Erfindung der Violet Adams
geschrieben waren, als wäre sein Vater einen Schritt zurückgetreten und hätte die Wissenschaft in einem neutralerem Licht betrachtet, wenn sein Verstand die wissenschaftlichen Kalkulationen nicht mehr hatte ertragen können. »Seine Arbeit sollte man immer geheim halten«, hatte sein Vater geschrieben. »Niemand will sehen, wie Wissenschaft entsteht. Das bringt die Menschen nur auf den Gedanken, dass sie es selbst auch könnten, dass es nur eine Frage von harter Arbeit und unablässigen Versuchen ist, bis alles funktioniert. Aber das ist es nicht. Einige Menschen werden mit einer genialen wissenschaftlichen Schöpferkraft geboren. Andere nicht. Deshalb wäre eine Gesellschaft, in der die, die mit dieser Schöpferkraft geboren sind, über jene herrschen, die das nicht sind, oder in der zumindest die, die mit einem Ansatz dieser Schöpferkraft geboren sind, über jene herrschen, die das nicht im Mindesten sind, der Menschheit zum Besten.« Ernest stimmte in keinem dieser Punkte mit seinem Vater überein, doch es befriedigte ihn, seine Psyche zu erforschen.
In anderen Notizbüchern fand er weitere Kritzeleien wie »Die Dummen sollten nach Australien deportiert und in Käfigen eingesperrt werden« oder »Idealerweise sollte uns die Königin die Macht freiwillig überlassen, doch wenn wir sie uns nehmen müssen, dürfte das nicht schwierig sein. Und wenn wir erst England unter unserer Kontrolle haben, ist der Kontinent in Reichweite.«
Im letzten Notizbuch, das ein paar Monate vor dem Tod seines Vaters datiert war, fand Ernest am Rand eine Notiz über sich selbst. »Ernest – soll ich ihn in die Gesellschaft aufnehmen? Es gibt so viele interne Machtkämpfe. Sie würden ihn auffressen. Besser lasse ich ihn glücklich sein Leben führen und seine kleinen Spielzeugkaninchen bauen. Er hat nicht das Rückgrat für die richtige Wissenschaft.« Ernest biss sich auf die Unterlippe, als er das las, und schäumte einen Moment vor Wut, doch dann klang sie ab. Er wusste jetzt, was es mit der Gesellschaft auf sich hatte, kannte die dunklen Geheimnisse seines Vaters, seine Philosophie und sein Ziel der Weltherrschaft, und er wusste, dass er nicht Teil davon sein wollte, selbst wenn sein Vater ihm stolz dieses Erbe offeriert hätte.
Am meisten befriedigten ihn jedoch die Notizen in den Notizbüchern seines Vaters, aus denen hervorging, wie sehr sein Vater darum gekämpft hatte, Dinge zu begreifen, die Ernest sofort verstanden hatte. Natürlich lag das in vielen Fällen an den Fortschritten, die die Wissenschaft seit der Niederschrift der Notizen gemacht hatte, doch es gab viele Grundlagen, die Ernest wie von Natur aus kannte und die sein Vater erst hatte entdecken müssen. Ernest würde nicht wagen zu behaupten, intelligenter zu sein als sein Vater, doch zu wissen, dass auch sein Vater nur ein Mensch gewesen war, ließ Ernest erleichtert aufatmen, als würde er plötzlich abheben. Er begann zu lachen, laut und lange, und sein Lachen übertönte das Spiel der disharmonischen Instrumente.
Sein Vater hatte auch viele Experimente unfertig hinterlassen wie zum Beispiel eine neue Rechenmaschine, die nicht nur numerische Gleichungen vorausberechnete, sondern auch Informationen aus vorherigen Gleichungen speicherte und darauf aufbaute und mit dem Benutzer interagierte, um ein Problem zu lösen. Er hatte viele Experimente zur Wiederauferweckung von Menschen durchgeführt, die Ernest ekelerregend fand und auf die er nur einen kurzen Blick warf; und viele chemische Experimente, um ein Heilmittel für Curio zu finden, sowie ein Mittel zur Reproduktion dessen, was er »Curios Zustand« nannte.
Nachdem er seine Inspektion des Labors beendet und viele der Notizbücher gelesen hatte, ging Ernest noch einmal zu der Fahne und der Namensliste. Das musste die »Gesellschaft« sein, auf die sich viele der Notizen seines Vaters bezogen. Die Gesellschaft gab es schon lange nicht mehr, sie bedeutete keine Gefahr mehr für England oder ein anderes Land, sie war nichts als ein Haufen missmutiger alter Männer, die in ihren Laboratorien vor sich hin arbeiteten und davon brabbelten, dass sie beinahe die Welt regiert hätten.
Er brauchte einen weiteren Tag, um alles zu inspizieren, doch als das getan war, fühlte Ernest sich wie ein anderer Mensch, als hätte eine Schicht von ihm sich in Säure aufgelöst, und er wäre frisch und stärker wiederauferstanden, gereinigt von was auch immer ihm angehaftet hatte. Er begann, neue Ideen für Illyria zu
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