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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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Ausgangsposition zurück und wieder sind Schritte zu hören. Der Hauswirtschaftsraum hat ebenfalls eine Tür nach draußen, durch die man über die Terrasse in den Garten und zur Wäscheleine gelangt. Noch ein Ruck und die Tür öffnet sich.
    Die Mutter wimmert erneut. Vielleicht ist es mehr als ein Wimmern, womöglich schon ein Wort. Sie dreht den Kopf. Runzelt die Stirn. Bewegt lautlos die Lippen.
    »Nicht …«, murmelt sie schließlich kaum hörbar.
    Jemand betritt den Hauswirtschaftsraum und bleibt stehen. Einen Moment lang ist nur das Ticken einer Wanduhr zu hören, vielleicht aus der Küche. Der Eindringling geht vorsichtig weiter, tastet sich Schritt für Schritt vorwärts.
    An der Tür, die vom Hauswirtschaftsraum in die Wohnung führt, machen die Schritte halt. Von dort aus sieht man in eine Art Halle, die aus der Küchenecke und einem geräumigen Wohnzimmer besteht. Das Sofa ist teils hinter der Wand verborgen, nur eine Seitenlehne ist zu sehen, auf der die Beine der Frau liegen.
    Die Frau hebt den Arm. Hüstelt ahnungslos, während ein dunkler Schatten sich lautlos über sie legt. Der Schatten hält inne. Einen Augenblick lang passiert gar nichts. Dann wird eine Hand angehoben und senkt sich vorsichtig über den Mund der Schlafenden, hält einige Zentimeter darüber an. Ihr Atem wird von der Handfläche zurückgeworfen. Das irritiert die Frau. Irgendetwas befindet sich in ihrer Privatsphäre, das spürt sie sogar im Schlaf. Im nächsten Moment wacht sie auf.
    Die Hand legt sich fest auf ihren Mund, während eine zweite Hand sie daran hindert, sich aufzusetzen. Die Frau erschrickt panisch und versucht sich zu wehren, doch ein starker Arm hält sie fest. Der einzige Gedanke, zu dem sie fähig ist: Ich sterbe! Eine instinktive Reaktion, die ihren Körper in Verteidigungsbereitschaft versetzt.
    »Keine Angst«, mahnt eine ruhige, leise Männerstimme, verfehlt jedoch ihre Wirkung auf die entsetzte Frau.
    »Ich bin Polizist«, sagt der Mann. »Es passiert Ihnen nichts, aber Sie müssen leise sein.«
    Langsam wird die Hand von ihrem Mund gehoben. Zum ersten Mal kann die Frau nun den Eindringling richtig sehen. Allerdings ist sie immer noch außer sich und hyperventiliert. Der Mann zeigt ihr etwas. Sie blinzelt die Tränen aus den Augen. Dann sieht sie die Dienstmarke, die Tossavainen ihr mit schiefem Lächeln präsentiert.
    Plötzlich erschrickt sie erneut, denn ein zweiter Mann späht herein. Es ist Olli. Er lächelt der Frau beruhigend zu, blickt dann Tossavainen an und schüttelt den Kopf. Seine Suche ist ergebnislos verlaufen. Die wortlose Kommunikation der Männer verwirrt die Frau, hilft ihr aber auch, den Schock zu überwinden.
    »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«, fragt Tossavainen und hält ihr ein Foto hin.
    Die Frau streicht sich die Haare aus dem Gesicht und kneift die Augen zusammen.
    »Nein«, sagt sie verwundert und betrachtet das unscharfe Foto des Verdächtigen noch einmal. »Müsste ich ihn kennen?«
    Tossavainen und Olli sehen sich erleichtert an.
    »Wohl nicht«, antwortet Tossavainen. »Es ist besser, dass Sie ihm nicht begegnet sind.«
    »Warum haben Sie sich überhaupt hier eingeschlichen?«, fragt die Frau.
    »Wir haben durchs Fenster gesehen, dass Sie scheinbar leblos auf dem Sofa lagen. Einen Moment lang haben wir schon befürchtet, wir wären zu spät gekommen.«
    »Zu spät?«, wiederholt die Frau und versucht, sich einen Reim auf die Worte zu machen. »Wie meinen Sie das? Will jemand … Was geht hier eigentlich vor?«
     

    Es klingelt. Erst nach langem Warten ist von drinnen Schlüsselgeklapper zu hören, das immer weiter anhält, als würde eine Tresorkammer aufgeschlossen. Dann öffnet sich die Tür einen Spaltbreit und ein alter Mann späht heraus.
    »Polizei, guten Tag«, sagt Tossavainen freundlich und zeigt seine Dienstmarke.
    Der Mann wirft nur einen flüchtigen Blick darauf. Olli, der hinter Tossavainen in dem engen Treppenhaus steht, scheint ihn viel mehr zu interessieren.
    »Was hab ich denn angestellt, dass ihr mich gleich zu zweit abholt?«, fragt der Mann.
    »Sie haben nichts getan, es geht um etwas ganz anderes«, erklärt Tossavainen. »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Natürlich«, sagt der Mann und geht ihnen voraus.
    Die beiden Polizisten folgen ihm. Tossavainen mustert verstohlen jeden Winkel der Wohnung, während Olli einen Blick auf die Wohnungstür wirft und verwundert feststellt, dass sie kein vielfältiges Schließsystem besitzt, sondern nur ein

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