Erfindergeist
Spurensicherung findet.«
»Also hätten wir das Wichtigste geregelt. Mach mal, dass du nach Hause kommst. Ich drücke dir die Daumen wegen des häuslichen Friedens.«
Ich stand widerwillig auf. Doch ich kam sowieso nicht allzu weit. Diesmal war es nicht KPD , der mich aufhielt. Zwei Männer mit fremdländischem Äußeren standen unschlüssig vor der Tür. »Guten Tag«, sagte einer der beiden mit ausgeprägtem arabischen Akzent. »Wir suchen einen Herrn Reiner Palzki. Er soll sich hier aufhalten, hat man uns am Eingang gesagt und uns hierhergeschickt.«
Ich stand auf und hielt ihm die Hand hin. »Sie haben ihn gefunden. Womit kann ich Ihnen helfen?«
Beide Männer verfügten über sehr athletische Körper, die in Maßanzügen steckten, so, als kämen sie geradewegs von einer Modenschau. Als Kopfbedeckung trugen sie die landestypische Ghutra, ein quadratisches Tuch, das diagonal gefaltet und mit einer Agal, einer Art Kordel, am Kopf befestigt wird.
»Mein Name ist Amal Al-Morany«, stellte der Mann sich vor. Die Hand reichte er mir nicht. »Würden Sie uns empfangen?«
»Sie sind doch schon hier. Kommen Sie rein.« Ich zeigte in Richtung Besprechungstisch. »Das ist meine Kollegin, Jutta Wagner.« Al-Morany und sein Begleiter nahmen von Jutta keinerlei Notiz.
»Möchten Sie einen Kaffee?«
»Nein, danke. Wir wollen nicht lange stören. Heute ist Freitag und da haben wir in Saudi-Arabien Wochenende.«
Die beiden saßen steif auf ihren Stühlen. Der zweite Araber, der bis jetzt noch kein Wort gesprochen hatte, lächelte kurz und ich konnte durch seine leicht geöffneten Lippen eine Goldkrone blitzen sehen.
»Legen Sie mal los.«
Amal Al-Morany zog ein vergilbtes Foto aus seiner Tasche und zeigte es mir. Ich zuckte zusammen: Auch wenn es bereits ein paar Jahre alt zu sein schien, zeigte es unzweifelhaft Jacques.
»Das ist Ihr Freund Herr Bosco, nicht wahr?«
Jutta hatte inzwischen die Tür geschlossen und sich wieder zu uns an den Besprechungstisch gesetzt. Sie griff sich einen Schreibblock und machte Notizen. Die beiden Besucher ignorierten sie weiterhin.
»Können Sie ein bisschen deutlicher werden? Worum geht es?«
»Wir wissen natürlich, dass er tot ist. Deswegen sind wir hier. Wir sind vom saudi-arabischen Geheimdienst GID . Hier ist meine Visitenkarte, Sie können meine Identität gerne vom Bundesnachrichtendienst prüfen lassen. Wir sind in einer offiziellen Angelegenheit hier. Unser König, Abdullah al-Saud, hat uns persönlich für diese Mission ausgewählt, da wir in Deutschland studiert haben.«
Ich nahm die Visitenkarte vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen, damit ich keine Fingerabdrücke zerstörte, und legte sie auf den Tisch. Handschuhe trug Al-Morany glücklicherweise nicht.
»Ich bin erstaunt, dass Jacques Bosco internationale Kontakte pflegte. Wie muss ich mir das vorstellen?«
»Wir wissen über diesen Erfinder bestens Bescheid. Er steht seit einiger Zeit unter Beobachtung. Wir hatten ihn fast so weit, dass er mit uns kooperierte. Doch dann hat uns dieser Unfall einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
»Sie haben nicht zufällig etwas mit diesem Unfall zu tun?«, provozierte ich.
»Herr Palzki, Sie schauen offensichtlich zu viele James-Bond-Filme. Obwohl wir vom Geheimdienst sind, sind wir deshalb noch lange keine Geheimagenten.«
»Erklären Sie mir doch mal, in welcher Angelegenheit Herr Bosco mit Ihnen kooperieren sollte. Denn komischerweise hat er mir davon nie etwas erzählt.«
»Das wäre auch nicht klug gewesen. Er hat schließlich Geheimnisse von höchster nationaler Sicherheit unerlaubt genutzt.«
»Jacques Bosco?« Ich lachte laut heraus. »Meines Wissens hat er Deutschland nie verlassen. Warum sollte er so etwas überhaupt getan haben?«
Amal Al-Moranys Mundwinkel zuckten. »Es geht um Patente und Erfindungen. Er hat unserem Land exklusiv die Rechte an einer seiner Erfindungen verkauft. Und vor einiger Zeit haben wir erfahren, dass er diese Erfindung weiterentwickelt hatte, obwohl wir dies vertraglich ausgeschlossen hatten.«
»Tut mir leid, für Patentstreitigkeiten ist die Polizei nicht zuständig.« Neugierig, wie ich war, fragte ich dennoch: »Um welche Erfindung handelte es sich dabei?«
»Alternative Energiegewinnung. Jacques Bosco hatte ein Verfahren entwickelt, dass der Politik und der Weiterentwicklung unseres Landes sehr schaden könnte«, klärte er mich auf.
»Sie meinen aber nicht die Sache mit diesem synthetischen Benzin? Wie war das gleich
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