Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
zwei anderen Mädchen, das Versprechen, sich für mehrere Stunden mit ihnen abzugeben!
„Haben Sie es nicht eilig, nach Parson’s End zurückzukehren?“, fragte Charlotte, während er sie aus dem Gasthof eskortierte.
„Nein.“ Er sah sie an. Ihre Augen glänzten verführerisch, und ihre Wangen waren rosig überhaucht. Sie sah wahrhaftig zehn Jahre jünger aus in dieser wunderschönen Robe. „Ich finde Ipswich von Minute zu Minute aufregender.“
Sie wusste nicht genau, was sie mit dieser Bemerkung anfangen sollte, sagte sich jedoch, sie wäre töricht, mehr darin zu sehen als einen unbedeutenden Flirtversuch. „Freuen Sie sich denn auf den Ball?“, erkundigte sie sich leichthin. „Ganz bestimmt wird er nicht so glanzvoll ausgestattet sein wie in London.“
Jem trat herzu und hielt die Kutschentür auf, damit der Viscount Mrs. Hobart beim Einsteigen behilflich sein konnte. „Das mag zutreffen, aber meine zauberhafte Begleiterin macht den fehlenden Glanz zehn Mal wieder wett“, sagte der Viscount galant, nachdem er neben ihr auf der gepolsterten Bank Platz genommen hatte.
„Sie flirten ja mit mir, Mylord!“
Er blickte in ihr lächelndes Antlitz und war glücklich. Selten hatte er sie so fröhlich erlebt, und wie von selbst streckte er die Hand aus und strich mit dem Finger über eine seidig weiche Locke an ihrer Schläfe. „Weshalb auch nicht?“
„Es könnte mir missfallen.“
„Das trifft hoffentlich nicht zu“, erwiderte er mit sanfter Stimme. „Ich sage nur die Wahrheit: Sie sehen zauberhaft aus und werden sämtliche Damen im Ballsaal überstrahlen und mich blind machen gegen jede Unzulänglichkeit, die uns in den ‚Assembly Rooms‘ erwarten mag.“
„Sie bringen mich zum Erröten, Mylord“, gestand sie lachend.
„Mit rosigen Wangen sehen Sie noch viel bezaubernder aus, Charlotte.“
Das leichte Geplänkel zwischen ihnen dauerte die ganze Fahrt über an. Sie schienen beide entschlossen, keine Äußerung zu tun, die den anderen verärgern könnte, und traten schließlich lächelnd durch die hohen Flügeltüren in den Ballsaal der „Assembly Rooms“.
Der festlich beleuchtete Raum war mit Frühlingsblumen und frischem Grün dekoriert und konnte eine auf Hochglanz polierte Tanzfläche vorweisen. Dahinter befand sich das Podest mit der Kapelle, die ihren Mangel an musikalischer Virtuosität durch umso mehr Begeisterung beim Spielen ausglich.
Stacey und Charlotte tanzten Quadrillen, Volkstänze, Ländler und Walzer, und obwohl er sie auch anderen Tanzpartnern überließ, führte meist er sie übers Parkett. Frohgemut setzten sich beide über das Protokoll hinweg, das vorschrieb, ein Gentleman dürfe nicht mehr als zwei Tänze mit einer unverheirateten Dame tanzen, wenn er nicht beabsichtigte, sich mir ihr zu verloben. Während Stacey genau dies anstrebte, sagte Charlotte sich, dass sie und Lord Darton als reifere Mitglieder der guten Gesellschaft, die beide ihre Ehepartner verloren hatten, nicht so strikt an die Regeln gebunden waren.
„Ich gewinne allmählich den Eindruck, dass jedermann uns beim Tanzen zusieht“, bemerkte sie, als sie den letzten Walzer vor dem Abendessen tanzten.
„Die Leute bewundern die Ballschönheit des heutigen Abends. Ich habe Mühe, die vielen jungen Männer von Ihnen fernzuhalten, die sich zu gern in Ihre Tanzkarte eintragen würden.“
Charlotte lachte. „Unsinn! Ich bin zu alt für solche Späße.“
Stacey mochte ihr Lachen. Es klang hell und fröhlich und zeugte davon, dass sie sich frei gemacht hatte von den Sorgen und Anstrengungen ihres Alltags. „Zu alt? Sie stehen in der Blüte Ihrer Jahre, sind kein dummes, oberflächliches Schulmädchen, sondern schön, klug und weise, und ich denke … nein, ich weiß …“ Er brach ab und sah sie ernst an. „Ich liebe Sie.“
Vor Überraschung schnappte Charlotte nach Luft. Nun, da sie die lang ersehnten Worte aus seinem Mund vernahm, drohten ihre Beine unter ihr nachzugeben, und sie geriet ins Stolpern. Rasch zog der Viscount sie an sich, um sie zu stützen. „Mylord …“
„Mein Name ist Stacey. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich so nennen würden, zumindest, wenn wir allein sind.“
„Wir sind nicht allein. Wir befinden uns in einem gut besuchten Ballsaal und haben bereits Aufmerksamkeit erregt.“
„Dann suchen wir uns einen Ort, wo wir ungestört sind.“ Er nahm ihre Hand und machte Anstalten, sie vom Parkett zu führen. Im ersten Moment leistete Charlotte Widerstand, als ihr
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