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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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ein Heimlicher, der Beni. Die Anni fuhr fort, wenn der Beni schon so sei, so hätte doch der Kaspar mit dem Reindl sprechen können. Pröckl, großspurig, erwiderte, der Benno wisse schon, was er tue. Das verstehe sie nicht.
    Als sie in der Gabelsbergerstraße ankamen, wartete überraschenderweise der Benno Lechner vor dem Haus. Der junge Elektromonteur, sosehr er an Kaspar Pröckl hing, kam nicht oft zu ihm, schon gar nicht, wenn er die Anni bei ihm zu treffen vermutete. Es war dann eine wunderliche Befangenheit zwischen den beiden. Allein heute hatte er eine wichtige Mitteilung. Er folgte der zögernden Einladung der Anni und kam mit hinauf in die Atelierwohnung.
    Sie war erfreut, den Bruder zu sehen, fragte ihn, ob er Tee wolle oder Bier, redete behaglich auf ihn ein. Der Pröckl war schweigsam. Es stach ihn, daß der Benno so stolz war und ihm von seiner Entlassung aus den Bayrischen Kraftfahrzeugwerkennichts gesagt hatte. Im wesentlichen sprach die Anni. Fragte, wie ihm die neue Lampenabdeckung gefalle. Schimpfte auf die Zeiten. Stellte wieder einmal die Lage des Vaters dar. Es ist schwer, mit ihm auszukommen jetzt. Seitdem er den berühmten Reliquienschrein verkauft hat, hockt er den ganzen Tag herum mit verdächtigen Bankmenschen, Grundstücksmaklern, ähnlichen Haderlumpen, und arbeitet sich ab von wegen dem gelben Haus. Aber die Geschichte scheint nicht in Schwung zu kommen, das gelbe Haus schwimmt ihm doch davon. Dann sitzt er da mit seinem vielen Papiergeld.
    Den Benno bedrückte es, daß Pröckl ihn für aufdringlich halten konnte; aber vor der Anni wollte er nicht sprechen. Und die Anni redete weiter, sie brachte den Mund nicht zu. Dem Kaspar Pröckl wurde es auf die Dauer zuviel. Immer sage sie das gleiche, erklärte er unwirsch. Der Benno machte eine vage Bewegung, sagte dann, er habe dem Genossen Pröckl eine wichtige Mitteilung zu machen. Darum sei er gekommen. Er schwieg, und auch Kaspar Pröckl sagte nichts. Bis die Anni, leicht gekränkt, erklärte, sie könne ja ins Nebenzimmer gehen. Die beiden hielten sie nicht zurück.
    Allein mit Kaspar Pröckl, teilte Benno Lechner ihm mit, Klenk habe, offenbar als Erwiderung auf das Schutzgesetz des Reiches, den Landesgerichtsdirektor Hartl zum Bevollmächtigten in Gnadensachen ernannt.
    Er fügte dieser Mitteilung nichts hinzu, wartete ab, was Pröckl sagen werde. Pröckl rührte in seinem Tee; vor den Benno hatte Anni ein Glas Bier hingestellt, das kaum angetrunken war, doch schon seinen Schaum verloren hatte. Daß Klenk als Referenten über die Begnadigung zumeist politischer Sträflinge einen so konservativen Mann wie den Hartl bestellt hatte, war eine Herausforderung. Was die Ernennung für den weiteren Verlauf der Sache Krüger bedeutete, war so schnell nicht zu überblicken. Die Strafprozeßordnung schrieb wunderlicherweise vor, daß über die Wiederaufnahme das gleiche Gericht zu entscheiden habe, das das Urteil gesprochenhat. Daß jetzt der Hartl von dieser Stelle fort war, ging jedenfalls den Freund des Pröckl unmittelbar an, soviel war klar; darum hatte es der Benno Lechner mit der Mitteilung so eilig gehabt.
    Doch Pröckl schwieg und bedankte sich nicht einmal. Die Nachricht verwirrte ihm das Gefühl. Er gönnte und wünschte dem Krüger, er möge endlich aus dem Zuchthaus heraus sein. Andernteils hat sich der Mann, wiewohl ihm seine jetzige Lage zu mancher Einsicht verholfen hat, noch nicht durchgebissen, und es ist vielleicht gut für ihn, wenn sich jetzt der Hartl in seinen Weg stellt.
    Der Elektromonteur Benno Lechner, da er den Genossen Pröckl sehr mochte, nahm es ihm nicht übel, daß er schwieg, und störte ihn nicht. Als aber der Pröckl volle zehn Minuten hindurch nichts sagte, vielmehr aufstand, hin und her ging und sich schließlich an seine Zeichnungen setzte, meinte der Benno Lechner, soviel er wisse, sei der Hartl im Herrenklub und somit ein Spezi des Reindl. Vielleicht könne der Genosse Pröckl da ansetzen und veranlassen, daß der einmal mit dem Hartl rede. Doch Pröckl nahm diesen Vorschlag mit Unmut auf. Mußte er immer wieder auf diesen verdammten Fünften Evangelisten stoßen? Er sagte verstimmt: nein, nochmals mit dem Reindl reden wolle er nicht; es sei zwecklos.
    Als der Benno Lechner gegangen war, setzte sich Pröckl an den Zeichentisch über eine Konstruktion. Die Anni kam wieder ins Zimmer, brühte Tee auf. Nach einer Weile sagte Kaspar Pröckl unvermittelt, barsch, das könne man doch nicht so lassen, daß der Benno

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