Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
Charlotte war noch nicht fertig. „Und wo ist mein Geld? Die fünf Guineas …“
„Fünf waren es? Sagten Sie nicht, Sie besäßen nichts? Kann es sein, dass Sie mich angelogen haben?“
„Es war alles, was ich hatte.“
„Und zweifellos stammte das Geld aus den Rocktaschen meines sterbenden Vaters.“
Charlotte war zu schockiert, um darauf zu antworten. In ohnmächtiger Wut ballte sie die Fäuste und starrte ihren Schwager schweigend an.
„ Ich habe ihr das Geld gegeben.“ Stacey sprach absichtlich gedehnt, um den Eindruck von Gleichgültigkeit zu erwecken, obwohl es ihn Mühe kostete, seinen Zorn gegen Sir Cecil zu verbergen.
„Gütiger Gott, weshalb denn?“ Mr. Spike schüttelte ungläubig den Kopf. „Erzählen Sie mir nicht, Sie haben das Eis zum Schmelzen gebracht!“
„Ist es etwa nicht üblich, den Bediensteten seines Gastgebers ein Trinkgeld zukommen zu lassen?“, erwiderte Stacey leichthin, doch am liebsten hätte er seinem Gegenüber eine Ohrfeige versetzt. Er wagte es nicht, zu Mrs. Hobart zu blicken, denn er musste sie zutiefst gekränkt haben mit seiner Bemerkung. Allerdings war es ihm als das geringere Übel erschienen, sie eine Dienstbotin zu nennen, als zu riskieren, dass diese Männer annahmen, sie habe das Geld für gewisse Gefälligkeiten erhalten. Aber aufgrund der Behauptung, bei den gestohlenen Guineas handele es sich um sein Trinkgeld für Mrs. Hobart, konnte er Cecil nun zwingen, es ihr zurückzugeben.
Augustus Spike grinste anzüglich. „Sicher, wenn sie einen gut bedienen …“
„Sie erwarten doch nicht etwa, dass ich Ihnen das abnehme, Darton“, fuhr Cecil auf, ohne Mr. Spikes Bemerkung zur Kenntnis zu nehmen.
Stacey zuckte mit den Schultern. „Es ist mir gleichgültig, was Sie glauben oder nicht. Geben Sie Ihrer Schwägerin das Geld zurück.“
„Sie wissen verdammt gut, dass ich es nicht mehr habe“, schnaubte Cecil verächtlich. „Es hat in der letzten Runde seinen Besitzer gewechselt. Und wenn wir nicht endlich weiterspielen, werde ich es nie zurückgewinnen. Können wir jetzt fortfahren?“, fragte er entnervt in die Runde und richtete sich an seinen Partner linkerhand. „Reggie, du bist an der Reihe, wenn ich mich nicht irre.“
Charlotte musste einsehen, dass es nirgendwo hinführte, wenn sie weiter auf ihrem Recht beharrte, und da sie sich Cecils Anschuldigungen und den beschämenden Anzüglichkeiten seiner Kumpane nicht länger aussetzen wollte, verließ sie schweigend das Zimmer.
Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, stand Stacey auf und nahm fünf Guineas von seinem Münzstapel. „Die werde ich dem Betrag hinzufügen, den Sie mir bereits schulden, Hobart“, sagte er ruhig und folgte Charlotte aus dem Salon.
Auf dem Treppenabsatz holte er sie ein. Da sie keine Anstalten machte, stehen zu bleiben, griff er nach ihrem Ärmel und hielt sie fest. Aufgebracht wandte sie sich zu ihm um, doch bevor sie etwas sagen konnte, drückte er ihr das Geld in die Hand. „Das gehört Ihnen, wenn ich mich nicht irre.“
Wie gern hätte sie ihm die Münzen vor die Füße geworfen und ihn beschimpft! Er hatte sie als Dienstbotin bezeichnet und den anderen Gästen zu verstehen gegeben, er habe sie für gewisse Gefälligkeiten entlohnt. War das sein Bild von ihr? Betrachtete er sie wirklich als eine Bedienstete, die einen Titel geheiratet hatte? Sicher, sie konnte ihn aufklären und verkünden, sie stamme von den Falconers ab, einer alteingesessenen, hoch angesehenen Familie, doch weshalb sollte sie das tun? Ihre Herkunft hatte sie bislang nie in den Vordergrund gerückt, um einen Nutzen daraus zu ziehen, und sie würde auch jetzt nicht damit beginnen. Welch ein Jammer, dass sie das Geld so bitter nötig hatte und sich nicht weigern konnte, es anzunehmen. Wie unerträglich demütigend! In ohnmächtiger Wut ballte Charlotte die Faust um die Münzen, und ehe sie selbst es noch recht begriff, hatte sie Lord Darton einen so heftigen Kinnhaken verpasst, dass sein Kopf zurückruckte und er ins Wanken geriet.
„Pflegen Sie Ihre Dankbarkeit immer so schlagend unter Beweis zu stellen?“, fragte er, als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und rieb sich das Kinn. „Ihretwegen werde ich jetzt ziemlich unbeliebt sein bei Sir Cecil und den anderen.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe Sie nicht darum gebeten, sich für mich einzusetzen.“ Nun, da ihre Wut sich legte und sie wieder vernünftig denken konnte, tat es ihr leid, ihn
Weitere Kostenlose Bücher