Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
geschlagen zu haben. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie vollkommen die Beherrschung verloren, und sie hielt sich vor Augen, dass Lord Darton ungeachtet seines Fauxpas immerhin bemüht gewesen war, ihr zu helfen.
Er lächelte kläglich. „Sie haben einen harten Schlag, Madam. Seien Sie froh, dass mein Anstandsgefühl es mir verbietet, mich zu revanchieren.“
„Ach, gehen Sie mir aus den Augen“, versetzte sie und versuchte verzweifelt, die aufsteigenden Tränen fortzublinzeln. „Kehren Sie zurück zu Ihren Freunden und lassen Sie mich allein.“ Doch sie fühlte sich so elend und verlassen, dass sie zu weinen begann.
Sie kehrte ihm den Rücken und wischte sich über die Wangen, Stacey indes umfing ihre Schultern und brachte sie behutsam dazu, sich wieder zu ihm umzudrehen. Ihre Streitlust schien verflogen, denn sie ließ es zu, dass er sie berührte. „Oh, meine Liebe, bitte weinen Sie nicht. Ich bin untröstlich, denn es ist meine Schuld, dass Sie Tränen vergießen.“
Seine zärtlichen Worte brachten sie endgültig aus der Fassung, und sie schmiegte sich schluchzend an seine Brust. Ihm blieb nur, sie in die Arme zu nehmen und ihr sanft über den Rücken zu streichen. In diesem Augenblick des stillen Einvernehmens wusste er, dass er tiefe Liebe für sie empfand. Er liebte sie für ihren wachen Geist und ihre Seelengröße, für die Leidenschaft, mit der sie sich um hilfsbedürftige Menschen kümmerte; und er bewunderte ihren starken Willen und die Tapferkeit, mit der sie für ihre Unabhängigkeit kämpfte. Sie war schön und anziehend, und er spürte einen süßen Schmerz in sich aufsteigen, als er sie fest an sich zog.
Schließlich holte er ein Taschentuch aus seiner Rocktasche und trocknete ihr die Tränen.
„Danke“, wisperte sie. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen einen Kinnhaken versetzt habe.“
„Ich habe es wohl nicht anders verdient. Sie müssen mir glauben, dass ich Sie nicht verletzen wollte. Mein einziges Ansinnen war und ist, Ihnen zu helfen.“
Sie lächelte schwach. „Sie haben mir geholfen, indem Sie mir das Geld gaben.“
„Mit fünf Guineas werden Sie nicht weit kommen. Stehen Ihnen keine weiteren Mittel zur Verfügung?“
„Nein. Abgesehen von den Schmuckstücken, die Cecil an sich genommen hat, besitze ich nichts. Sie gehören wirklich mir, Mylord, er hat keinen Anspruch darauf. Ich bekam die Sachen von meinem Vater und meinem Mann geschenkt.“
„Ich weiß, dass Ihr Schwager Ihnen großes Unrecht antut. Er hat sich in eine äußerst verzweifelte Lage gebracht und wird weiterhin rücksichtslos versuchen, zu Geld zu kommen“, erwiderte Stacey ruhig und hob sacht ihr Kinn. Die Tränen waren nicht ganz versiegt und verliehen ihren traurigen Augen einen bezaubernden Glanz. „Fühlen Sie sich etwas besser? Ich muss leider wieder an den Spieltisch, eine andere Möglichkeit gibt es nicht …“ Er entließ sie aus seiner Umarmung und eilte die Treppe hinunter.
„Was meinen Sie?“, rief sie ihm nach, als er ihrem Blickfeld entschwand. Zu spät. Er hatte ihre Frage nicht mehr gehört.
Das Spiel dauerte bis spät in die Nacht an, obwohl die Herrschaften kaum Pausen einlegten und nebenher aßen und tranken. Je öfter Cecil verlor, umso mehr sprach er dem Wein zu; und je mehr er dem Wein zusprach, desto verwirrter wurde er, bis er am Ende völlig den Überblick über das Spiel verlor. Stacey hingegen genoss den Alkohol in Maßen und behielt fest im Blick, wer welche Karte abgelegt hatte. All diese Anstrengungen nahm er nur Charlotte zuliebe auf sich. Wenn das Glück mich nicht verlässt, werde ich ihr das gewonnene Geld übergeben, damit sie ihre Schule gründen und Julia als ihre erste Schülerin begrüßen kann, dachte er.
Und zu gegebener Zeit, wenn meine Tochter sich in Parson’s End eingelebt hat, werde ich damit beginnen, Charlotte zu hofieren. Er schmunzelte. Die Aussicht auf ein gemeinsames Glück mit dieser wunderbaren Frau hob ihm das Herz, und er wollte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn er die Partie verlor. Rasch verdrängte er den unerfreulichen Gedanken und widmete sich aufmerksam dem Spiel.
Gegen Mitternacht warf Cecil seine Karten auf den Tisch. „Freunde, ihr habt mich auf Grund gesetzt.“ Da er den Schmuck ebenso wie das letzte Bargeld verspielt hatte, schickte er sich an, einen weiteren Schuldschein auszufüllen.
„Keine Schuldscheine mehr.“ Sir Roland hob abwehrend die Hand.
„Ich besitze nichts, das ich stattdessen geben
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