Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
könnte.“
„Was ist mit dem Erbe?“, wollte Sir Reginald wissen. „Du sagtest doch, du seist ein reicher Mann, wenn die Anwälte sich erst einmal Klarheit verschafft hätten über die Einzelheiten der Verfügung.“
Stacey lachte. „Offenbar kennen Sie den Inhalt des Testaments nicht, Sir Reginald.“
„Halten Sie den Mund, Vetter.“ Cecil warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Oh, lassen Sie uns hören, Darton“, mischte Lady Grey sich ein. „Wie lauten denn die Modalitäten des Testaments, auf das wir hier die ganze Zeit bauen? Schließlich haben wir Sir Cecils Schuldscheine nur angenommen, weil er uns versicherte, er könne bald über eine beträchtliche Summe verfügen.“
„Hobart hat Easterley Manor geerbt mitsamt den Erträgen, die das Gut vielleicht irgendwann einmal abwirft“, erklärte Stacey leichthin. „Kein Geld. Der alte Sir William, Gott hab ihn selig, hat sein Vermögen zugunsten der Enkel angelegt.“
„Der Enkel?“
„Mrs. Hobarts Kinder und die Ihres Gastgebers.“
„Cecil hat keine Kinder“, stellte Lady Grey treffend fest. „Oder doch, Cecil? Aber ich nehme an, dass sie ehelich geboren sein müssen.“
„Ich beabsichtige, mich bald zu vermählen.“
„Dann lass dir gratulieren. Wer ist die glückliche Dame? Und wann werden die Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden?“
„In Kürze.“
„Ach so, aber dann vergeht mindestens noch ein Jahr, bis sich Nachwuchs bei Ihnen einstellt“, überlegte Mr. Henry Corton, ein anderer Gast, und musterte den Herrn des Hauses mit Argwohn. Mr. Corton hatte sein Vermögen mit Sklavenhandel gemacht und war so beleibt, dass er aus seinem teuren Gehrock herauszuplatzen drohte. „Bilden Sie sich etwa ein, dass wir so lange auf unser Geld warten? Und wäre es nicht denkbar, dass die Dame Ihrer Wahl keine Kinder bekommen kann?“
„Wissen Sie, Gentlemen, ich denke, wir sind getäuscht worden“, erklärte Mr. Stevens, ein Mann mittleren Alters mit schwarzem Haar und blassem Gesicht. „Ich für mein Teil werde meine Verluste in Grenzen halten und verschwinden.“
Viele nickten mürrisch und sammelten, einer nach dem anderen, ihre Münzen sowie die Schuldscheine ein.
Lord Darton und Sir Roland, denen Cecil das meiste Geld schuldete, sowie Mr. Spike blieben auf ihren Plätzen sitzen, während die anderen sich erhoben und dem Gastgeber, der wie erstarrt am oberen Ende des Tisches saß, einen finsteren Blick zuwarfen, bevor sie das Zimmer verließen.
„Du wirst wohl diese kühle Schönheit, deine Schwägerin, heiraten müssen, Cecil“, bemerkte Mr. Spike und grinste. „Bei ihr können wir wenigstens sicher sein, dass sie nicht unfruchtbar ist.“
„Es schickt sich nicht, die Frau seines verstorbenen Bruders zu heiraten“, erwiderte Cecil. Sein Gesicht war aschfahl, und sein Blick irrte ruhelos umher.
„Und es würde sich nicht lohnen“, beeilte Stacey sich hinzuzufügen. Bei dem Gedanken, dass dieser widerliche Mensch Charlotte zu nahe kommen könnte, geriet er derart in Rage, dass er Mühe hatte, ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte er das gesamte Pack auf der Stelle hinausgeworfen. „Sir William war nicht sehr vermögend.“
„Woher wissen Sie das alles?“ Mr. Spike ihn sah verblüfft an.
„Ich kenne den Anwalt, der Sir Williams Erbschaftsangelegenheiten vertritt. Er erklärte mir, dass nur noch Kleingeld übrig ist. Cecil hat seinen Vater bereits vor Jahren ruiniert.“
Sir Roland und Mr. Spike blickten zu ihrem Gastgeber, der sich unwillkürlich duckte. „Ist das wahr?“, wollte Mr. Spike wissen.
„Nein, er lügt. Es gibt ein Vermögen. Ich warte nur auf diesen verdammten Anwalt, der die Verfügung für mich anfechten will. Er sagt, es wäre ein Kinderspiel, vor Gericht damit durchzukommen.“
Weder Augustus Spike noch Sir Roland wussten, wem sie glauben sollten, und sahen einander befremdet an. „Dann betrachten wir das Spiel als nicht beendet“, entschied Sir Roland. „Du besitzt immerhin dieses Haus, Hobart.“
Die schiere Angst, auch noch das Dach über dem Kopf zu verlieren, stand Cecil ins Gesicht geschrieben. „Easterley Manor soll es also sein.“ Er seufzte. „Mein Einsatz steht, Gentlemen“, sagte er mit müder Stimme und griff nach den Karten.
„Madam, sie reisen ab!“ Die Vorhänge wurden zurückgezogen, und das Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Charlotte setzte sich auf und blinzelte. Sie war noch zu schlaftrunken, um die volle Tragweite dessen, was Miss Quinn gesagt hatte, zu
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