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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mindestens genauso gespenstisch und gruselig wie vorhin die düstere Atmosphäre der Parade. Noch war ich mir nicht sicher, ob dieses Treffen nicht eine mörderische Falle darstellte.
    Unbehelligt erreichte ich den großen Platz mit dem Leuchtturm. Die Attraktion war ein Kettenkarussell mit gigantischen Ausmaßen, das in Form und Farbe einem Leuchtturm nachempfunden war. Auch hier war alles mit Kürbissen, Strohballen und getrockneten Blumen dekoriert. Am Sockel des Turms war ein mehrere Quadratmeter großes Bild aus verschiedenfarbigen Kürbissen gelegt worden. Ich schlich an den Rand des Platzes in den Schatten eines großen Busches, damit mich möglichst niemand von hinten überraschen konnte. Mehrere Minuten lang harrte ich so aus. Der Platz war menschenleer; lediglich ein Eichhörnchen huschte umher. Wieder kam mir Jacques in den Sinn. Wenn er noch leben würde, hätte ich mir eines seiner Nachtsichtgeräte leihen können. Der Restlichtverstärker, den er entwickelt hatte, war so stark, dass man auch bei fahlem Mondlicht vorsichtshalber eine Sonnenbrille als Augenschutz tragen sollte. Doch auf diese Erfindung musste ich verzichten. Stattdessen hatte ich nur eine kleine Stabtaschenlampe in meiner Jacke.
    Ein plötzliches kurzes Quietschen ließ mich aufhorchen. Gleich darauf quietschte es ein zweites Mal. Das Geräusch wiederholte sich in einem annähernd gleichbleibenden Rhythmus. Ich lokalisierte die Klangquelle auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Langsam bewegte ich mich im Halbkreis darauf zu. Als ich schließlich einen Weg, der von dem Platz wegführte, erreichte, bemerkte ich ein leicht schwingendes Tor wenige Meter entfernt. Verdammt, es war windstill, warum bewegte es sich? Zögernd huschte ich nach vorn, bis ich die Aufschrift ›Tor 4‹ erkennen konnte. Es führte ganz klar aus dem Park heraus. Auch hier konnte ich keine Menschenseele entdecken. Ich hielt das Tor fest, das Geräusch verstummte sofort. Das konnte nur bedeuten, dass dieser Durchgang eben benutzt worden war. Doch in welche Richtung?
    Ich schlüpfte hindurch und überprüfte den asphaltierten Weg, der hinter dem Tor begann. In einer leichten Rechtskurve lief er außerhalb der Umzäunung parallel zum Holiday Park. Etwa 100 Meter entfernt konnte ich einen sich bewegenden Schatten ausmachen. Jetzt wusste ich wenigstens, dass der oder die Unbekannte aus dem Park herausgegangen war. War es der Kleinwüchsige oder jemand anderes? Sollte ich lieber am Turm bleiben und auf Brezano warten oder dem Schatten nachschleichen? Ich entschied mich nach kurzem Nachdenken für Letzteres. Durch die den Weg säumenden Bäume, deren Kronen sich wie ein Dach über den Weg spannten und dank des Mondlichts schaurige Schatten warfen, war es noch dunkler geworden. Meine Taschenlampe ließ ich trotzdem ausgeschaltet, um nicht gesehen zu werden. Ich schlich weiter und konnte nun rechts hinter dem Zaun die Schienen der zweiten Parkachterbahn mit dem Namen ›Superwirbel‹ erkennen. Der Weg verlief beinahe kerzengerade und ich folgerte, dass er am Verwaltungsparkplatz enden musste. Wahrscheinlich war er als Versorgungszugang zum Park gedacht.
    Der Schatten war immer noch da. Er bewegte sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie ich. Der Zaun endete an einem Gebäude. Ich schätzte seine Höhe auf etwa zehn Meter, die Breite konnte ich von meinem Standort aus schlecht bestimmen. An der mir zugewandten Gebäudeseite erkannte ich nun eine menschliche Gestalt, die mir zuwinkte. Noch bevor ich die Geste richtig einordnen konnte, löste sich die Gestalt in Luft auf. War es eine Sinnestäuschung, wie ich sie vorhin auch bei diesem Frankenstein gehabt hatte? Ich betrachtete die riesige Wand des Gebäudes näher und war verwundert. Nirgendwo konnte ich eine Tür oder ein Fenster entdecken, sondern blickte direkt auf eine kahle Front. Hätte ich das Bauwerk nicht zuvor von der Seite gesehen, hätte ich es für eine überdimensionale Mauer gehalten. Vorsichtig huschte ich am Gebäude entlang und entdeckte eine Metalltür, dort, wo der Schatten verschwunden war. Sie war offenbar die einzige Öffnung auf dieser Seite. Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, was sich dahinter verbarg. War es Brezano gewesen, der mir zugewunken hatte? Ich konnte mich täuschen, aber mir schien die Person größer, als ich mir den Kleinwüchsigen vorstellte. Mit Schwung öffnete ich die Tür, die, wie vermutet, nicht abgeschlossen war. Wegen der totalen Dunkelheit, die im Inneren

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