Erfindergeist
seit Beginn unseres Gesprächs zum ersten Mal. »Ich kann Sie beruhigen. Das waren wir nicht. Seinen Keller haben wir bereits vor zwei Wochen durchsucht, als er mal wieder auf Reisen war. Keine Angst, wir haben weder etwas gefunden noch etwas mitgenommen.«
»Kann es sein, dass Sie einem Hirngespinst nachlaufen? Was ist, wenn Herr Bosco nur Verwandte besucht hat?«
»Sie wissen ganz genau, dass er keine Verwandten hatte. Nein, uns liegen handfeste Beweise vor, dass er an diesem Projekt weitergeforscht hat. Wir müssen unbedingt herausfinden, wo er seinen Arbeitsplatz hatte, bevor es jemand anderes tut.«
Al-Morany und sein sprachloser Kompagnon standen auf. »Wir werden uns jetzt verabschieden, Herr Palzki. Wir erwarten, dass Sie uns sofort informieren, falls sich neue Erkenntnisse ergeben sollten.« Ohne weitere Worte verließen die beiden das Büro.
Ich wandte mich an Jutta, die gerade ihren Notizblock ablegte. »Puh, was sagst du zu dieser Sache?«
»Einen saudi-arabischen Geheimdienst hatten wir bisher noch nicht im Haus.«
»Hätte ich denen unser Gästebuch hinlegen sollen?«, knurrte ich.
»Sei doch nicht gleich so mürrisch. Ich lasse diesen Amal Al-Morany gleich überprüfen. Bis morgen wissen wir Bescheid.«
Ich fasste einen Entschluss. »Sei so gut und ruf bei mir daheim an. Ich fahre noch einmal in den Park. Irgendetwas hat mir der Geschäftsführer offensichtlich verschwiegen.«
»Vielleicht hat sich Jacques überhaupt nicht mit ihm getroffen?«, entgegnete Jutta.
»Sei mal ehrlich, glaubst du, Jacques war zum Karussellfahren dort? Wenn schon gesichert ist, dass er Herrn Schleicher kannte, so wird er wohl auch bei ihm gewesen sein. Sag Stefanie bitte, dass ich in Sachen Jacques unterwegs bin und der Park anscheinend doch etwas damit zu tun hat. Ich werde ihr nachher ausführlich darüber berichten.«
Ich steckte mir noch zwei, drei Handvoll Kekse als Reiseproviant in die Hosentasche, was ich jedoch, als ich in den Wagen stieg, sofort bereute. Entweder war mein Körper muskulöser oder die Hose etwas enger geworden. Ich stieg wieder aus und entsorgte die Krümel. Dummerweise waren auch Schokoladenkekse dabei gewesen.
8. Schon wieder dieser Verein
Einmal ist keinmal, dachte ich mir, als ich heute bereits zum zweiten Mal über Speyer zum Holiday Park fuhr. Auch den kleinen Umweg über die ›Curry-Sau‹ nahm ich erneut. Gestärkt und Cola trinkend fuhr ich die letzten Kilometer bis zum Park.
Als mich der Parkplatzwächter erkannte, hob er nur kurz die Hand zum Gruß. Auch am Personaleingang kam ich ohne Probleme durch und ging im Verwaltungsgebäude geradewegs bis zum Sekretariatsbüro. Ich entschuldigte mich für mein unangekündigtes Erscheinen und bat um einen Termin bei Herrn Schleicher.
»Ich glaube nicht, dass dies im Moment möglich ist«, antwortete mir die Dame hinter dem Schreibtisch. »Er hat gerade einen Besprechungstermin. Ich rufe ihn aber gern an.« Sie griff zum Telefon und drückte zwei Tasten. »Ja, in Ordnung, ich gebe es weiter«, hörte ich sie am Ende des halbminütigen Gesprächs sagen. »Sie sollen sich einen kleinen Moment gedulden, Herr Palzki. Der Chef wird gleich für Sie zu sprechen sein. Nehmen Sie doch bitte Platz.« Sie deutete auf einen Besucherstuhl. Durch die offene Tür konnte ich den Flur und die Tür zum Büro des Geschäftsführers im Auge behalten.
Ich war sehr verwundert, als ich einige Minuten später die Tür aufgehen und Hannah Kluwer herauskommen sah, sie trug keine Trauerkleidung. Ihr folgten der Zweite Vorsitzende, Gottfried Müller, und zwei weitere Frauen, die sich gerade von Herrn Schleicher verabschiedeten. Das wird ja immer dubioser, dachte ich mir. Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?
Frau Kluwer und Herr Müller hatten mich nicht registriert und ich fühlte mich im Moment nicht veranlasst, dies zu ändern. Sie standen sowieso beide auf unserer Überprüfungsliste. Nachdem die Besucher die Verwaltung verlassen hatten, kam der Geschäftsführer direkt auf mich zu. »Hallo, Herr Palzki, so schnell habe ich nicht mit Ihnen gerechnet. Kommen Sie mit in mein Büro.«
Auf seinem Schreibtisch erkannte ich einen riesigen Plan des Parkgeländes. Ich kam gleich zur Sache. »Woher kennen Sie Frau Kluwer?«
Der Geschäftsführer war sichtlich perplex. »Sie kennen Frau Kluwer auch? Das ist ja ein Zufall.«
»Kennen ist vielleicht zu viel gesagt. Aber nachdem gestern ihr Mann ermordet wurde …«
»Was?« Herr Schleicher war sichtlich
Weitere Kostenlose Bücher