Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Titel: Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
Vom Netzwerk:
besäßen ein Mindestmaß an Herzenswärme und Feingefühl – ich habe mich wohl geirrt.“
    Vor Zorn schoss Stacey das Blut in die Wangen. Seit er den Kinderschuhen entwachsen war, hatte kein Mensch es mehr gewagt, ihm so unverblümt die Meinung zu sagen. In der Schule war er stets der Anführer gewesen, der Streiche ausheckte, und später, in der Armee, wäre es niemandem in den Sinn gekommen, ihn so schroff zurechtzuweisen.
    Und da er selbst Zweifel hegte, ob ein Internat für Julia die richtige Lösung war, traf ihn Mrs. Hobarts Schelte umso schwerer. Brüsk tat er einen Schritt zurück und verneigte sich. „Ich halte es für angebracht, das Gespräch an dieser Stelle zu beenden, Madam“, erklärte er kühl. „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.“
    Mit gerunzelter Stirn sah Charlotte ihm nach. Während er sich in raschem Tempo entfernte, trat er mehrmals wütend mit der Schuhspitze in den Sand und schwang seinen Spazierstock wie ein Krummschwert.
    Ich bin zu weit gegangen, dachte sie reumütig. Falls er es wahrhaftig gut mit ihr meinte, hatte sie nun womöglich den einzigen Verbündeten verloren, der Cecil Hobart die Stirn bieten würde, wenn es darauf ankam.

5. KAPITEL

    Als Charlotte ihr Zimmer betrat, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Jemand hatte den Raum durchsucht und ihn dabei völlig auf den Kopf gestellt. Ihre Kleider waren aus dem Schrank und der Kommode gezerrt worden und lagen auf dem Fußboden verstreut, ihr Bett war vollkommen zerwühlt, und ihr Schmuckkästchen, das auf dem Frisiertisch stand, hatte man mit Gewalt geöffnet und den Inhalt entwendet; sämtliche Ketten, Broschen und Ringe sowie die von Mr. Hardacre geliehenen Guineas fehlten.
    Wie gelähmt blickte sie auf das leere Schmuckkästchen; man hatte ihr alles genommen, was ihr lieb und teuer war, und sie besaß buchstäblich keinen Penny mehr. Der Dieb muss ein verzweifelter Mensch sein, dachte sie und erschrak. Wem, wenn nicht Cecil, war zuzutrauen, dass er ihre wenigen Habseligkeiten durchwühlte? Schließlich hatte er ihr unverblümt erklärt, er schulde verschiedenen Gästen Geld und werde sich nehmen, was ihm gehöre. Wutentbrannt verließ sie das Zimmer, um den Schwager unverzüglich zur Rede zu stellen.
    Obwohl Sonntag war, vermutete sie Cecil und seine Gäste am Spieltisch, und sie begab sich zügig nach unten in den Salon, in dem sie seit Wochen jeden Tag ihrem Laster frönten.
    Überrascht blickten alle in der Runde auf, als plötzlich die Flügeltür aufflog und Charlotte mit blitzenden Augen auf der Schwelle stand. Ihr energischer Auftritt genügte, um jeden Anwesenden davon zu überzeugen, dass sie außer sich war vor Zorn.
    Auf dem mit grünem Filz bedeckten Tisch lagen Karten, Münzen und Geldscheine herum, und sie hatte den Raum gerade einmal zur Hälfte durchquert, als sie vor einem Stoß Karten, direkt neben Cecils rechter Hand, ihre Perlen entdeckte. Mit zwei Schritten war sie beim Tisch und griff sich den Schmuck. „Diese Kette gehört mir! Man hat sie mir aus meinem Zimmer gestohlen!“
    Cecil schoss von seinem Stuhl hoch und riss ihr die Perlen aus der Hand. „Nachdem Sie sie von meinem Vater stahlen, meinen Sie wohl“, versetzte er höhnisch und grinste sie an. „Sie haben sich an meinem Erbe gütlich getan. Ich war lediglich so frei, mir zurückzuholen, was mir gehört.“ Er hielt die Kette höher, als sie wieder danach greifen wollte. „Oh, nein, meine Liebe, ich fürchte, Sie müssen auf dieses Kleinod verzichten.“
    „Mein Vater hat mir die Perlen geschenkt, lange bevor ich nach Easterley Manor kam.“
    „Aus welchem Grund sollte ich Ihnen glauben? Ich weiß genau, dass meine Mutter ein Collier wie das hier besaß.“ Er begutachtete die Kette und nickte. „Es kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass es ihre sind. Was haben Sie meinem Vater dafür gegeben, dass er Ihnen den Schmuck überließ?“
    Eine der Frauen begann zu kichern wie ein Schulmädchen, und Charlotte drehte sich wütend um. Ihr Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen, doch sie fand nicht eines, das einen freundlichen, ihr wohlgesonnenen Ausdruck zeigte. Selbst Lord Darton, der behauptet hatte, er sorge sich um sie, wirkte eher gelangweilt – so als kümmerte ihn die Auseinandersetzung nicht ein bisschen.
    „Ich nehme mir, was mir gehört“, wiederholte Cecil hämisch. „Sie hätten mir den Schmuck aushändigen müssen, nachdem ich Ihnen erlaubte, weiterhin hier zu wohnen. Und nun gehen Sie. Sie stören uns.“
    Doch

Weitere Kostenlose Bücher