Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
vorlautem Gerede meiner Tochter beeindrucken lassen.“
„Ob es so ist oder nicht, ist nicht von Belang, denn ich strebe im Gegensatz zu dieser Dame derart Schwindel erregende Höhen nicht an.“
„Oh.“ Stacey strich mit der flachen Hand über seinen Hut, den er auf dem Schoß abgelegt hatte. Es war eine Gewohnheit von ihm, wenn er aufgeregt war. Seine Hände hatten dann etwas zu tun, und so, wie die Dinge standen, verhinderte er auf diese Weise obendrein, dass er sich zu etwas Unüberlegtem hinreißen ließ, denn am liebsten hätte er Charlotte übers Knie gelegt.
Ein paar Minuten später hielt die Chaise vor dem „Great White Horse“. Ohne auf Jem zu warten, sprang der Viscount aus der Kutsche und eilte zu ihrer Tür, damit sie ihm nicht zuvorkam und aus Trotz allein zu Boden kletterte.
Zögernd nahm sie seine Hand und stieg den Tritt hinunter; für einen kurzen Augenblick standen sie schweigend da und sahen einander hilflos an. Keiner konnte sich überwinden, zum Abschied ein versöhnliches Wort hervorzubringen.
„Gute Nacht, Mylord“, sagte sie schließlich, als die Stille unerträglich wurde.
Er hob ihre Hand an die Lippen. „Gute Nacht, Madam. Ich hole Sie morgen um elf Uhr ab. Die Kinder sollten nicht darunter leiden, dass wir einander enttäuscht haben.“
Sie wusste, dass er ihr nachsah, als sie zur Eingangstür des Hotels eilte, und brachte ihre letzten Kräfte auf, um sich zu straffen. Ja, sie war enttäuscht, und wie es schien, auch er. Dabei hatte der Abend so vielversprechend begonnen.
Pünktlich um elf hielt Lord Dartons Kutsche vor dem Gasthof. Er stieg aus und begrüßte Charlotte und seine anderen Reisegefährtinnen freundlich und ungezwungen, als sei nicht das Geringste geschehen. Angesichts seiner Munterkeit wäre niemand auf die Idee gekommen, dass er eine schlaflose Nacht verbracht hatte.
Den Kindern bereitete der Ausflug zum Dock großes Vergnügen. Gespannt beobachteten sie die letzten Vorbereitungen auf der „Serenity“, dem prächtigen Dreimaster, bevor das Schiff schließlich die Anker lichtete und die weite Reise antrat.
Anschließend spazierten die Ausflügler am Kai entlang, wo ihnen Gerard Topham entgegenkam. Der Captain staunte nicht schlecht, den Freund in Begleitung dreier Mädchen anzutreffen, erinnerte er sich doch, wie wenig Verständnis für Kinder Stacey noch vor Kurzem gezeigt hatte.
Als Charlotte und Miss Quinn mit den Kindern vorangingen, ergriff Topham die Gelegenheit beim Schopf und berichtete seinem Freund, dass es Neuigkeiten gebe. Die Küstenwache habe das besagte Schiff fünf Meilen vor der Bucht von Parson’s End ausgemacht, und man rechne damit, dass die Konterbande nun endlich am morgigen Sonntag an Land geschafft werden solle. Er erinnerte den Viscount daran, wie verabredet die Dorfbewohner aufzurufen, keine Geschäfte mit den Schmugglern zu machen und morgen Abend zu Hause zu bleiben. Überdies solle Lord Darton dafür Sorge tragen, dass Sir Roland und sein Komplize Spike am Strand erschienen, damit man sie zusammen mit der Schiffsmannschaft festnehmen könne.
Mit gemischten Gefühlen trennte sich Stacey von Topham. Zwar verspürte er Erleichterung, dass die leidige Angelegenheit morgen Nacht ein Ende haben sollte, andererseits sorgte er sich um Charlotte und die Kinder. Er konnte nur hoffen, dass sein Freund genügend fähige Männer mitbrachte, um eine Gefährdung für sie auszuschließen.
Die Sonne war bereits untergegangen, als die Reisegesellschaft „The Crow’s Nest“ erreichte. Lord Darton, der den Weg von Ipswich bis hierher auf Ivor geritten war, sprang vom Pferd, überreichte Jem die Zügel und half den Damen und den Mädchen beim Aussteigen.
Als Miss Quinn mit den Kindern ins Haus gegangen war, wandte er sich Charlotte zu. „Einen Augenblick, Madam, ich muss Ihnen noch etwas sagen. Ich weiß jetzt, wann das Schmuggelgut an Land gebracht werden soll.“ Er berichtete ihr, was Topham ihm erzählt hatte.
Charlotte war beunruhigt. „Dann bitte ich Sie inständig, die Dorfbewohner zu überreden, in ihren Häusern zu bleiben.“ Sie seufzte. „Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen, denn ich fühle mich so schuldig.“
„Schuldig? Aus welchem Grund?“
„Es fing alles an mit Cecils Ankunft in Easterley Manor, mit seiner Spielleidenschaft. Ich hätte ihn irgendwie davon abbringen sollen, mit diesen Männern um Geld zu spielen, denn wären seine Verluste nicht so enorm hoch gewesen, hätte er sich auf das Geschäft mit
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