Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
schimmerte raffiniert hindurch, sodass man sich bei seinem Anblick an einen See erinnert fühlte, auf dessen Oberfläche sich das silbrige Mondlicht widerspiegelte. Die hohe Taille zierte ein blaugrünes Satinband, und der fein bestickte Rocksaum war bogenförmig eingefasst, sodass der seidene Unterrock darunter zum Vorschein kam. Das ebenfalls mit Stickereien versehene Dekolleté erschien ihr großzügiger ausgeschnitten, als sie es in Erinnerung hatte; zum Glück besaß sie eine Stola aus derselben hellgrünen Gaze, aus der auch der Überwurf bestand, die sie sich so um die Schultern drapieren konnte, dass nicht zu viel Haut sichtbar würde.
„Oh, Mama, du siehst wunderschön aus“, schwärmten Frances und Elizabeth im Chor.
„Du wirst dich vor Verehrern nicht retten können“, fügte Elizabeth mit bedeutungsvoller Miene hinzu.
„Da Papa sie begleitet, wird er dafür sorgen, dass sie nicht belästigt wird“, beruhigte Julia die Mädchen und erinnerte Charlotte daran, dass der Viscount jeden Augenblick kommen konnte, um sie abzuholen.
Miss Quinn musterte sie von Kopf bis Fuß. „Oh, es ist wunderbar, Sie nicht in Schwarz zu sehen. Dieses Blaugrün steht Ihnen ganz besonders gut. Es betont Ihre Augenfarbe.“
Als Charlotte die bewundernden Mienen ihrer Töchter sah, empfand sie unendliche Zärtlichkeit für die beiden, und beflügelt von diesem Gefühl, ging sie zu ihnen und drückte sie an sich, und schließlich auch Julia. Ein wenig widerstrebend ließ das Mädchen sich die Umarmung gefallen. Dann kehrte Charlotte an den Frisiertisch zurück und nahm ihr Smaragdcollier aus dem Schmuckkästchen.
Sie sah in den Spiegel und begegnete Julias Blick. „Würdest du mir die Kette anlegen, Liebes?“
Stolz, für diese Aufgabe auserwählt worden zu sein, sprang das Mädchen auf und trat hinter sie. Kaum hatte es den Verschluss eingehakt, hörten sie, wie jemand an ihre Zimmertür klopfte. Alle begaben sich aufgeregt in den angrenzenden Salon, während Miss Quinn zur Tür ging, um den Besucher hereinzubitten.
Als der Viscount den Raum betrat, fiel sein Blick sogleich auf Charlotte. Gebannt von ihrer Schönheit blieb er stehen und betrachtete sie mit einem Ausdruck, als sehe er sie zum ersten Mal. Die außergewöhnliche Robe von der Farbe des Meeres schmiegte sich reizvoll um ihre weiblichen Formen und fiel in schimmernden Falten bis auf ihre Fußgelenke. Er kannte sie nur in Trauerkleidern und mit bedecktem Haar, und nun stand sie vor ihm mit kunstvoll frisierten Locken, die mit Schmuckkämmen hochgesteckt waren und sich lieblich um ihre Ohren und im Nacken ringelten. Sie war nicht länger die einfache Lehrerin aus Parson’s End, sondern eine Dame, die an Schönheit und Erhabenheit alle Frauen übertraf, denen er jemals begegnet war.
Wie in Trance ging er auf sie zu, und erst als er eines der Mädchen kichern hörte, kam er zu sich und sah sich verwirrt um. Seine drei jungen Reisegefährtinnen verfolgten aufmerksam, was er tat. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Mädchen anwesend sein würden; andererseits sah es Charlotte ähnlich, die Kinder nicht auszuschließen, und so lächelte er und machte eine schwungvolle Verbeugung. „Ihr Diener, Madam.“
Charlotte deutete einen Knicks an und senkte scheu den Blick. Wie attraktiv Lord Darton aussah in seinem schwarzen Frackrock und den hellen Pantalons. Die Eleganz seiner Erscheinung wurde durch die cremefarbene Weste und das raffiniert gebundene Krawattentuch über dem schneeweißen Hemd vollendet. „Mylord.“
„Die Kutsche steht bereit, Madam.“
Abermals war ein Kichern zu hören – Stacey hätte schwören mögen, dass es von Julia kam –, worauf die beiden anderen Mädchen auch nicht mehr an sich halten konnten und in das Lachen einstimmten. Miss Quinn, die gemeinhin nicht so rasch zu erheitern war, schmunzelte ebenfalls. Die allgemeine Heiterkeit steckte sogar Charlotte an. Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem fröhlichen Lächeln.
„Ich bin so weit, Mylord“, erwiderte sie mit erwartungsfroh funkelnden Augen.
Er legte sich ihre Hand in die Armbeuge. „Wenn ihr brav seid heute Abend, Kinder, nehme ich euch morgen mit zum Hafen. Dort können wir uns ansehen, wie die ‚Serenity‘, die in wenigen Tagen nach Amerika auslaufen soll, beladen wird“, hörte er sich vorschlagen und erschrak. Stacey Harding, Viscount Darton, der in seinem bisherigen Leben kaum Zeit für seine eigene Tochter erübrigt hatte, gab nicht nur ihr, sondern gleich noch
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