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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mir gerade etwas ein. Hat Jacques diese Versuchsstation auch benutzt?«
    »Jacques, hier im Park? Nein, da muss ich Sie enttäuschen. Er lebte ja wie ein Einsiedler. In letzter Zeit hatte ich keinen Kontakt zu ihm.«
    »Schade, ich habe gehört, er sei in den letzten Wochen wieder aktiver geworden und habe sogar mehrtägige Reisen unternommen.«
    Herr Schleicher war fassungslos. »So kannte ich ihn gar nicht. Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. In der Versuchsstation war er jedenfalls nicht. Er hatte zu Hause ohnehin ganz andere Möglichkeiten als bei uns.«
    Das war wohl nichts. Meine Überlegungen gingen offensichtlich in die falsche Richtung. Trotzdem musste ich herausfinden, wo der Erfinder in letzter Zeit hingefahren war. So könnte das Rätsel gelöst werden.
    Ich verabschiedete mich mit der Bemerkung, dass sich baldmöglichst wieder jemand melden würde. Dabei dachte ich an Stefanie. Baldmöglichst war ein ziemlich dehnbarer Begriff und die Zeit spielte gegen mich.
     
    Die Rennbahnstraße in Haßloch war mir durch meinen letzten Fall bekannt, sie lag fast auf meinem Heimweg. Das Mehrfamilienhaus, in dem der Liliputaner wohnte, machte einen merkwürdigen Eindruck auf mich. Es hatte zwei Eingänge zu jeweils drei übereinanderliegenden Wohnungen und war in Regenbogenfarben gestrichen. Ich parkte direkt vor dem Haus, auf dem für Herrn Brezano reservierten Parkplatz. Der Kleinwüchsige besaß also ein Auto, wahrscheinlich eine Sonderanfertigung. An der linken Haushälfte entdeckte ich seinen Namen an einem überquellenden Briefkasten. Ich zog das Bündel Papier heraus – Postgeheimnis hin oder her – und unterzog es einer flüchtigen Prüfung. Da die Tageszeitungen der letzten beiden Tage darunter waren, war es unwahrscheinlich, Herrn Brezano anzutreffen. Ich drückte den Klingelknopf, unter dem sein Name stand. Nichts passierte. Nach der dritten Wiederholung öffnete sich die Eingangstür und eine ältere Frau mit Einkaufskorb trat heraus.
    »Wollen Sie zu Herrn Müller?«, fragte sie mich, und schielte auf die Post.
    »Ja, genau. Wissen Sie, ob er da ist?«
    »Nein, ist er nicht. Schon seit zwei Tagen nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, wo er steckt.«
    Sie wollte gerade gehen, als ich eine weitere Frage an sie richtete: »Kann es sein, dass er hier war, ohne von Ihnen bemerkt zu werden?«
    »Nein«, sie schüttelte energisch den Kopf. »Das kann nicht sein. Mein Mann oder ich sind immer daheim und das Haus ist sehr hellhörig. Außerdem klemmt seine Eingangstür seit einiger Zeit. Deshalb gibt sie beim Öffnen ein Quietschen von sich. Ich habe ihm mehrfach gesagt, dass er dieses Ding endlich reparieren soll. Er meinte nur, dass er es an den Vermieter weitergegeben hat. Wenn er nachts gekommen wäre, wären mein Mann und ich mit Sicherheit aus dem Bett gefallen.«
    Ohne einen Abschiedsgruß eilte sie weiter. Ich stieg wieder in meinen Wagen.

7. Internationale Verwicklungen
    Ich weiß, ich hätte nach Hause fahren sollen, wollte aber zuvor noch schnell ein paar unaufschiebbare Aufgaben an Jutta und Jürgen weitergeben. Außerdem wollte ich KPD bezüglich unseres Personalengpasses ansprechen, damit ich den Rest meines Urlaubs mit Stefanie und den Kindern in Ruhe genießen konnte.
    Wartend stand ich vor dem sich normalerweise automatisch öffnenden Tor der Inspektion, um endlich auf den Dienstparkplatz fahren zu können, der sich hinter dem lang gezogenen Gebäude befand. Doch das Tor öffnete sich nicht. Auch die Sprechanlage war außer Betrieb. Ich fluchte vor mich hin, bis mir schließlich ein kleines Schild auffiel. Für meine Dioptrienverhältnisse war die Schrift allerdings etwas zu klein geraten, um sie vom Auto aus lesen zu können. Ich stieg aus und entzifferte: ›Bitte das Tor manuell bedienen!‹
    Zornig schob ich das mehrere Meter lange und schwere Metalltor, das glücklicherweise auf einer Schiene lief, zur Seite. So ein Schwachsinn, dachte ich mir. Am besten werde ich dem Elektrofuzzi empfehlen, die Hauptsicherungen der Inspektion zu entfernen. So muss er sich nicht mit diesem Kleinkram abgeben.
    Meine Kollegin goss gerade ihre Pflanzen auf der Fensterbank. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass es hier überhaupt Grünzeug gab. Alles Unwesentliche blendete ich normalerweise aus. Stefanie warf mir manchmal vor, dass dies meine komplette Umgebung betraf.
    »Hör auf mit der Wasserverschwendung«, erschreckte ich Jutta, die mir den Rücken zukehrte. »Ich habe eben den Meister getroffen.

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