Erfindergeist
auf seine erste Frage einging. Manchmal hatte ich mit solch kleinen psychologischen Tricks Glück. »Bei Nacht hat das Ganze viel unheimlicher ausgesehen.«
Bei Tageslicht wirkte diese Seite der Geisterbahn sehr trostlos. Der einzige Zugang war, wie ich gestern Abend bereits festgestellt hatte, eine Metalltür.
Herr Schleicher hakte zum Glück nicht nach, sondern öffnete die Tür und bat mich, einzutreten. »Kommen Sie. Sie kennen sich hier ja aus. Wir können uns frei bewegen, die Polizei hat ihre Arbeit bereits erledigt.«
»Befindet sich Jacques’ Labor in dieser Burg?«, fragte ich verwundert. »Dann muss die Spurensicherung es doch entdeckt haben!«
Ein kurzes Lachen war die Antwort. »Wir sind keine Anfänger, Herr Palzki. Jacques selbst hat den Zugang gestaltet.«
Im Technikraum sah es noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Herr Schleicher drückte ein paar Tasten. »Ich habe das Licht der Bahn eingeschaltet. Ich denke, auf die Geräusche und die Figurenanimationen können wir verzichten.«
Wir verließen den Technikraum und standen nun auf den Gleisen der Falkenstein-Bahn. Aufgrund der eingeschalteten Beleuchtung konnte man auf beiden Seiten den jeweils nächsten Raum erkennen.
»Wie kommt man tagsüber in das Labor, wenn die Bahn in Betrieb ist?«, wollte ich wissen.
»Überhaupt nicht!«, war die Antwort. »Das geht nur frühmorgens oder abends.«
Ich folgte dem Parkchef nach links. Die Bankettszene auf der rechten Seite war anscheinend nicht sein Ziel. Als sich der Gang zum nächsten Raum hin öffnete, drehte sich Herr Schleicher unvermittelt um und fragte: »Haben Sie früher auch so gerne die alten Edgar-Wallace-Filme gesehen?«
Ich bejahte. »Natürlich, besonders die Filme mit Klaus Kinski und Eddi Arent.«
»Jetzt passen Sie mal genau auf.« Er ging in die Halle hinein und geradewegs auf ein kleines Podest zu. Hier stand ein Bogenschütze, der mit seiner Waffe die Fahrgäste zu bedrohen schien. Wahrscheinlich wurde auch er normalerweise künstlich in Bewegung gesetzt. Die runde Wand im Hintergrund war mit Wandteppichen behängt und erinnerte mich an das Innere eines Turms.
Der Parkchef ging auf den Schützen zu und drehte den Pfeil, der abschussbereit auf dem Bogen saß, eine Viertelumdrehung nach links. Dann hob er seine Spitze an. Im nächsten Moment vernahm ich ein Schnarren.
»Nach Ihnen«, sagte Herr Schleicher zu mir und deutete mit der Hand auf einen der Wandteppiche. Nur aufgrund seiner Erwähnung der Edgar-Wallace-Filme ging ich, ohne zu zögern, auf den Teppich zu. In etwa zwei Metern Höhe war dieser an einem Metallrohr, einer Art überdimensionaler Gardinenstange, mit Schlaufen befestigt. Das untere Ende des Teppichs reichte exakt bis zum Boden.
»Sie wollen doch nicht behaupten, dass es hier Geheimgänge gibt?«
Der Geschäftsführer schmunzelte. »Na ja, wie man es nimmt. Einigen wir uns auf einen gut versteckten Zugang zu einer Treppe. Würden Sie jetzt so freundlich sein und den Teppich zur Seite schieben?«
Ich folgte seiner Anweisung. Hinter dem Teppich befand sich zu meiner Überraschung eine schmale Wendeltreppe, die nach unten führte. Ich begutachtete den Zugang zur Treppe und konnte eine kleine Schiebetür entdecken, die fast komplett in der Mauer versenkt war.
»Alles nur Illusion, Herr Palzki.« Er klopfte mit seiner Faust auf die massiv wirkende Mauer, die seltsam hohl klang. »Alles aus Plastik und ähnlichen Materialien. Darf ich vorgehen?«
Herr Schleicher nahm die Wendeltreppe nach unten, die mit kleinen grünen Lampen ausgestattet war. »In der Bauphase war dies ein offizieller Zugang zu den unteren Etagen. Ursprünglich wollten wir dort Ersatzteile für die Burg Falkenstein lagern. Das hat sich jedoch als wenig praktikabel herausgestellt. Bis Jacques anfing, den Keller als Labor zu nutzen, gab es hier keine Tür. Jeder, der den Vorhang zur Seite schob, konnte die Treppe erkennen. Aber wer kam schon auf so eine verrückte Idee?«
Wir hatten bis jetzt etwa zwei Umdrehungen auf der Wendeltreppe zurückgelegt und noch immer war kein Ende in Sicht. Da hörte ich ein seltsames Rauschen, es schien direkt aus der Wand zu kommen.
»Keine Angst, Herr Palzki. Das ist nur der kleine Fluss, von dem ich Ihnen bereits erzählt habe. Beim Bau der Burg war es einfacher gewesen, das Gebäude um ihn herum zu errichten, als das Flussbett zu verlegen. Seitdem fließt er in einem Betonkanal quer durch den Keller der Burg und gelangt von hier aus zum
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