein Fremder im Park, das heißt, er gehört nicht zum Stammpersonal. Leiharbeiter nennt man das, glaube ich.«
    »Und was hat dieser Pawlow im Park gemacht?«
    »Er ist herumgeschlichen, sagte mein Mann. So, als wollte er sich mit jemandem treffen, ohne dabei gesehen zu werden. Und das immer zur gleichen Zeit.«
    »Wen er getroffen hat, hat er nicht beobachtet?«
    Frau Bernhardus schüttelte den Kopf. »Nein, Wolf hatte auch keine Zeit dazu, ihm nachzuschnüffeln. Aber das war nicht das einzige Ereignis. Eines Abends erwischte er einen der Nachtwächter, Wochner heißt er, wie er sich im Schneedorf mit dem Liliputaner, Stefano Brezano, traf. Sie waren sichtlich überrascht, als mein Mann auf die beiden zukam. Der Kleinwüchsige lief sofort weg und der Nachtwächter sagte, dass er Brezano im Park erwischt und ihm gehörig die Leviten gelesen habe. Da die beiden sich sehr leise unterhalten hatten und es nicht so wirkte, als hätte der Nachtwächter Brezano in die Schranken verwiesen, kam das meinem Mann wenig glaubwürdig vor.«
    »Da scheint ja nachts allerhand los zu sein«, schlussfolgerte ich. »Hatte Ihr Mann noch weitere Entdeckungen gemacht?«
    Anna Bernhardus schaute zu Boden. Als sie nach einer Weile wieder zu mir aufblickte, stellte ich fest, dass sie weinte. »Entschuldigen Sie«, schluchzte sie. »Ich kann das alles noch nicht richtig begreifen. Es kam so überraschend.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Lassen Sie Ihren Gefühlen ruhig freien Lauf. Das wird Ihnen guttun.«
    »Danke, Herr Palzki, vielen Dank. Ich glaube, ich kann Ihnen jetzt nicht mehr weiterhelfen. Ich habe alles gesagt, was ich weiß. Mein Mann wollte wohl in den kommenden Tagen Pawlow zur Rede stellen, aber dazu ist er nicht mehr gekommen.«
    »Vielen Dank, Frau Bernhardus, dass Sie diese Informationen gleich an die Polizei weitergegeben haben. Sie könnten bei der Lösung des Falles von entscheidender Bedeutung sein. Ich werde jetzt gehen, ich habe keine weiteren Fragen mehr. Halt, doch, eines würde mich noch interessieren: Wobei haben Sie sich Ihren Arm gebrochen?«
    Sie sah mich ganz erstaunt an. »Ich bin draußen beim Zurückschneiden der Äste von einem Baum gefallen und landete auf der Biotonne. Diese ist dummerweise weggerollt und ich knallte direkt auf den daneben liegenden Spaten. Ein glatter Bruch, den Gipsverband hat mir mein Mann selbst angelegt, da wir Ärzten ablehnend gegenüberstehen.«
    »Sieht wirklich professionell aus«, bemerkte ich und verabschiedete mich endgültig.
    Diesen Pawlow muss ich mir morgen gleich mal vornehmen, dachte ich, als ich in meinen Wagen stieg. Zusammen mit dem Nachtwächter und Herrn Brezano. Den Essensvorrat für den geplanten Zoobesuch hatte ich längst leergefuttert. Selbst den Tee hatte ich getrunken. Vermutlich würde ich jetzt steinalt werden. Heute musste ich nur noch eine Sache geradebiegen und das war das Schwierigste und für mich zugleich das Wichtigste: die Sache mit Stefanie. Mein Auto fuhr wie ferngesteuert nach Hause. Heute wünschte ich mir fast, dass Frau Ackermann vor der Tür auf mich warten und ihren Weltrekord im Vielreden brechen würde. Vor meinem Haus angekommen, spürte ich die Ruhe vor dem Sturm. Zaghaft schloss ich die Eingangstür auf. Stefanie saß mit den Kindern am Wohnzimmertisch und spielte Mensch ärgere Dich nicht. Prima, die Kinder waren da, deshalb würde sich Stefanie vielleicht nicht sofort aufregen. Unter Umständen würde sie das Spiel jedoch abbrechen und Paul und Melanie auf die Zimmer schicken.
    Ich wollte gerade zu einer dämlichen Entschuldigung ausholen, da kam meine Frau mir zuvor. »Komm, Reiner, setz dich zu uns. Wir fangen gerade eine neue Runde an, du kannst einsteigen.«
    Meine Kinnlade sackte nach unten. War das wirklich meine Frau?
    Egal, ich stellte meine Figuren auf und spielte mit. Paul und Melanie schummelten, was das Spiel hergab. Stefanie schien das nicht zu

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